Lange Gesichter bei Toshiba: Start ins Desktop-Geschäft erfolgt mit Home-PCs

21.03.1997
HANNOVER: Schon seit längerem kündigte der Notebook-Hersteller den Eintritt in den Desktop-PC-Markt an. Das japanische Mutterhaus hat entschieden, die ersten Schritte in die neuen Gefilde mit Consumer-Maschinen zu wagen. Das stößt bei den europäischen Töchtern nicht immer auf Gegenliebe. So wartet die deutsche Dependance weiter sehnsüchtig auf den Start der Business-PCs, der Mitte des Jahres erfolgen soll.Ich bin nicht gerade Feuer und Flamme für das, was zur Zeit bei uns im Hause vor sich geht", zeigt sich Ralph Schraven, Marketing Direktor der Toshiba Europe GmbH in Neuss, deprimiert. Ihn wurmt die Entscheidung der Japaner, den Einstieg in das Desktop-Geschäft in Europa ausgerechnet mit einer Home-PC-Linie anzutreten. "Das ist einfach nicht der Markt, den wir angehen wollen", erklärt der Marketier weiter. So waren zwar auf dem Messestand die ersten Geräte der Infinia-Baureihe zu begutachten, doch der Auftritt war eher verhalten.

HANNOVER: Schon seit längerem kündigte der Notebook-Hersteller den Eintritt in den Desktop-PC-Markt an. Das japanische Mutterhaus hat entschieden, die ersten Schritte in die neuen Gefilde mit Consumer-Maschinen zu wagen. Das stößt bei den europäischen Töchtern nicht immer auf Gegenliebe. So wartet die deutsche Dependance weiter sehnsüchtig auf den Start der Business-PCs, der Mitte des Jahres erfolgen soll.Ich bin nicht gerade Feuer und Flamme für das, was zur Zeit bei uns im Hause vor sich geht", zeigt sich Ralph Schraven, Marketing Direktor der Toshiba Europe GmbH in Neuss, deprimiert. Ihn wurmt die Entscheidung der Japaner, den Einstieg in das Desktop-Geschäft in Europa ausgerechnet mit einer Home-PC-Linie anzutreten. "Das ist einfach nicht der Markt, den wir angehen wollen", erklärt der Marketier weiter. So waren zwar auf dem Messestand die ersten Geräte der Infinia-Baureihe zu begutachten, doch der Auftritt war eher verhalten.

Vertriebskonzept bleibt unklar

Es sollte erst gar nicht viel Wirbel und Aufsehen entstehen, denn die Neusser konnten sich bis heute noch nicht zu einem klaren Vertriebskonzept des ungewollten Familienzuwachses durchringen. Eine ausgefeilte Verkaufsstrategie, in der die hiesigen Retailer eng eingebunden werden, soll es laut Schraven jedenfalls nicht geben. "Wir werden die Infinias vorwiegend unseren Partnern anbieten, die ein Ladengeschäft führen und sich dem Endkundengeschäft mehr öffnen möchten", erklärt der Toshiba-Manager gegenüber ComputerPartner. "Der einzige Grund, warum wir die Infinia-Rechner auf der CeBIT zeigen, liegt darin, daß wir diese Veranstaltung auch als Trendmesse sehen und deshalb dort unsere neuesten Errungenschaften zeigen", rechtfertigt Schraven das PC-Debüt.

Frankreich und USA glücklich über diese Entscheidung

Während sich seine Kollegen in den USA, aber auch in Frankreich, sehr über die Retail-Maschinen gefreut haben, erwartet Schraven sehnsüchtig den Start-Produktlinie "Equiuim", die als Rechner für den Einsatz in Unternehmen konzipiert sind. Mitte des Jahres soll es dann soweit sein. "Da wir in Deutschland sehr projektorientiert arbeiten und mit unseren Notebooks einen hervorragenden Ruf bei den Unternehmen haben, bin ich sicher, daß uns der Start ins Desktop-PC-Geschäft gut gelingen wird", gibt sich Schraven überzeugt. Zudem glaubt er, daß sich viele Wiederverkäufer - vor allem aus der Systemhaus-Szene - über den Eintritt der Japaner in diesen Markt freuen. "Viele sind auf der Suche nach einer Alternative und wollen den Rechnern von SNI, Compaq oder IBM was entgegensetzen", will er wissen und glaubt, daß sich Toshiba in puncto Qualität und Ausstattung der Equium-Maschinen mit diesen Unternehmen messen kann. "Das ist unsere Positionierung und dementsprechend werden wir auf dem Markt auftreten", erklärt der Manager weiter, der Herstellern wie Tulip oder Acer Marktanteile abknapsen will. Zwar will Schraven derzeit zum Thema geplante Absatzzahlen noch keine Angaben machen, doch was die Marktanteile anbelangt, gibt er sich ganz und gar ehrgeizig. 1998 will Toshiba im weltweiten gesamten PC-Markt (Notebook und Desktop) an Platz fünf rangieren und im Jahr 2000 will man sich bereits mit der Bronzemedaille schmücken.

Auf Deutschland bezogen, würde dies Platz sechs respektive Rang vier gleichkommen, erläutert Schraven. Daß es die japanische Muttergesellschaft mit der Eroberung des PC-Markts ernst meint, will er auch damit belegen, daß das Unternehmen bereits angekündigt hat, beginnend ab 1998 auch Server anzubieten.

Schraven ist sich jedenfalls sicher, daß sich Toshibas Schritt in die PC-Gefilde nicht als Fehltritt erweisen wird. An ein ähnliches Schicksal wie es beispielsweise dem ebenfalls aus dem Land der aufgehenden Sonne stammenden Unternehmen NEC widerfahren ist, die sich bis dato erfolglos um diesen Markt bemühen, will er nicht glauben. "Wir werden nicht, begleitet von einem Bing Bang, in den Markt preschen, sondern uns langsam hocharbeiten. Ich kenne unsere Japaner recht gut. Die haben einen verdammt langen Atem." (cm)

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