Komponentendistributor zwei Jahre nach der Übernahme

14.10.1999

TROISDORF: Seit der Übernahme durch CHS vor zwei Jahren hat sich einiges bei Karma getan: Eine neue Geschäftsführung sowie Ernüchterung über die Muttergesellschaft sind eingekehrt. Doch daß sich der Großhändler auf Komponenten konzentriert - das bleibt.Es ist fast wie in der Politik: Die Regierung wechselt - und doch bleibt alles beim alten. Bei Karma wanderte Anfang des Jahres das komplette Führungsteam, bestehend aus Jochen Gerdau, Erkan Canmutlu und Udo Moritz, ab, gründete die Emeaa Computer GmbH und will sich seither im exakt selben Bereich wie Karma etablieren. "Deren Fortgang ist auf rein interne Gründe zurückzuführen", macht Gottfried Hackbarth, seit April Hausherr der Karma Computer GmbH in Troisdorf, klar. Von der angekündigten Konkurrenz seiner ehemaligen Kollegen spüre er noch nichts.

Trotz des Wechsels im Management bleibt die strategische Ausrichtung des Unternehmens wie gehabt: "Wir sind der Erfüllungsgehilfe der Hersteller. Es geht darum, die Waren und Strategien der Lieferanten durchzubringen - und das können Spezialisten besser als Broadliner", betont der neue Chef, der von Karma International mit Sitz in Hünenberg/ Schweiz herüberwechselte.

Ein wahrer Gewinn für CHS

Mit dieser Aussage zieht Hackbarth auch eine deutliche Trennungslinie zur CHS. Zum heutigen Verhältnis erklärt der Geschäftsführer: "Wir distanzieren uns" - und betont auch: "Unser Geschäft läuft völlig unabhängig von der CHS-Gruppe."

Verwunderlich ist die Suche nach Abstand angesichts der aktuellen Lage der Broadliner-Mutter nicht. "Karma International generierte im letzten Jahr in Europa 13 Prozent des Umsatzes der CHS-Gruppe - und 75 Prozent des Gewinns", erklärt Hackbarth. Sollte diese Schere dieses Jahr noch weiter auseinanderklaffen, würde ihn das nicht wundern. Welche Konsequenzen sein Unternehmen aus dieser Situation zieht? "Viele Modelle sind denkbar" - mehr will der Karma-Chef noch nicht preisgeben.

Mit Komponenten fest im Sattel

Daß die Fokussierung auf Komponenten auch für die Zukunft die richtige Entscheidung ist, dessen ist sich Hackbarth sicher. "Wir haben einfach eine unbestrittene Position in Europa", erklärt der Karma-Chef. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Großhändler allein in Deutschland 615 Millionen Mark bei 971.000 verkauften Festplatten. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit einer verkauften Stückzahl von über einer Million - und der Umsatz soll "erheblich" sein.

Probleme mit der Verfügbarkeit von Komponenten aufgrund des Erdbebens in Taiwan befürchtet Hackbarth für sein Haus nicht: "Wir merken davon nichts. In letzter Zeit haben die Hersteller zwar verstärkt gehandelt - der gesamte Markt hat sich gegenseitig die verfügbaren Mengen verkauft -, jetzt wird aber endlich wieder eingebaut."

Der Karma-Mann begründet seine gelassene Haltung auch damit, daß die Hälfte der Produkte in seinem Portfolio Massenspeicher sind, die nicht in Taiwan hergestellt werden. So zum Beispiel Seagate: Mit den Festplatten seines besten Pferdes im Stall generiert der Großhändler in Spitzenzeiten bis zu 25 Prozent seines Umsatzes. Speicher machen nur 15 Prozent seines Produktmix aus - aber daß die liegenbleiben, darüber muß sich natürlich auch Karma keine Sorgen machen. (via)

Der Komponentenmann: Gottfried Hackbarth ist Geschäftsführer der Karma Computer GmbH.

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