Leasing für Hardware, Software, Service und komplette Projekte

27.08.1998

MÜNCHEN: In den frühen 80er Jahren wurde nach Erkenntnissen des Münchner Ifo-Instituts mehr als die Hälfte der EDV-Investitionen über Leasing abgewickelt. Doch mit den Hardwarepreisen fiel auch die Leasingquote. Nun, so versichern Leasingunternehmen, zeige die Tendenz wieder nach oben. Mit neuen Strategien sollen Händler dem Kunden Leasing nicht nur für Hardware, sondern für komplette Lösungen und Projekte schmackhaft machen.Der Anteil der Hardware an den IT-Kosten sinkt stetig, während Software und vor allem Service an Bedeutung gewinnen. Auch die Finanzierungsbranche hat diesen Trend erkannt und als geschäftlich lukrativ aufgegriffen. Die Basis für komplette Finanzierungsangebote bildete eine Novellierung des Urheberrechts im Sommer 1993, die Klarheit in die Verwertungsrechte brachte. Danach kann der Lizenznehmer, das ist hier der Leasinggeber, Software weiterverwerten, wenn er die eigene Nutzung völlig aufgibt.

Während Banken bei der Finanzierung solcher Projekte sehr zögerlich waren und noch sind, nahmen Leasingesellschaften den Ball aus Bonn gerne auf. Seit der Gesetzesnovelle ist die Palette der Finanzierungspakete auffällig gewachsen - sowohl bei unabhängigen Leasinggesellschaften als auch den entsprechenden Abteilungen der Hersteller und Distributoren. Hard- und Softwareleasing wird mit Upgrade- und Austauschoptionen angeboten, komplette Projekte, selbst Service wie Wartung und Consulting (siehe Kasten auf Seite 56) können geleast werden, was jedoch bereits an Outsourcing grenzt.

Die Marketiers von Herstellern wie Finanzierern behaupten, dieses breite Spektrum biete dem Handel folgende zusätzliche Verkaufsargumente:

- Der Kunde kann über einen längeren Zeitraum die Kosten für seinen kompletten IT-Einsatz planen.

- Bei Wahrnehmung der Upgrade- und Austauschoptionen verfügt der Kunde stets über aktuelle Produkte.

- Der Anwender mietet den Nutzen der Ausrüstung und muß sich nicht um deren Entsorgung oder Weiterverwertung kümmern.

- Auch beim Kauf würde er für Software lediglich das Nutzungsrecht erwerben.

- Je nach Vertragsart und Alter der Anlage partizipiert der Kunde am Verkauf bei Vertragsende oder Austausch.

- Leasingverträge können flexibel gestaltet werden, zum Beispiel durch unterschiedliche Raten in verschiedenen Zeitabschnitten.

- Die erste Rate wird nicht schon bei Geschäftsabschluß, sondern erst nach erfolgreicher Installation fällig.

- Leasing schont gegenüber dem Kauf das Investitionsbudget oder (bei Fremdfinanzierung) die Kreditlinie.

- Der Kunde kann die Raten als Betriebsausgaben in voller Höhe absetzen.

- Beim Kauf übersteigt die Abschreibungsperiode (bei Computern vier Jahre) in der Regel die Nutzungsdauer der Ausrüstung.

- Leasing ist bilanzneutral und kann so zu Einsparungen bei der Gewerbesteuer führen.

Weitere steuerliche und bilanztechnische Aspekte verschiedener Finanzierungsformen sowie Fragen der Liquidität werden im Beitrag "Kriterien für eine überlegte Investitionsentscheidung" auf Seite 60 erörtert.

Neben den Argumenten für den Endkunden soll Leasing auch dem Händler selbst Möglichkeiten eröffnen, zusätzliche Umsätze zu generieren. Zum ersten mittels einer im Durchschnitt zweiprozentigen Provision, die die meisten Leasingunternehmen bei Vertragsabschluß zahlen. Zum zweiten, so werben die Leasinganbieter, werde die Kundenbindung intensiviert. Denn hat "der Kunde gekauft, geht er beim nächsten Mal vielleicht zu einem anderen Händler", wie Stefan Ehlers, Vertriebsleiter der Alpha Leasing GmbH in Hamburg, hervorhebt. Zum dritten würden bei Technologieleasing mit Austauschoptionen weitere Anschlußaufträge winken. (rk)

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