Kurskorrekturen halten unvermindert an

14.05.1999

FRANKFURT/M.: Frankfurts Neuer Markt steht weiter unter Druck. Vor allem Werte, die auf der Erfolgswelle bislang einfach nur mitge-schwommen sind, müssen mit der Vorlage entsprechender Quartalszahlen ihre hohe Bewertung rechtfertigen.Der Gewinner in den ersten vier Monaten dieses Jahres heißt Erich Lejeune. Mit einem Anstieg um über 160 Prozent auf 400 Euro (05.05.) machte die Aktie der Münchner CE Consumer Electronic AG bislang das Rennen. Allein seit März legte der Wert um ein Drittel zu. Wie sehr allerdings das Papier ausgereizt ist, machte die Bekanntgabe der Geschäftszahlen für 1998 deutlich: Umsatzmäßig gelang dem Chipbroker ein Plus von 31 Prozent auf 46,1 Millionen Mark, der operative Gewinn stieg um 92 Prozent auf 8,1 Millionen Mark. Mit 1,50 Mark winkt den Aktionären zudem eine ordentliche Dividende. Der Aktienkurs zeigte sich allerdings von den guten Ergebnissen unbeeindruckt und blieb mit 399 Euro auf Vortagesniveau.

Für die lebhaften Kursausschläge des Titels ist nach wie vor das geringe Aktienvolumen von nur 400.000 Stück verantwortlich. So kann bereits der Kauf oder Verkauf von 20.000 Aktien den Kurs nach oben oder unten drehen. Um diese Enge zu sprengen, wurde von CE ein Aktiensplit im Verhältnis 5:1 in Aussicht gestellt.

Zu den Gewinnern am gehören auch die Aktionäre der Essener Medion AG. Seit ihrem Börsendebüt am 26. Februar 1999 kennt die mit 85 Euro ausgegebene Aktie nur eine Richtung. Am ersten Tag mit 150 Euro gehandelt legte das Papier mit dem Erreichen der 200-Euro-Marke vor wenigen Tagen nochmals zackig zu.

Auftrieb verlieh dem Titel eine Meldung aus dem Unternehmen, wonach der Elektronikvermarkter mit einem neuen Geschäftsbereich auch TK- und Internet-Dienstleistungen in sein Portfolio aufnehmen will. Mit insgesamt 2,3 Millionen Aktien, die sich in Streubesitz befinden, gehört Medion am Neuen Markt zu den größeren Emissionen und scheint zunehmend auch für Fonds von Interesse zu sein.

Was es heißt, sich in allzu luftige Höhen aufgeschwungen zu haben, dann aber "abzuschmieren", davon kann die Augsburger Infomatec AG ein Lied singen. Im Juli 1998 mit 27 Euro ausgegeben und bis zum Jahresende mit 179 Euro (plus 563 Prozent) Klassenbester am Neuen Markt, konnte das Papier in diesem Jahr nochmals satte Prozentpunkte draufsatteln.

Nach acht kurstreibenden Akquisitionen in Folge war dann allerdings im Februar mit 322 Euro das vorläufige Ende der Fahnenstange erreicht.

"Wir sind keine Kursphantasie, sondern hängen am Neuen Markt total stabil drin", nahm Infomatec-Vorstand Alexander Häfele noch vor kurzem den Mund vielleicht etwas zu voll. Spätestens seit Bekanntgabe des negativen Ergebnisses für 1998 (4,9 Millionen Mark Verlust) sowie angekündigter roter Zahlen in den ersten sechs Monaten befindet sich das Papier im freien Fall. Am 5. Mai lag der Kurs nur mehr bei 184 Euro und gab damit innerhalb einer Woche um mehr als 20 Prozent nach. "So manche Anleger hätten ihr Geld lieber im Sparstrumpf gelassen", gibt das "Handelsblatt" treffend die Stimmung jener Infomatec-Aktionäre wieder, die im Januar und Februar eingestiegen sind.

Die Aktie des Aachener Systemhauses Hancke & Peter hat seit ihrer Erstnotiz den Rückwärtsgang eingelegt. Das Ende Januar mit 14,7 Euro ausgegebene Papier verdreifachte zwar am ersten Handelstag seinen Wert auf 45 Euro. Damit scheint es aber auch mit der "Phantasie bei Hancke & Peter", von der die "Wirtschaftswoche" noch im März schwärmte und die Aktie bei einem Kurs von gut 35 Euro zum Kauf empfahl, fürs erste vorbei zu sein.

Positive Unternehmensmeldungen, die die derzeit schlechte Kursentwicklung umkehren könnten, lassen bislang auf sich warten. (god)

Zur Startseite