Leihen statt Kaufen bringt auch dem Händler Geld

20.09.1996
MÜNCHEN: Dienstleistung heißt auch, möglichst niemals nein zu einem Kundenwunsch sagen zu müssen. Ein Weg zu diesem Ziel ist die Vermietung von IT-Geräten. Geld verdienen kann der Händler damit auch noch.Nach einem Auto-Crash leiht man sich erstmal ein Auto. Nicht viel anders ist's beim Festplatten-Crash: Man leiht sich schnell einen PC. Auch bei weniger dramatischen EDV-Bedürfnissen wird der Gang zum IT-Geräteverleih für immer mehr Kunden zur Selbstverständlichkeit. In jedem Verleihfall gilt: Der Bedarf ist kurzfristig und muß schnell erfüllt werden - am besten sofort.

MÜNCHEN: Dienstleistung heißt auch, möglichst niemals nein zu einem Kundenwunsch sagen zu müssen. Ein Weg zu diesem Ziel ist die Vermietung von IT-Geräten. Geld verdienen kann der Händler damit auch noch.Nach einem Auto-Crash leiht man sich erstmal ein Auto. Nicht viel anders ist's beim Festplatten-Crash: Man leiht sich schnell einen PC. Auch bei weniger dramatischen EDV-Bedürfnissen wird der Gang zum IT-Geräteverleih für immer mehr Kunden zur Selbstverständlichkeit. In jedem Verleihfall gilt: Der Bedarf ist kurzfristig und muß schnell erfüllt werden - am besten sofort.

Für die meisten Fachhändler sind diese Kundenwünsche kaum zu erfüllen. Soll das Angebot für professionelle Ansprüche einigermaßen vollständig sein, sprengen die Kosten für Lagerhaltung, Logistik, Versicherung und Reparatur schnell jeden Rahmen.

2.200 Mark Leihgebühr pro Monat für einen PC

Um den notleidenden, ansonsten treuen Kunden nicht fortschicken zu müssen, bleibt dem Händler nur eins: Der dienstleistende Dritte, der nicht auftragsgebunden einkauft und so alle Nachfragen aus einem bestehenden Pool bedienen kann.

Ein solcher ist zum Beispiel die Leasametric GmbH in Sindelfingen. Das Unternehmen verleiht seit 25 Jahren Daten- und Meßtechnik. Zum Angebot gehören PCs, Macs, Unix-Systeme und Peripherie. 1992 wurde das Unternehmen von Hewlett-Packard gekauft, nachdem HP gemerkt hatte, daß es mit seinen Leasingprogrammen die steigende Nachfrage nach Kurzzeitmiete nicht befriedigen konnte. Trotz des neuen Eigners behauptet Leasametric weiter, herstellerunabhängig zu sein.

"80 bis 90 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit IT-Fachhändlern und Distributoren", erklärt Vertriebsleiter Mike Israel. Die Mietdauer liegt zwischen drei Tagen und unendlich, wenn der Kunde das Produkt doch behalten will und kauft. Für einen HP Vectra VL 3 Pentium mit 90 MHz mit 840 MB Festplatte und 32 MB RAM - inklusive Monitor - kassiert Israel für vier Wochen fast 1.200 Mark. Beim Darmstädter Konkurrenten Livingstonrental sind für ein vergleichbares Angebot gar 2.200 Mark fällig. Die Kunden zahlen trotzdem.

Das zumindest weiß Claudia Aguila, Marketingleiterin bei der Berliner Dynabit Systemhaus GmbH, zu berichten. Sie arbeitet mit Leasametric zusammen. Die Sindelfinger liefern die Geräte an Dynabit, die dann die Installation und Konfiguration beim Endkunden übernehmen.

Die läßt sich das Systemhaus gut bezahlen. Zwar ist Dynabit auch zu gut zehn Prozent an der Marge von Leasametric beteiligt. Darauf entfällt laut Aguila jedoch der geringere Teil des Verdienstes: "Wir machen nicht viel Umsatz mit dem Verleih, aber die Marge ist fantastisch", freut sich Aguila, die den Mietanteil am Gesamtumsatz von zwei Millionen Mark auf höchstens fünf Prozent schätzt.

Die Nachfragen nehmen allerdings zu. Trotz des vergleichsweise hohen Mietpreises gibt es für die Kunden vielfältige Vorteile: Ständiger Zugriff auf die neueste Technologie, keine Kapitalbindung, keine Reparaturkosten. Und: die Mietkosten können einem bestimmten Projekt zugeordnet werden - zum Beispiel einem Langzeittest vor einer Investitionsentscheidung - und sind so als Betriebsausgaben steuerlich absetzbar.

Ein PC-Verleiher: "Die Marge ist fantastisch"

Noch hat nur eine Minderheit der IT-Händler das Verleihgeschäft für sich entdeckt. "In Berlin kenne ich keinen anderen, der das macht. Es braucht halt auch einen gewissen Verwaltungsaufwand und Kompetenz", erklärt Aguila. Nicht nur Händler greifen auf die Dienste von Verleihern wie Leasametric zurück, sondern auch Distributoren wie Computer 2000. "Wir leiten unsere Händler an Leasametric weiter, leihen aber auch selber", erklärt Caroline Dünsel von C 2000. Der Münchener Distributor kann auf diese Art zum Beispiel auf Messen präsent sein, ohne eigene Geräte zu "verbrauchen". "Die könnten wir ja anschließend nicht mehr verkaufen", so Dünsel.

Daß der Computerverleih durchaus eine Marktlücke ist, beweist das Beispiel des 26jährigen Leopold Greiner. Der Münchner hat schon während seines Bauingenieurstudiums Macintoshs samt Peripherie verliehen. Als er nach der Uni keinen Job fand, machte er den Studentenjob zum Beruf. Für einen PowerMac etwa verlangt er pro Monat fünf bis zehn Prozent des Neupreises. Die Geräte sind nicht älter als ein Jahr, so daß er eventuelle Reparaturen über die Apple-Garantie abwickeln kann. "Ich mache 400.000 Mark Umsatz pro Jahr. Das reicht zum Leben", so Greiner.

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