Legend-Mainboards: Wer Deutschland nicht schafft, schafft auch Europa nicht

20.03.1998

MÜNCHEN: In Deutschland eine ähnlich führende Position einzunehmen, wie auf dem chinesischen Markt: Dieses Ziel hat sich Yonghua Wu, Geschäftsführerin der Hamburger Niederlassung des Mainboard-Herstellers Legend/QDI, gesteckt. Ein ausgeklügeltes Distributionssystem soll dazu beitragen, das ehrgeizige Vorhaben zu realisieren. Das Gespräch führte CP-Mitarbeiter Siegfried Dannehl.? Sie sind seit 1991 in Deutschland vertreten. Wie ist Ihr Unternehmen aufgebaut und organisiert?

YONGHUA WU: Seit April 1996 hat QDI ein weltweit einheitliches Distributionssystem eingeführt. Wir besitzen insgesamt 20 Niederlassungen in den USA, Kanada, Australien und Europa. Die Aufgaben der Niederlassungen bestehen aus lokalem Marketing, der Betreuung bestehender und der Akquisition neuer Kunden, sowie dem technischen Support vor Ort. In jeder Niederlassung sind vier Mitarbeiter eingeplant, so auch in Deutschland. In Europa haben wir zur Zeit insgesamt etwa 70 Mitarbeiter.

?Neben dem Preis spielt die schnelle Verfügbarkeit eine immer wichtigere Rolle. Über welche Logistik stellen Sie eine schnelle Verfügbarkeit ihrer Produkte sicher?

YONGHUA WU: Die Bedeutung der Verfügbarkeit wird tatsächlich immer größer; besonders für Kunden, die nach dem "Build-to-order"-Prinzip arbeiten, also Rechnersysteme flexibel nach Kundenvorgaben konfigurieren.Wir haben kein zentrales Lager mehr in Hongkong. Die Ware wird sofort nach der Produktion auf unsere drei weltweit bestehenden Logistikzentren verteilt und ist somit ohne großen Mehraufwand in ausreichender Menge lokal verfügbar. Durch das zentrale Logistikzentrum in Holland beispielsweise kann schnell europaweit ausgeliefert werden. Binnen kürzester Zeit, das heißt falls notwendig im 24-Stunden-Service, kann die Ware bei unseren Kunden vor Ort sein. Durch dieses System sind wir als einziger Motherboard-Produzent in acht europäischen Ländern direkt vertreten und können somit direkten Support im entsprechendem Land bieten. Trotzdem haben wir niedrige Kosten. Früher besaßen die Legend/QDI-Niederlassungen eigene Lager und waren dementsprechend inflexibel hinsichtlich der Warenverfügbarkeit. Der notwendige Verwaltungsapparat war entsprechend kompliziert und führte zu einem hohen Personalaufwand.

? Welchen Umsatz haben Sie 1997 auf dem deutschen Markt realisiert, und was sind ihre Ziele?

YONGHUA WU: Im Produktbereich Mainboards konnte Legend/QDI im deutschen Markt 1997 einen Umsatz von zirka 20 Millionen Dollar erzielen. Im Jahre 1996 waren es noch etwa zehn Millionen. Für das Jahr 1998 rechnen wir mit einem Umsatzvolumen von 35 Millionen Dollar.

? Welchen Stellenwert hat der deutsche Markt für Ihr Unternehmen im weltweiten Vergleich?

YONGHUA WU: Deutschland ist europäisches Technologie-, Medien- und Wirtschaftszentrum mit sehr hohen Ansprüchen. Wer sich in Europa einen Namen machen will, muß in der Lage sein, sich auf dem deutschen Markt zu behaupten.

? Wie würden Sie Ihr generelles Geschäftsziel für den deutschen Markt definieren?

YONGHUA WU: Unser Ziel ist ein kontinuierliches Wachstum durch den Aufbau strategischer Partnerschaften. Die Herausforderung ist für uns, eine führende Marktposition wie auf dem chinesischen Markt zu erobern.

? Welche Zielgruppen haben Sie dabei im Visier? Sind es ausschließlich PC-Hersteller, PC-Assemblierer und Systemintegratoren, oder sehen Sie auch Perspektiven im Bereich des qualifizierten Fachhandels?

