LCDs: V7-Manager Nils Bischoff rechnet in Q4 mit kräftigen Preiserhöhungen

04.09.2003
Nach dem Preissturz der vergangenen Jahre werden LCD-Panels seit April wieder teurer - Tendenz steigend. Grund dafür ist laut Videoseven-Manager Nils Bischoff eine Verknappung aufgrund des enormen Wachstums bei Notebooks. Mit guten Bindungen zu den Herstellern in Fernost und einer Reihe von neuen Produkten sieht er V7 aber fürs Weihnachtsgeschäft gut gerüstet.

Wenn man Nils Bischoff, Director Europe Private Label Monitors bei Ingram Micro, fragt, dann zählt unter den Fachhandelsmarken in Deutschland nur noch der Name Videoseven (kurz V7). 110 Prozent Umsatzplus - "in Stückzahlen natürlich einiges mehr" - in den ersten acht Monaten sprechen ihm zufolge Bände. Seine Hoffnung ist, diese hohe Wachstumsrate bis Jahresende halten zu können. Seine Sorge ist allerdings, ob er genügend Panels zusammenbringen wird, um die hohe Nachfrage befriedigen zu können.

Denn aufgrund des immensen Bedarfs an Notebooks, dessen Hersteller im Schnitt 10 bis 20 Dollar mehr zu bezahlen bereit sind, zeichnet sich auf der Panel-Front bereits ein heißer Herbst ab. So lägen die Panel-Preise für 15-Zöller schon jetzt mit 180 bis 185 Dollar um 15 bis 20 Dollar über dem Niveau im April, und das, obwohl der Euro seitdem um zehn Cent nachgegeben habe, was eine zusätzliche Verteuerung bedeute.

Bischoff rechnet bis November mit einem Anstieg der Panel-Preise auf über 210 Dollar bei 15-Zöllern und auf über 300 Dollar bei 17-Zöllern, obwohl diese durch die Inbetriebnahme neuer Fertigungsanlagen der fünften Generation (5G) eigentlich günstiger in der Herstellung geworden sind (siehe Tabelle). "Das wird natürlich auch Preiserhöhungen zur Folge haben", so Bischoff.

Als aufsteigenden Stern unter den Panel-Lieferanten sieht Bi-schoff das taiwanesische Unternehmen Chi Mei (CMO), zu dem man schon sehr früh enge Bindungen aufgebaut habe. Im bevorstehenden Run auf günstige Panels baut der V7-Mann eben auf diese zeitig geknüpften Bande. Denn abgesehen von dem bestehenden Stamm nehme CMO keine neuen Kunden mehr auf, frohlockt Bischoff. Entlang der zu erwartenden Shortage werde es dann auch zur Konsolidierung kommen.

"Bist du zu klein, bekommt du keine Panels. Jeder, der unter 100.000 Monitore produziert, hat Probleme. Und viele von ihnen werden verschwinden", urteilt der Einkaufsprofi. "Den Panel-Herstellern geht es derzeit enorm gut", weiß Bischoff. Konsolidieren wird sich ihm zufolge aber nicht nur der Markt für LC-Displays, sondern auch jener der Panel-Hersteller, wobei nur die Großen wie Samsung, CMO, AUO(Acer Display) und LG/Philips langfristig Bestand haben werden. Denn Hann Star sei bereits auf der Kippe, und andere lägen technologisch zurück, berichtet Bi-schoff weiter.

Hatte V7 vor einem Jahr schon als einer der ersten Hersteller sich offen bekannt, dass die vermeintliche Panel-Shortage zum Weihnachtsgeschäft ein teurer Irrglaube war, geht Bischoff davon aus, dass die Verknappung diesmal echt ist, bis Juni 2004 anhalten wird und auch LCD-TVs erfasst. Seiner Schätzung nach wird der HEK für einen 15-Zoll-TFT-Monitor von 214 Euro Mitte August bis November auf 249 Euro und auch später tendenziell weiter steigen.

Derweil stellt Bischoff in Deutschland eine zunehmende Verlagerung zu 17-Zöllern fest. Dies zeige sich auch im Absatzerfolg der auf Multimedia und Entertainment ausgelegten aktuellen "L17M"-Serie, die mit Reaktionszeiten von 16 Millisekunden zu den schnellsten Monitoren auf dem europäischen Markt gehörten. Als weitere Verkaufsschlager nennt Bischoff auch die 15-Zöller "L15R" und "L15RM" (M steht für Multimedia) sowie die 19-Zoll-Geräte "L19M" und"L19MX".

Zum Jahresendgeschäft will V7 mit der Unterteilung in Entertainment, Value und Profi drei Produktlinien ins Rennen schicken. Bei Entertainment zählten vor allem eine kurze Reaktionszeit und Helligkeit, im Profi-Umfeld setzt V7 auf eine niedrige Response-Zeit, einen hohen Kontrast und ein anspruchsvolles Design. "Über- haupt geht der Trend zu schlanker, schneller und SchwarzSilber", weiß Bischoff.

Zusätzlich zu reinen Arbeitsplatzgeräten denkt V7 bei der Entertainment-Line natürlich auch an das TV-Segment. Geplant ist, Ende September einen 42-Zoll-Plasmabildschirm inklusive Standfuß, Wandhalterung, abnehmbaren Lautsprechern und allen Kabeln für einen HEK von knapp 2.900 Euro in den Handel zu bringen. Im ersten Quartal 2004 will V7 das LCD-TV-Portfolio um einen 30-Zöller mit CMO-Panel und integriertem Tuner für einen anvisierten HEK von rund 2.200 bis 2.300 Euro verbreitern.

In der Konvergenz zwischen den verschiedenen Welten sieht Bischoff auch eine Chance für den IT-Fachhandel: "Die Verschmelzung von IT und UE wird kommen, muss kommen. Ein Händler sollte zusehen, dass er möglichst beides führt", meint der V7-Manager gar nicht uneigennützig.

www.videoseven.de

ComputerPartner-Meinung

Unter den diversen Handelsmarken im deutschen Markt sieht Bischoff V7bestens positioniert. Gute Kontakte zu den OEM-Lieferanten und entsprechende Preiskonditionen sollen für einen weiteren Ausbau sorgen. Betrachtet man das Füllhorn an Ankündigungen für das vierte Quartal und darüber hinaus, könnte Bischoffs Rechnung auch weiterhin aufgehen. (kh)

Zur Startseite