Landis ist zahlungsunfähig und verkauft seine Distributionssparte

02.05.2002
Was bereits seit Wochen gemutmaßt wurde, ist nun zur traurigen Gewissheit geworden: Die europaweit agierende Landis-Gruppe ist zahlungsunfähig.

Mit einwöchiger Verzögerung veröffentlichte Landis seine Bilanz 2001. Als Grund hierfür gab das Unternehmen die laufenden Verhandlungen über den Verkauf der Distributionsgesellschaft an. Doch der tatsächliche Grund für die verspätete Bekanntgabe der Unternehmenszahlen war offensichtlich: Das Jahr 2001 ist für Landis bilanztechnisch verheerend ausgefallen. Zwar stieg im Vorjahr der Umsatz von 667 auf 695 Millionen Euro an, doch gleichzeitig gab es statt eines Nettogewinns von 24,7 Millionen Euro im Jahre 2000 diesmal einen Nettoverlust von 52 Millionen Euro. Außerdem stand der niederländische Konzern Ende 2001 mit 146 Millionen Euro bei den Banken in der Kreide, die Eigenkapitalrate sank auf 9 Prozent. Dies alles gab schließlich den Ausschlag für den Niedergang von Landis als ein eigenständiges Unternehmen.

Nach Veröffentlichung der Bilanz 2001 trat der gesamte Vorstand in Utrecht zurück - der an seine Stelle getretene kommissarische Vertreter konnte dann nur noch die Zahlungsfähigkeit von Landis erklären. Mit einer Eigenkapitalquote von 20 Prozent wäre noch etwas zu retten gewesen, aber angesichts der Unternehmenszahlen kündigte das involvierte Bankenkonsortium alle Kredite. Zwar wurden noch die April-Gehälter an die Belegschaft ausgezahlt, doch die weitere Zukunft der Landis-Gesellschaften bleibt ungewiss.

Zumindest für die Distributionssparte ist nun alles klar geworden: sie wurde doch an die Westcon-Gruppe verkauft. Das schien zuletzt nicht sehr wahrscheinlich, nachdem die zwei Monate andauernden Verhandlungen zwischen beiden Konzernen Ende März geplatzt waren. Offenbar akzeptierte Landis nun einen geringeren Verkaufspreis, als den noch vor drei Monaten postulierten. Über die genaue Kaufsumme drang nichts nach außen, nur so viel wurde bekannt: Westcon übernimmt lediglich die etwa 500 Mitarbeiter der Landis-Distribution; Schulden, Außenstände aber auch Aktien sind von der Transaktion ausgeschlossen.

Ferner hat die Westcon-Gruppe fast alle europäischen Niederlassungen (Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden und Spanien) geschluckt. Lediglich die britische Landesgesellschaft wird Westcon nicht übernehmen. Denn auf der Insel ist der Netzwerk-Distributor selbst bereits stark vertreten. Nun streckt aber Westcon seine Fühler auf das europäische Festland aus, und nachdem er bereits dort über seine Tochter Comstor als Cisco-Distributor gut positioniert ist, bekommt er nun Zuwachs an folgenden neuen Lieferanten: Sun, 3Com, Nortel, Avaya, Network Associates, Veritas und Oracle.

Für die deutsche Landis-Distribution bedeutet dies, dass alle derzeit 65 Mitarbeiter in die neue zu gründende Westcon GmbH übernommen werden sollen. Über die künftige Ausrichtung dieser Gesellschaft konnte der hiesige General Manager Business Partner Werner Philipps noch nichts Näheres sagen: "Wir befinden uns derzeit in Verhandlungen, frühestens nächs-te Woche wissen wir genauer, wie es weiter geht."

www.landis.de

www.westcongroup.com

www.comstor.de

ComputerPartner-Meinung:

Mit dem Verkauf der europaweiten Distribution von Landis an Westcon tritt nun ein neuer ernst zu nehmender Mitspieler auf die kontinentaleuropäische VAD-Szene (Value Added Distributoren). Viel hat dieses Unternehmen bisher in Deutschland noch nicht von sich hören lassen, außer mit seiner Tochter Comstor, einem reinen Cisco-Distributor. Das könnte sich nun ändern. Westcon allein wird künftig die Geschicke der früheren Landis-Distribution bestimmen und Comstor sicherlich in die Gesamtstrategie mit einbinden. (rw)

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