Leiser PC für Assemblierer

30.01.2003
Kunden legen heute großen Wert auf einen leisen PC. Kleinere Unternehmen, die nur wenigePCs im Jahr fertigen, müssen hier passen. Zu hoch sind die Entwicklungskosten. Deltatronic bietet jetzt einen Bausatz an, mit dem sich jeder seinen superleisen Wunsch-PC selbst bauen kann.

Neben der Geschwindigkeit ist die Geräuschkulisse eines PCs heute ein wichtiges Kaufkriterium. Mit allerlei Tricks versuchen Hersteller den Lärmpegel des Computers auf einen möglichst niedrigen Wert zu trimmen. Schallschutzmatten und langsam drehende, großvolumige Lüfter sollen das Betriebsgeräusch senken. Doch auch ein niedrig tourender Lüfter verursacht immer ein leises Rauschen.

Ganz ohne Lüfter kommen nur wenige PCs wie zum Beispiel der Future Client von Signum Data aus. Die Firma Deltatronic hat nun ebenfalls einen lüfterlosen PC entwi-ckelt. ComputerPartner-Online berichtete bereits im Juli vergangenen Jahres darüber. Damals war allerdings nur ein Prototyp fertig, heute ist das Gerät lieferbar. Außerdem will Deltatronic so genannte "Bausätze" ausliefern. Damit kann dann jeder seinen eigenen lüfterlosen PC entwerfen. Das System ist aber auch für kleinere Assemblierer interessant, die damit nach Kundenwünschen PCs in Serie zusammenstellen können.

Der Bausatz

Das wichtigste Bauelement im Kit ist das Netzteil, das aus einer Eigenentwicklung von Deltatronic besteht und komplett ohne Lüfter auskommt. Es besitzt dabei aber die Abmessungen eines Standardnetzteils für PCs. Die Ausgangsleistung beträgt 360 Watt. Kühlrippen an der Unter- und Rückseite sorgen durch natürliche Konvektion für die erforderliche Kühlung.

Eine aktive PFC nach EN61000-3-2 erfüllt die Anforderungen der EU. Besonders hohe Maximalströme im 3,3- und 5-Volt-Bereich von 30 beziehungsweise 32 Ampere sorgen für ein stabiles Arbeitsverhalten des PCs. Der 12-Volt-Ausgang ist bis 25 Ampere belastbar. Natürlich ist das Netzteil thermisch gesichert, kurzschluss- und überlastsicher sowie gegen Überspannungen geschützt.

Obwohl das Gehäuse auf den ersten Blick wie ein Standard-PC aussieht, ist es doch ein wesentlicher Bestandteil des Kühlsystems. Die rechte Außenseite besteht aus einem Flächenkonvektor, der die Verlustwärme an die Umgebung abführen kann. Die Verlustwärme des Prozessors wird über eine so genannte Heatpipe zur Seitenwand geleitet. Eine Heatpipe besteht aus einem Kupferrohr, das ein wenig Wasser unter vermindertem Druck enthält und dessen Innenwände mit einer porösen Beschichtung versehen sind. Das Wasser siedet bei dem verminderten Druck schon bei etwa 30 Grad. Es verdampft und nimmt die Wärme mit. Am kühleren Ende kondensiert das Wasser wieder und fließt innerhalb der porösen Beschichtung zum heißen Ende zurück. Der Kreislauf ist geschlossen und beginnt von vorn. Eine solche Heatpipe leitet die Wärme rund 10.000 Mal besser als Kupfer. Trotz des auf Verdampfung und Rückfluss von Wasser beruhenden Prinzips arbeitet eine Heatpipe Lage-unabhängig. Die in der porösen Beschichtung auftretenden Kappilarkräfte sind in der Lage, das kondensierte Wasser auch wieder nach oben zu leiten.

Der letzte Lüfter im PC befindet sich jetzt noch auf der Grafikkarte. Auch hier bietet Deltatronic eine Lösung an. Die Kapazität der seitlich montierten Kühlrippen kann die Verlustwärme ebenfalls noch mit abführen. Deshalb ist optional auch eine Heatpipe für den Grafikprozessor erhältlich, sodass dann kein einziger Lüfter mehr im PC zu finden ist.

Zurzeit sind allerdings nur Heatpipes für Geforce-4-Grafikkarten erhältlich. Soll eine andere Karte eingesetzt werden, so kann auf deren Lüfter nicht verzichtet werden.

Auch die Festplatte arbeitet gedämpft

Neben den Lüftern sorgt im PC auch die Festplatte für eine Geräuschkulisse. Die Entwickler bei Deltatronic haben sich hierzu Gedanken gemacht und der Festplatte einen Einbaurahmen spendiert, der die Geräusche auf ein absolutes Minimum dämpft. Moderne Hochleistungs-Festplatten produzieren aber auch eine erkleckliche Verlustwärme und können deshalb nicht einfach in ein Isoliergehäuse eingebaut werden. Das Festplattengehäuse besitzt deshalb äußere Kühlrippen, sodass auch leistungsstärkere Festplatten ihre Verlustwärme an die Umgebung abgeben können.

Eines gilt es aber noch zu bedenken: Obwohl die Montage der einzelnen Kühlungen recht einfach sein soll, ist das Gesamtprojekt alles andere als trivial. Denn die Wärmetauscher müssen sehr sorgfältig installiert werden. Besonderes Augenmerk ist der Heatpipe zu widmen. Sie darf nicht zu stark gebogen und auf keinen Fall geknickt werden. Zu stark gebogene Heatpipes sind in ihrer Funktion eingeschränkt, und geknickte sind unbrauchbar. Und so schnell wie ein "normaler" PC lässt sich der lüfterlose Computer auch nicht zu-sammenbauen. Dadurch, dass die Halterungen der Kühlkörper nicht geklipst, sondern verschraubt wer-den, ist mehr Arbeitszeit einzu-planen.

Außerdem wird durch die Wär-metauscher der Service erschwert. Zum Beispiel lässt sich nicht eben mal eine neue Grafikkarte einsetzen. Die alte muss zuerst mühsam herausgeschraubt wer-den.

Da nur Standard-Komponenten eingesetzt werden, kann der Assemblierer aus dem riesigen Angebot, vom Motherboard bis hin zur Soundkarte, aller Hersteller wählen. Der komplette Bausatz "Silentium" ist in den Farben hellbeige und anthrazit erhältlich und kostet knapp 900 Euro. Ein zusätzliches Festplattengehäuse ist für 59 Euro zu haben, und das Kühlsystem für die Grafikkarten kostet rund 110 Euro.

Selbstverständlich liefert Deltatronic auch fertig konfigurierte PCs, deren Preis abhängig von den verwendeten Komponenten ist.

www.deltatronic.info

ComputerPartner-Meinung:

Eine clevere Idee, das Gehäuse mit den benötigten Komponenten als Bausatz anzubieten. Leider ist der Preis mit 890 Euro recht hoch. Aber wenn die Serienfertigung einmal anläuft, dürfte der Preis schnell sinken. Der Vorteil ist dann allerdings auch zu hören, oder besser: nicht zu hören ein lautloser PC. (jh)

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