KOMMENTAR: Was macht eigentlich Escom?

14.06.1996
Der Markt rätselt. Und wenn er auch Rätsel liebt, fordert er doch Aufklärung. Zu Escom und seinem neuen Vorstandschef Helmut Jost.Denn seitdem Jost vom Posten des Leiter PC-Business bei IBM auf den obersten Sitz bei dem defizitären PC-Filialisten Anfang April dieses Jahres kletterte (siehe ComputerPartner 6/1996, Seite 16), setzen er und sein Apparat offensichtlich darauf, daß eine konsequente Schweige- und Nicht-Informationspolitik Escom vor den Fragen des Marktes schützt.

Der Markt rätselt. Und wenn er auch Rätsel liebt, fordert er doch Aufklärung. Zu Escom und seinem neuen Vorstandschef Helmut Jost.Denn seitdem Jost vom Posten des Leiter PC-Business bei IBM auf den obersten Sitz bei dem defizitären PC-Filialisten Anfang April dieses Jahres kletterte (siehe ComputerPartner 6/1996, Seite 16), setzen er und sein Apparat offensichtlich darauf, daß eine konsequente Schweige- und Nicht-Informationspolitik Escom vor den Fragen des Marktes schützt.

Dabei hätte Jost es bitter nötig, den Markt über seine Strategie in Kenntnis zu setzen. Statt dessen gab es die dürre Verlautbarung, man wolle sich in Heppenheim wieder auf das Kerngeschäft, den PC-Handel, besinnen. Damit sind die 125 Millionen Mark Verlust, die der PC-Filialist voriges Jahr einfuhr und zur hektischen Rettungsaktion der Escom-Partner Quelle, SNI, der Bayerischen Vereinsbank und der Commerzbank führte (siehe ComputerPartner 5/1996, Seite 10), nicht aus der Welt geschafft.

Doch Escom schweigt dazu.

Auch möchte der Markt gerne darüber aufklärt werden: Was macht die Mannschaft um Jost, um sich dem stürmischen Wind, der ihr derzeit um die Ohren bläst, mit Taten entgegen zu stemmen? Was gedenkt Jost angesichts der dramatischen Umsatzrückgänge in Deutschland zu tun, um den Retailer wieder flott zu machen?

Ist es ihm einerlei, daß bei einer Händlerumfrage von ComputerPartner 50 Prozent der Befragten angaben: Escoms Marktanteil werde sinken (siehe Seite 1 und 12)? Der Hinweis auf 3,6 Prozent europäischen Marktanteil im 1. Quartal 1996 gegenüber 3,4 Prozent im 1 Quartal 1995 wäre völlig fehl am Platz. Denn in Deutschland ging der Escom-Absatz um - abgerundete - 31 Prozent zurück. Und daß Escom seine hierzulande unverkäuflichen Pentium 60 MHz Rechner in Italien loszuschlagen versucht, weiß die Branche und lächelt darüber. Italien ist nicht der Hoffnungsträger für PC-Händler.

Doch Escom schweigt dazu.

Weiterhin stellt sich der Markt sich die Frage, wie es bei Escom um die Eigenfertigung der PCs in Zukunft bestellt sein wird. Insider werten nämlich die Schließung des PC-Werks in Heppenheim und die Verlagerung der Fertigung nach Tschechien als Einstieg in den Ausstieg aus der PC-Fertigung. Nach Meinung des Marktes wäre das sinnvoll, denn Escom gilt als zu schwach, um aus eigener Kraft als Marke auf dem Markt bestehen zu können. Natürlich, Escom wird demnächst in Tschechien billiger produzieren. Aber nachdem für PC-Hersteller minimale Produktionsvorteile qua Standort an der Tagesordnung sind, ist dieser Vorteil relativ.

Doch Escom schweigt dazu.

So ist es kein Wunder, daß der Markt sich schlußendlich mit der Frage beschäftigt, ob der frisch gebackenen Vorstandsvorsitzende Jost sich überhaupt mit Escom beschäftigt. Die Antwort darauf kann nur aus Heppenheim kommen.

Und sie wird auch kommen, so oder so. Nur macht es einen Unterschied aus, ob man sie selber gibt oder es dem Markt überläßt, sie zu beantworten. Letzteres, soviel erscheint gewiß, würde Escom in eine weitere existenzbedrohende Krise stürzen.

Doch Escom schweigt.

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