Lanze für das Börsensegment IT-Service brechen

29.03.2001
Zum offenen Brief in ComputerPartner 10/01, Seite 3, erreichte uns folgende Zuschrift:

Sehr geehrter Herr Sicking,

ich antworte heute auf den offenen Brief vom 12. März, obwohl ich gar nicht angesprochen war. Auch ich bin schon ganz gespannt auf die Ansichten meines Kollegen Arnhold August von ADA-HAS zu Börsengang und Ergebnisentwicklung. Da wir aber mit der europaweit ersten Euro-Aktie sozusagen die Vorreiter der Börsengänger repräsentieren, muss ich doch eine Lanze für das Börsensegment "IT-Service" brechen.

Eines ist klar: Derzeit ist ein Börsengang unmöglich. Ein Verlustunternehmen wird keiner kaufen und eine kerngesunde Firma kann getrost warten, bis die Bären eingefangen und die Bullen wieder losgelassen sind. Selbst die Weltwirtschaftskrise von 1929 ist heute nur noch eine unscheinbare Delle im Dow-Jones-Index, also werden auch wir dieses Tal irgendwann durchschritten haben und zumindest von der Mittelstation wieder auf die alten Höchststände blicken.

Die Suche von Herrn Papas nach den legendären "Tornado"-Unternehmen (die, die uns Bananenbieger eines Tages wegblasen sollen) hat viel von Poesie. Fragen Sie ihn einmal, ob er in Bundesschatzbriefe investieren würde! Dazwischen passen noch eine Menge Anlagestrategien und Risikopräferenzen. Herr Papas geht nämlich aufs Ganze. Für jeden Tornado akzeptiert er auch fünf bis zehn Totalverluste. IT-Dienstleister sind dagegen zumeist profitabel, haben Substanz und eine gewisse Sicherheit. Es wäre doch höchst verwunderlich, wenn unsere 1.397 Mitarbeiter über Nacht das Unternehmens-Know-how verträumen.

Die Empfehlung "Private Equity" kann ich nur als ironische Spitze gegen Herrn August werten. Das hat er doch schon mit Victoria und Signal-Iduna! Die wollten doch gerade wieder raus über den Börsengang, oder zumindest über das Ins-trument hierfür verfügen! Und warum sollte ein Anleger derzeit sein Geld in ADA stecken, wo vergleichbare Unternehmen günstigst an der Börse notieren? Klar, Herr August könnte die ADA en bloc veräußern, aber ich unterstelle erst einmal eine "Geschäftsfortführungsabsicht".

Dann ist das Börsendasein nach wie vor erste Wahl. Die bietet Fungibilität und Liquidität. Jeder Fondsmanager und Privatanleger kann täglich in fast jeder Größenordnung investieren und auch wieder rausgehen, wenn er andere Chancen sieht. Auch ein Optionsprogramm als zusätzliche Motivation für Mitarbeiter und Management ist ohne Börsenreferenz schwer konstruierbar. Wachstum in einer dynamischen Branche lässt sich eben am besten über einen Wachstumsmarkt für Risikokapital finanzieren. Nein, wir sind schon ganz richtig am Neuen Markt. Man muss nur auch die Zeiten aushalten können, in denen die Börse irrational untertreibt. Eigentlich ist alles wie früher: Man muss sein Geschäft verstehen, Erträge erwirtschaften, Vertrauen bilden. Neu ist: gute Nerven und Kohlsche Aussitzqualität. Das mit dem Aktienkurs kommt dann (langfristig) wie von selbst. Auch für Herrn August - wenn er noch will.

Mit freundlichen Grüßen

Sascha Hancke,

Vorstandsmitglied der Arxes Information Design AG, Aachen

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