LCD-Fernseher: Boom lässt auf sich warten

06.11.2003
Alle reden von LCD-Fernsehern. Doch den Kunden sind die Geräte meist noch zu teuer, weshalb sich der erwartete Boom mindestens um ein Jahr verzögert. Große Hoffnungen auf den lukrativen Markt machen sich vor allem asiatische Hersteller. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Nachdem sich Auftraggeber und Auftragnehmer schon so manche Märkte und Margen kaputtgeschossen haben, setzt die IT-Industrie Ostasiens die ganze Hoffnung auf LCD-Fernseher. Zig Milliarden von Dollar werden in die Errichtung hochmoderner Panel-Produktionsanlagen der fünften, sechsten und siebenten Generation (5G, 6G, 7G) gepumpt. Denn jeder Generationswechsel bedeutet mehr Wirtschaftlichkeit bei der Fertigung größerer Panels, wie sie für den TV-Markt benötigt werden.

Wirtschaftlichere Produktion

Doch erstens ist es mit der Verfügbarkeit von großen Muttergläsern und Filtern noch nicht weit her. Zweitens schluckt die boo-mende Notebook-Industrie einen Großteil der Panel-Produktion. Und drittens haben einige führende Hersteller wie AU Optronics (AUO) und Chi Mei aus Taiwan die Umstellung von 4G- auf 5G-Anlagen noch nicht vollzogen. Das ist mit ein Grund, warum LCD-Fernseher teuer bleiben und der erhoffte Boom auf sich warten lässt. Benq-Chef Sheaffer Lee rechnet erst 2005 mit einem Durchbruch, auch wenn er für 2004 von einer Verfünffachung des LCD-TV-Umsatzes auf 252 Millionen Euro ausgeht.

Derzeit liegt der Preis für einen 30-Zoll-Monitor noch bei rund 3.000 US-Dollar. Analysten in Taiwan zufolge können die Stückpreise erst 2005 signifikant sinken. Selbst bei einer Verdoppelung des Absatzes auf acht bis zehn Millionen Stück im nächsten Jahr dürfte der TV-Anteil am LCD-Gesamtmarkt (ab einer Bilddiagonale von zehn Zoll) laut Displaysearch weiter bei unter zehn Prozent liegen. Die Panel-Marktforscher gehen jedoch davon aus, dass in fünf Jahren 15 Prozent aller Fernseher mit LCD-Bildschirm ausgeliefert werden. Nach heutigem Ermessen wären das mehr als 22 Millionen Stück.

AUO, ein Joint Venture aus Acer Display und Unipac, das sich zum Großteil im Besitz von Benq befindet, will den LCD-TV-Absatz im Jahr 2004 bereits von 100.000 auf 600.000 Stück kräftig ausbauen. Mit einem Marktanteil von 13,3 Prozent ist das Unternehmen nach Samsung und LG Philips drittgrößter Panel-Produzent der Welt. TV-Panels machen aber derzeit nur zwei Prozent des Umsatzes von AUO aus.

Meinung des Redakteurs

Wie bei so vielen anderen hochwertigen Produkten ist das Dilemma im LCD-TV-Markt programmiert: Ist ein neues Produkt zu teuer, kauft es niemand. Geht der Preis nach unten und zieht der Absatz an, dann ist es bald um die schönen Margen geschehen. Schade eigentlich.

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