Amelio geht

Lenovo wieder unter chinesischer Führung

06.02.2009
Wegen roter Zahlen und strategischer Fehler muss der von Dell nach der Übernahme der IBM-PC-Sparte abgeworbene Lenovo-Chef Bill Amelio seinen Hut nehmen.
Bei der Bilanzpressekonferenz im Mai 2007 waren sie noch freudestrahlend und in trauter Einheit: Bill Amelio und Yang Yuanqing.
Bei der Bilanzpressekonferenz im Mai 2007 waren sie noch freudestrahlend und in trauter Einheit: Bill Amelio und Yang Yuanqing.

Wegen roter Zahlen und strategischer Fehler muss der von Dell nach der Übernahme der IBM-PC-Sparte abgeworbene Lenovo-Chef Bill Amelio seinen Hut nehmen. Die Führung übernimmt nun wieder Konzernchef Yang Yuanqing, 44, der den IBM-Deal Ende 2004 eingefädelt hat.

Crux bei den IBM-Rechnern ist, dass die meisten davon noch an Geschäftskunden verkauft werden. Da das Segment aber unter dem Eindruck der Finanzkrise besonders leidet und Amelio laut "Süddeutsche Zeitung" offenbar das Privatkundengeschäft vernachlässigt und das Potenzial von Netbooks zu spät erkannt hat, ist bei Lenovo unter den Top 4 weltweit das Computerunternehmen mit dem schwächsten Wachstum.

Im dritten Quartal des laufenden Fiskaljahres (Q4/08) schrieb Lenovo mit 96,7 Millionen Dollar den ersten Verlust der vergangenen drei Jahre. Der Umsatz ist um 20 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar eingebrochen. Folglich hat das Unternehmen angekündigt, rund 11 Prozent der Belegschaft oder 2.500 Mitarbeiter weltweit zu entlassen.

Nicht nur in Übersee, vor allem in den USA, hat Lenovo Federn lassen müssen, sondern auch im Heimatmarkt China, wo das Unternehmen mit dem chinesischen Namen Lianxiang lange Zeit die unbestrittene Nummer eins war.

Zeitweise auf Platz drei im weltweiten PC-Markt, hat Lenovo vor allem Acer unterschätzt. Das taiwanesische Unternehmen hat den US-Markt lange Zeit links liegen lassen, ist aber dort mit einem Absatzplus von 55,4 Prozent mittlerweile auf Platz drei auch dank Netbooks der am schnellsten wachsende PC-Anbieter, während Lenovo gar nicht mehr unter den Top 5 auftaucht, so auch in EMEA.

Weltweit hat Lenovo laut Marktforscher Gartner den PC-Absatz nur um 8,7 Prozent gesteigert. Der Marktanteil ist von 7,4 auf 7,2 Prozent zurückgegangen. Acer dagegen konnte mit PCs um 26,5 Prozent zulegen und den dritten Platz mit einem Weltmarktanteil von 11,1 Prozent festigen.

Die Finanzkrise hat auch den wachstumsverwöhnten chinesischen PC-Markt voll erfasst. Während die Absatzzahlen in EMEA um 4,9 Prozent nach oben gegangen sind, waren es in China im vierten Quartal 2008 nur noch 0,8 Prozent, in der ganzen asiatisch-pazifischen Region, traditionell ebenfalls wichtiger Kernmarkt Lenovos, betrug das Absatzplus gerade mal 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. (kh)

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