Kopplung von Inhouse-Systemen an weltweite Datennetze geht noch schleppend voran

11.12.1998

MÜNCHEN: Den Informationsfluß innerhalb und außerhalb von Unternehmen schneller und effizienter zu gestalten, ist unumstritten ein Gebot der Stunde. Während in den USA bereits viele firmenspezifische Internet- und Intranetlösungen im Einsatz sind, befinden sich in Deutschland die meisten derartigen Anwendungen, falls überhaupt, gerade einmal in der Pilotphase. ComputerPartner-Mitarbeiter Siegfried Dannehl sprach mit Detlev Schmitz, Vertriebsdirektor der deutschen Niederlassung der Progress Software Corporation, einem weltweiten Anbieter von Internet- und Intranet-Entwicklungswerkzeugen, über Trends und Hintergründe.

Wie würden Sie die Ausrichtung ihres Unternehmens beschreiben, und welche Zielmärkte adressieren Sie mit ihren Produkten?

SCHMITZ: Progress Software stellt professionellen Entwicklern Tools und Services für den Ausbau und Einsatz von Geschäftsanwendungen für Client/Server, Internet-, Intranet-, und Extranet-Umgebungen zur Verfügung. Mit unserem Produktspektrum bedienen wir vertikale Märkte. Dazu zählen wir insbesondere die Fertigungsindustrie, den Groß- und Einzelhandel sowie den Finanzdienstleistungsbereich, das Versicherungs- und Gesundheitswesen.

Wie stellt sich aus ihrer Sicht die aktuelle Situation im Bereich der Internet- und Intranet-Lösungen dar?

SCHMITZ: Branchen, die gezwungen sind, schnell mit Informationen zu agieren, wie Banken und Versicherungen, spielen hier ganz klar eine Vorreiterrolle. Mit einigem Abstand folgen dann der Handel und die Industrie. Allgemein ist festzustellen, daß, wenn wir die Situation in Deutschland und den USA vergleichen, uns der amerikanische Markt um zwei bis dei Jahre voraus ist. Und das, obwohl Deutschland was Internet-Applikationen betrifft, zu den Kernländern in Europa zählt. Aber dieser generelle Entwicklungsvorsprung wird kleiner. Es ist festzustellen, daß neue Entwicklungen immer schneller nach Europa überschwappen.

Was glauben Sie, ist der Grund dafür, daß Unternehmen in Europa und speziell in Deutschland bis heute dem Einsatz von Internet- und Intranetlösungen gegenüber noch so abwartend reagieren?

SCHMITZ: Die Gründe sind vielfältig: Der Leidensdruck ist noch nicht hoch genug, oft sind Wettbewerbsvorteile nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar, und dazu kommt, daß die Investitionslage in Deutschland zur Zeit eher defensiv ist. Die Strategie vieler Unternehmen lautet daher, in kleinen Nischen Pilotprojekte aufsetzen und abwarten. Wichtig für mich ist allerdings, daß die Thematik mittlerweile in den Köpfen der Verantwortlichen ist. Ich bin sicher, daß Bedarf und Nachfrage in diesem Segment im Jahr 1999, spätestens im Jahr 2000 deutlich spürbar ansteigen werden.

Inwieweit treiben neue Trends wie Dokumentenmanagement und Workflow die Marktentwicklung im Bereich der Internet-/Intranet-Lösungen voran?

SCHMITZ: Der Trend zu einem engeren und effizienteren Informationsfluß ist überall deutlich spürbar. Wir haben deshalb bereits letztes Jahr durch die Übernahme von Apptivity unsere Position im Java-Umfeld gezielt verstärkt. Jetzt stellen wir mit Freude fest, daß immer mehr große Systemintegratoren auf uns zukommen, die im Auftrag von Großunternehmen an Komplettlösungen im Internet-/Intranet-Umfeld arbeiten.

Wie sieht die Vertriebsstruktur ihres Unternehmens aus?

SCHMITZ: Die Praxis hat gezeigt, daß es sinnvoll ist, sowohl direkte als auch indirekte Vertriebskanäle einzurichten. Wir haben deshalb eine eigene Business-Unit gegründet, die europaweit Java- und Internet-Produkte verkauft und auch den Support dafür liefert. Parallel dazu haben wir ein klassisches Distributions- und ein VAR-Konzept. Im Retailgeschäft sehen wir zur Zeit keinen Handlungsbedarf, aber speziell im Java-Bereich sind wir immer auf der Suche nach kompetenten Systemintegratoren, die in der Lage sind, qualitativ hochwertige Projekte abzuwickeln.

Wie ist die Situation bei Systemhäusern und Systemintegratoren? Zeigt man sich hier zum Thema Internet-/Intranet-Lösungen offener als bei den potentiellen Kunden in den Unternehmen?

SCHMITZ: Internet- und Intranetlösungen sind derzeit ganz klar ein Thema für Systemhäuser. Allerdings haben viele das Potential noch nicht erkannt und verhalten sich konservativ abwartend. Im Vorteil sind jene, die eng mit sensiblen Branchen wie Banken und Versicherungen zusammenarbeiten. Sie sind frühzeitig auf den Zug aufgesprungen und haben jetzt Vorteile. Mit der Softlab GmbH haben wir beispielsweise eines der erfahrensten Systemhäuser Deutschlands gewonnen, das in der Lage ist, Endkunden aus unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen maßgeschneiderte Lösungen zu bieten. Internet- und Intranet-Produkte sind nach wie vor sehr beratungsintensiv, und was der Kunde heute wünscht, sind nun einmal kompetente Partner, die ihm Komplettlösungen liefern.

Detlev Schmitz:, Vertriebsdirektor der Progress Software GmbH:

"Der Markt für Internet-/Intranet-Lösungen ist in Deutschland in der Early-Adaptor-Phase."

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