YONGHUA WU: Wir haben eine breite Produktpalette. Uns interessiert im deutschen Mainboard-Markt nicht nur ein Marktsegment. Wir beliefern sowohl PC-Produzenten mit den passenden Produkten, als auch Fachhändler über unseren Distributionskanal.

? Bedeutet Ihr Engagement im Distributionskanal, daß es in Deutschland nach wie vor einen Upgrade-Markt für Mainboards gibt?

YONGHUA WU: Im Moment: Ja. Es gibt in Deutschland einen Upgrade-Markt, und ich denke, es wird ihn auch weiterhin geben. Dort, wo es technisch möglich und der Preis interessant ist. In der Zukunft werden sich die Möglichkeiten allerdings verringern. Grund dafür ist, daß neue Technologien in immer schnelleren Zeitzyklen auf den Markt kommen werden. Neue Technologien werden mit den vorherigen nicht mehr kompatibel sein.

Zum anderen sind neueste Systeme mit modernster Technologie verhältnismäßig günstig zu haben und nicht mehr so teuer wie früher. In der Vergangenheit waren Systeme mit neuester Technologie für den Normalverbraucher im Massenmarkt unbezahlbar. Unsere Produktpolitik hat trotzdem immer das Ziel, sowohl zu älteren Komponenten kompatibel zu sein, als auch neueste Technologien zu unterstützen.

? Beim Blick auf Ihr Produktspektrum entsteht der Eindruck, daß Sie, basierend auf einer engen Partnerschaft mit Intel, eher das Marktsegment hochwertiger Mainboards adressieren. Bedeutet das, daß Sie am Low-end-Markt nicht interessiert sind ?

YONGHUA WU: Dieser Eindruck ist falsch. Wir sind ein guter Partner von Intel, haben aber auch sehr gute Beziehungen zu anderen Chip-Herstellern. Wir sind nicht nur auf dem High-end-Bereich fixiert. Wir bieten unseren Kunden auch Mainboards mit dem Intel i430TX Chip-Satz an, also Produkte im mittleren Leistungsspektrum. Legend/QDI produziert allerdings keine Produkte mit schlechter Qualität, um den Low-Cost-Bereich abzudecken.

? Das heißt, Qualität ist für Sie der entscheidende Faktor?

YONGHUA WU: Richtig. Selbstverständlich besitzen alle Legend/QDI- Produkte CE- und FCC-Zertifikate, und sind unter Nutzung aller gängigen Hersteller-Patente und -Zertifi-kate wie zum Beispiel Windows NT & 95 oder PC 97 getestet. Unsere Philosophie läßt sich in drei Punkten zusammenfassen:

- Wir sparen keine Kosten bei Bauteilen, sondern verwenden nur qualitativ hochwertige Komponenten.

- Um flexibel auf zukünftige Entwicklungen reagieren zu können, benutzen wir neueste Technologien. So verfügen unsere Pentium-Mainboards bereits seit Beginn 1996 über USB.

- Ein wichtiger Faktor für die zukünftige Kompatibilität unserer Produkte mit neuen Technologien sind Eigenentwicklungen. Durch die Kombination unserer Speed-Easy- und Power-Easy-Technologie in Verbindung mit unserem Hardware-Design besteht beispielsweise bereits seit Sommer letzten Jahres die Möglichkeit, unsere iTX-Mainboards mit zukünftigen K6-266- und K6-300-CPUs von AMD zu kombinieren.

?Welche technische Unterstützung können Sie Kunden bei der Evaluierung und Integration Ihrer Produkte geben?

YONGHUA WU: Unseren Kunden stehen weltweit eine Reihe von Internet-Servern zur Verfügung. In Europa können Anwender die neuesten Produktinformationen und aktuellsten Treiber unter der Adresse: http:// www.qdi.nl herunterladen. Unser technischer Support unterstützt nicht nur Distributoren, sondern auch kleine Händler und sogar End User bei Treiber-Updates und Installationen. Für Anwender, die nicht über einen Internet-Anschluß verfügen, schicken wir Bios-Updates oder andere benötigte Treiber per Diskette zu.

Yonghua Wu, Geschäftsführerin der QDI System Handels GmbH, lebt seit 1987 in Deutschland. Deshalb glaubt sie, den deutschen Markt

zu kennen.

High-Tech made in China (rechts): Die aktuellen Motherboards der

QDI-Legend-Serie basieren auf der Intel-440LX-Pentium-II-Architektur.

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