"Kunden nutzen Sprachverarbeitung am liebsten, um Mails zu diktieren"

16.12.1999
MÜNCHEN: An der Spracherkennungstechnologie wird in spätestens fünf Jahren niemand mehr vorbeikönnen. Wer sich als Fachhändler schon jetzt mit diesem Markt befaßt, findet ein noch kaum beackertes Feld vor, meint Roland Richter, Vice President von Dragon Systems Inc.

"Wenn die Y2K-Problematik weg ist, werden die IT-Budgets wieder frei. Dann kommt das Thema Spracherkennung verstärkt auf den Tisch." Roland Richter, Europachef des Spracherkennungsanbieters Dragon Systems, ist überzeugt, daß die Nachfrage nach dieser Technologie steigt. Bereits in diesem Jahr sei das Marktvolumen um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, so Richter. 1998 lagen die Umsätze in Europa laut Frost & Sullivan noch bei 155 Millionen Dollar (siehe Grafik).

Die Haupteinsatzgebiete für Sprachverarbeitungssoftware unterteilt Richter in die Bereich "Office", "Embedded Chips" und "Audio Mining". Unter "Office" versteht er die herkömmlichen Anwendungen wie Texte- oder E-Mails-Diktieren. "Die Applikation wird heute schon am häufigsten zum E-Mail-Diktieren benutzt", weiß Richter. Die Rechtsabteilung der Allianz oder die Deutsche Bank benutzen das Produkt schon erfolgreich. Außer für große sei diese Applikation vor allem für mittlere Unternehmen interessant. "In diesem Bereich können Value Added Reseller, die Schulungen für Spracherkennung verkaufen, mehr Geschäft machen als mit Großkunden", glaubt Richter. Zusammen mit Ingram Macrotron wird Dragon im kommenden Jahr auf einer Roadshow Fachhändlern solche Lösungen vorstellen.

Die Anwendungsmöglichkeiten für Spracherkennung in Verbindung mit embedded Chips sieht der Europachef von Dragon stark im Kommen. Diese Chips können eine Reihe von mündlichen Befehlen verstehen, und je nachdem welches Gerät der Prozessor steuert, kann dann der Videorekorder, das Licht, die Heizung im Auto oder vieles mehr mit natürlicher Spracheingabe kontrolliert werden. Das Thema "Audio Mining" ist zum Beispiel für Call-Center interessant. Audiodaten können damit auf bestimmte Schlüsselwörter hin ausgewertet werden.

Von allen Anwendungsbereichen entfällt auf den Markt für IT- und Diktiergerätesoftware der größte Teil (1998: 76,1 Prozent). Software für Telefonprodukte folgt mit einem Umsatzanteil von 12,9 Prozent. Den kleinsten Anteil erwirtschaftete Software zur Steuerung und Kontrolle mit 11 Prozent Umsatzanteil 1998.

Die großen Spieler auf dem Markt sind noch an einer Hand abzuzählen. Neben Dragon Systems beherrschen IBM, Lernout & Hauspie und Philips die Szene. "Dragon hat in den USA einen Marktanteil von rund 65 Prozent, in Deutschland rund 30 Prozent", erklärt Richter. Bisher habe man zwischen 2 und 2,5 Millionen Lizenzen weltweit verkauft. (is)

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