Konkurrenz für Adobe?

26.10.2000
Datenstaus und langsame Übertragungsraten sind im Web an der Tagesordnung. Die Anzahl der Internet-Nutzer und die Menge an Informationen wird täglich größer. Mit "Djvu" soll die Datenflut bewältigt werden.

Um den gewaltigen Datenmengen im Web Herr zu werden und schnelle Datentransfers zu ermöglichen, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder ein Ausbau des Netzes oder rigorose Datenreduzierung.

Jim Jones, Executive Vice President der Firma Lizardtech, setzt auf Datenreduzierung durch geschicktes Packen der Datenströme. Mit dem neuen Produkt Djvu (gesprochen Dejá Vu) sind beeindruckende Packungsraten möglich. Unser Beispielbild, die Umschlagseite eines Katalogs, hat nach dem Scannen (300 ppi) eine Größe von 21 MB. Mit Acrobat in ein .pdf-File umgewandelt, hat sie immer noch eine Größe von 11 MB. Djvu dagegen reduziert die Datenmenge um den Faktor 365:1 auf 59 KB.

Und im Gegensatz zu einem .pdf-File lässt sich das Bild wieder vergrößern, ohne größere Verluste zu zeigen.

Trennung heißt der Trick

Djvu arbeitet beim Packen mit einem raffinierten Trick: Das ursprüngliche Dokument wird in einen Vordergrund und in einen Hintergrund zerlegt. Dabei werden Linien und Text in einem Layer aufbereitet, und der farbige Hintergrund wird in einem weiteren Layer bearbeitet. Mit Hilfe des Viewers lassen sich beide Bilder wieder zu einem kombinieren. Das Ergebnis ist wirklich verblüffend. Das Image lässt sich nun bis auf 1.000 Prozent aufziehen, ohne dass Linien verschwinden oder Buchstaben pixelig werden. Der Qualitätsverlust zum Original ist minimal.

Aber Djvu kann noch mehr: Eine integrierte OCR-Funktion erlaubt eine Volltextsuche in den Dokumenten. Zur Zeit ist diese Funktion aber nur in Englisch zu haben. Außerdem gestattet das Programm in den Dokumenten den Einbau von Hyperlinks, die direkt aus dem Dokument aufgerufen werden können.

Djvu soll einfach zu bedienen sein. Man legt die Dokumente nur auf den Scanner und startet den Einlesevorgang. Djvu macht alles andere automatisch. Abschließend lassen sich noch Hyperlinks anlegen und/oder bestimmte Bereiche des Dokuments hervorheben. Djvu komprimiert dann die Daten und legt sie auf der Festplatte ab.

Konkurrenz für Adobe?

In der Archivierung und beim Versenden technischer Daten hat Adobe mit dem Acrobat Reader immer noch die Nase vorn. Das könnte sich aber schnell ändern, denn das neue Programm ist dem Acrobat Reader haushoch überlegen. Nicht nur, dass die Dateien um den Faktor 50 bis 100 kleiner sind als .pdf-Files, die Qualität der angezeigten Seiten ist auch um ein Vielfaches besser. Der Viewer lässt sich, wie beim Acrobat Reader, kostenlos ab dem 25. Oktober 2000 aus dem Netz downloaden. Djvu wird es in fünf verschiedenen Versionen geben. Die Preise für die einzelnen Versionen standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Konzipiert wurde Djvu, um das Netz zu entlasten. Mit Djvu komprimierte Dokumente können blitzschnell über das Internet verschickt werden. Im Gegensatz zu .pdf-Files lassen sich die Dokumente beliebig vergrößern, ohne unleserlich zu werden. Auch ein Ausdruck ist jederzeit möglich.

Für die Archivierung beliebiger Dokumente könnte Djvu ebenfalls ein wichtiges Programm werden. Denn mit keiner anderen Software lassen sich zur Zeit Daten so gewaltig komprimieren. (jh)

www.lizardtech.com

Zur Startseite