Komplexität treibt Speicherkosten

26.06.2004
Während die Hardwarepreise weiter sinken, steigen die Managementkosten für Speichernetze rasant. Die Referenten auf der "IDC?s European Storage Connections 2004" zeigten Ansätze, wie die Anwender trotz knapper Budgets den Managementaufgaben in Speicher-Infrastrukturen gerecht werden können. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Thomas Hafen

Bereits zum vierten Mal rief das Marktforschungsunternehmen IDC zur europaweiten Roadshow "European Storage Connections", die am 17. Juni in Frankfurt am Main Station machte. Fast alles, was Rang und Namen in der Speicherbranche hat, war vertreten. Von den Großen fehlten allerdings EMC und Brocade auf der Referenten- und Ausstellerliste. Rund 200 Teilnehmer, zum großen Teil Storage-Verantwortliche aus Unternehmen, waren der Einladung gefolgt.

Mit den Themen Information-Lifecycle-Management und IP-Storage hatte sich der Veranstalter zwei Bereiche vorgenommen, die derzeit vor allem von den Anbietern als Trends im Speichermarkt lanciert werden. Doch der Themenbogen war sehr viel weiter gespannt: Er reichte von der Infrastruktur im Datenzentrum, vorgestellt vom Energiespezialisten APC, bis zu den Managed Services des Telekommunikations-Anbieters Colt.

Dies und die wenig logische Gruppierung der Vorträge ließen einen roten Faden nur schwer erkennen. Immerhin machte die Veranstaltung aber deutlich, dass Hersteller und Anwender sich mit einer immer komplexeren Storage-Welt herumschlagen müssen, deren Managementkosten bald nicht mehr bezahlbar sein könnten.

Dass die wuchernden gesetzlichen Rahmenbedingungen die Situation nicht gerade erleichtern, zeigte IDC-Research-Manager Claus Egge in seinem Einführungsvortrag auf. Alle redeten von Compliance, doch für die Umsetzung der Vorschriften gebe es keine Richtlinien, so der Analyst. Unternehmen müssten deshalb eigenverantwortlich dafür sorgen, das aktuelle und geplante rechtliche Bestimmungen umgesetzt würden.

ILM ist kein Produkt

Als Heilmittel gegen steigende Datenfluten und die Unübersichtlichkeit im Speicher priesen Computer Associates, IBM und HP das Information-Lifecycle-Management (ILM). Wie beim schon lange bekannten Hierarchischen Speicher-Management (HSM) soll ILM dabei helfen, Daten ihrer Wichtigkeit entsprechend auf unterschiedlich teure und unterschiedlich performante Speichersysteme zu verteilen oder am Ende ihres Lebenszyklus ganz zu löschen. Im Unterschied zu HSM entscheidet aber nicht das Alter einer Datei allein darüber, ob und wann diese auf billigeren Festplatten, Bändern oder gar im Papierkorb landet. Stattdessen wird die Relevanz, welche die Inhalte für das Unternehmen haben, gewichtet.

Und genau hier liegt das Problem, denn die firmenspezifischen Kriterien für die Bedeutung einer Datei lassen sich nicht per Speichersoftware festlegen. "Information-Lifecycle-Management ist kein Produkt, sondern ein Prozess", sagte denn auch Tim Nolte, ILM-Business-Manager bei HP. Anhand der E-Mail-Archivierung eines Großunternehmens rechnete er vor, dass mit richtigem Datenmanagement bis zu 60 Prozent der E-Mail-Verwaltungskosten einzusparen wären. Auf die Frage aus dem Publikum, ob denn HP diesen Return on Investment seinen Kunden auch garantieren würde, musste Nolte allerdings passen.

Eine etwas handfestere Form von Komplexitätsreduzierung stellte Hitachi Data Systems vor. Mit dem "Storage Area Management System" des Herstellers sollen sich Speichernetze leichter verwalten lassen. Es sei erschreckend, aber viele Firmen wüssten selbst nicht mehr, wie viele Ports sich in ihrer Infrastruktur verstecken und wie Server, Switches und Speichersysteme zusammenhängen, sagte Steffen Bartsch, Manager Solution Strategy bei HDS. Er warb für mehr Professionalität: "Man kann nicht in Millisekunden denken und sein Netz dann per Excel-Tabelle verwalten." Das Tool sorgt zunächst für Transparenz, indem es alle Netzwerkverbindungen darstellt. Diese lassen sich dann managen und für die Abrechnung auch Kostenstellen zuordnen.

SNIA wirbt für Interoperabilität

SAM basiert auf dem Common-Information-Modell und ist SMI-S-zertifiziert. Es setzt damit Bestrebungen der Speicherbranche um, auch auf der Schnittstellenseite die Komplexität im Angebot zu verringern. Vorangetrieben wird die Storage Management Initiative Specification (SMI-S) von der Storage Networking Association (SNIA), die seit 2003 auch in Europa eine schlagkräftige Organisation unterhält. "Vorher waren wir hauptsächlich damit beschäftigt, konkurrierende Hersteller unter einen Hut zu bringen", gibt Patrick Swoboda, Chairman von SNIA Deutschland, zu. Dies sei nun anders, seit aus dem "lockeren Knabenverband" ein "echtes", in Großbritannien registriertes Unternehmen geworden sei.

Ziel von SMI-S ist es, eine gemeinsame Schnittstelle zur Verfügung zu stellen, die Storage Networking über die Herstellergrenzen hinweg möglich macht. Angesprochen werden nicht nur die üblichen Verdächtigen aus der Speicherbranche, sondern auch Softwarehersteller anderer Bereiche. Mit dabei sind bereits Microsoft und Red Hat. Bis zum dritten Quartal 2004 sollen 50 Prozent der SNIA-Mitglieder SMI-S-zertifizierte Produkte anbieten. Im kommenden Jahr sollen es dann alle sein.

Meinung des Redakteurs

In die Inselwelt der herstellerspezifischen Storage-Lösungen kommt Bewegung. Interoperabilitäts-Initiativen wie die der SNIA werden es auch den Partnern leichter machen, das richtige Angebot für jede Speicheranforderung entwickeln zu können.

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