Konkurrenz ist verunsichert

06.10.1998

MÜNCHEN: Unternehmen, die computergestützte Routenplaner beispielsweise für den Außendienst oder für Speditionsfahrpläne einsetzen, waren bisher auf Profi-Programme für über tausend Mark angewiesen. Mit einem neuen Routenplaner für 50 Mark will die Tele-Info Verlag GmbH nun der Konkurrenz das Fürchten lehren und bis Jahresende zum Marktführer aufsteigen."Unser Hauptkonkurrent, die Firma CAS Software, erreicht mit ihrem Produkt Map & Guide gerade mal 80 Prozent des Leistungsumfanges unseres neuen Profi-Routenplaners", tönt Rolf Gotthardt, Prokurist und geistiger Vater des "G.i.D. Route 98" von der Tele-Info Verlag GmbH in Garbsen, selbstbewußt. "Wir wollen bis Jahresende Marktführer in diesem Segment sein und zwischen hundert- und zweihunderttausend Stück der Software absetzen", lautet sein hochgestecktes Ziel.

Konfrontiert mit diesen Aussagen, kontert Martin Hubschneider, Geschäftsführer bei der CAS Software GmbH in Karlsruhe: "Ich kann nicht nachvollziehen, warum der Tele-Info Verlag sich mit seinem Produkt an Map & Guide messen will, schließlich wird unser Produkt erfolgreich über Fachhändler vertrieben, während ein Produkt im Preisbereich 50 Mark, über die Massenkanäle vertrieben werden muß und entsprechend geringen Beratungs- und Supportaufwand bedingen darf." Auch was den Markterfolg des Dumping-Routenplaners anbetrifft, gibt sich Hubschneider skeptisch: "Es gab in den letzten Jahren schon einige Ankündigungen des Wettbewerbs. Jedoch konnten sich die Produkte nicht am Markt durchsetzten. Im Gegenteil, der Umsatz unserer Produkte konnte sogar noch deutlich gesteigert werden. Allein im ersten Quartal 98 ist der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 80 Prozent gestiegen."

Gotthardt zaubert jedoch auch für den Handel noch ein Schreckgespenst aus dem Ärmel: "Ich bin stolz, daß wir eine Erhöhung des Einkaufspreises durchsetzen konnten. Der Handel will unser Produkt, trotz geringeren Gewinnes, aber unbedingt verkaufen." Mit dieser als eher handelsfeindlich einzustufenden Aussage wird das Dilemma des IT-Handels überdeutlich: Immer bessere Produkte zu noch günstigeren Preisen, mit immer geringeren Margen.

Diese auch für den Hersteller, wenig gewinnbringende Strategie, soll nach eigenen Angaben durch den Verkauf von Lizenzen an Software-Integratoren und VARs refinanziert werden. Der Tele-Info Verlag will entweder dem Händler die zur Programmierung eigener Lösungen notwendigen Software-Tools zur Verfügung stellen oder im Auftrag für Kunden Individuallösungen erstellen. Beides natürlich zu wesentlich höheren Preisen. Allerdings kann Gotthardt noch mit keinem konkreten Vertriebskonzept für Software-Integratoren aufwarten: "Wir warten mal ab was passiert", so die lapidare Aussage des Tele-Info Mannes.

Konkurrent CAS schöpft hier aus der achtjährigen Firmenerfahrung auf diesem Gebiet: "Der professionelle Enduser und auch Systempartner fordern integrationsfähige Komplettpakete mit entsprechendem Produktsupport. Wir unterstützen unsere Partner und bieten ihnen die größtmögliche Sicherheit", rechtfertigt Hubschneider sein Vertriebskonzept. (akl)

Mit dem G.i.D. Route 98 will der Tele-Info Verlag bis Jahresende zum Marktführer aufsteigen.

CAS Geschäftsführer Hubschneider: "Ein 50 Marks-Produkt kommt für die Systemintegration nicht in Frage."

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