Kommt das große Ladensterben?

17.05.2001
Vom Strohhälmchen Service und dem Prinzip Hoffnung

Noch ein paar Monate durchhalten, Privatgeld nachschießen und beten. So könnte, verständlich gekürzt, das Ergebnis einer Studie zur aktuellen Situation der privaten Computergeschäfte hierzulande lauten. Nachdem die PC-Stückzahlen sinken, die Handyverkäufe stocken und kaum eine Planzahl aus dem letzten Jahr noch Bestand hat, ist es an der Zeit, über Alternativen, Lösungen oder Auswege aus dem Dilemma einer sterbenden Vertriebsform nachzudenken. Schulterzucken und Kurzmeldungen reichen nun nicht mehr, der Markt für Privatkunden ist satt.

Mit Ersatzteilen, Zubehör und einem PC ab und zu lässt sich in einem universell angelegten Fachhandel nicht mehr lohnend wirtschaften. Der Beratungsaufwand nimmt bei der Restklientel, also den noch nicht unblöden Erstkäufern und den betuchten "Ich-will-etwas-Besseres"-Kunden, Dimensionen an, die durch nichts wieder zu erlösen sind. Bis zu einer Stunde und mehr Beratungsgespräch, Lieferung ins Haus, Aufbau und noch eine Stunde Einweisung in Mausbedienung und Patronenwechsel, dazu der kaufmännische und logistische Aufwand einen passenden Fachhandels-PC überhaupt zu bekommen. Rücksenderisiko, Nachbetreuungskosten und immer häufiger Reklamationen durch Qualitätsmängel kommen hinzu. Das alles soll eine Marge leisten, für die sich ein angestellter Techniker nicht einmal ins Auto setzt. Nicht das Ladensterben ist so erstaunlich, dass es so lange gedauert hat verwundert.

Für den Fachhandel bleibt derzeit nur das übrig, was die anderen nicht wollen, weil es ihnen zu teuer ist. Andere Branchen bildeten beispielsweise Edelshops oder suchten Nischen. Ob Ökorechner oder Wellness-Computer eine Lösung sind? Der Graumarkt beherrscht die Flohmärkte, Software gibt es beim Nachbarn umsonst, und unsere starken Partner verkaufen sowieso lieber direkt über Web, Fax oder Katalog. Ein Hersteller der dringend Fachhändler sucht, bietet beispielsweise drei Jahre Garantie, die allerdings erlischt, falls der Händler Fremdgeräte ein- oder ausbauen sollte. Schlauerweise ist die Garantie auf den Händler ausgestellt, damit bleiben die für Endkunden unwirksamen Bestimmungen gültig. Der dumme "Partner" trägt das alleinige Risiko, sicher nicht die feine Art, vor allem kein Weg aus der Krise. Ein Beispiel nur - eines für viele. Es sieht so aus, dass wir wieder mal den Königsweg finden müssen, den sich die Konzerne dann zu Nutze machen. Ob es der Mehrwert Dienstleistung, Kundennähe, Kompetenz, Vertrauen oder alles zusammen ist, sein kann, sogar muss oder ganz andere Ansätze, es wird Zeit, darüber nachzudenken!

Mein Fazit: Noch nie war das Ende des Computerbooms so deutlich vorgezeichnet. Wer es sich leisten kann, sollte sich ein neues Betätigungsfeld suchen oder muss bis zur Marktbereinigung durchhalten können.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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