LCD-TV-Fabrik für Europa

30.08.2007
Nahe der polnischen Kopernikus-Geburtsstadt Torun, zu deutsch Thorn, hat Sharp ein Assemblierungswerk für LCD-Fernseher und Public Displays mit 50 Zoll und größer errichtet und eingeweiht.

Von Klaus Hauptfleisch

Sogar Polens Premierminister Jaroslaw Kaczynski gab sich die Ehre, als Sharp-Präsident Mikio Katayama am 28. August 2007 im polnischen Torun (Thorn) ein LCD-TV-Werk feierlich eröffnete. Anders als in der LCD- TV-Fabrik in Barcelona sollen hier für die europäischen Märkte vor allem XXL-große Panels verbaut werden.

Während andere noch zögerten, solche Boliden nach Europa zu bringen, hat der japanische Hersteller schon früh daran geglaubt und die Weichen gestellt. Mit Kameyama II nahe Nagoya hat Sharp im Oktober 2006 das weltweit erste 8G-Panel-Werk für jeweils 5,3 Quadratmeter große Muttergläser in Betrieb genommen. Daraus lassen sich mit hoher Effizienz acht 46-Zöller oder sechs 52-Zöller produzieren. 2010 will der japanische Hersteller vor Samsung auch die erste 10G-Fabrik mit 8,7 Quadratmeter großen Muttergläsern eröffnen. Synergieeffekte in der geplanten Mega-Anlage sollen auch die Marktführung bei Solarzellen festigen.

Vor den Toren des einstigen Thorn am Unterlauf der Weichsel werden seit Juli 2007 die Panels und Module für die TV-Riesen der Sharp-Marke Aquos zusammengebaut. Darüber hinaus soll das Werk auch Module für die Fabrik in Barcelona und für die von den Japanern gerettete deutsche Nobelmarke Loewe liefern.

Die Bauzeit für Sharp Manufacturing Poland (SMPL) betrug ein Jahr, die Investitionskosten lagen bei rund 44 Millionen Euro. Die monatliche Produktionskapazität von derzeit 100.000 Stück soll im Laufe des Jahres auf 300.000 und dann - bis Ende 2008 - auf 420.000 Stück gesteigert werden. 2011 sollen es zehn Millionen im Jahr sein.

Mit einem Anteil von 40 Prozent ist Europa der größte Absatzmarkt für LCD-Fernseher. Nachdem hier bis Jahresende rund 27 Millionen LCD-TVs verkauft werden, rechnet Sharp für 2011 mit einem europäischen Bedarf von über 36 Millionen Stück.

Von den 19,88 Milliarden Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2006/07 hat das japanische Unternehmen 9,08 Prozent an Kapitalinvestitionen geleistet und 6,06 Prozent in Forschung und Entwicklung gesteckt. Für 2008 sind ähnlich hohe Einsätze geplant.

Die knapp 41.000 Quadratmeter große Fabrik steht übrigens nicht allein. Auf einer Grundfläche von 177 Hektar hat der japanische Hersteller auch Zulieferer angesiedelt und ein ganzes Gewerbegebiet für die LCD-TV-Produktion entstehen lassen. Durch kürzere Transportwerge ermöglicht der Sharp Crystal Park somit schnellere Lieferungen und eine erhebliche Verringerung der CO2-Emissionen. Polens Premier Kaczynski hatte also mehr als einen Grund, der Einweihung der Fabrik beizuwohnen. Die zirka 1.300 Beschäftigten - die meisten davon Polen - in der LCD-TV-Fabrik hatten wohl eher mit dem Besuch von lokaler Politprominenz gerechnet. Zur Eröffnung eingeladen waren neben Zulieferern auch Großkunden wie etwa Quelle AG und die Firma Euronics International, für die der neue Geschäftsführers Klaus Lahrmann erschien.

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