Leo Computer: Angezählt, aber nicht k.o.

16.12.2004
Ein langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung hat die Leo GmbH im großen Stil betrogen. Durch eine Einlage der beiden Gesellschafterfamilien kann aber der Betrieb fortgeführt werden. Die Kripo fahndet nun nach dem Motiv und eventuell weiteren Tätern. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goressen

"Es war die schlimmste Woche meines Lebens", gestand Torsten Duffner, Geschäftsführer und Gesellschafter der Leo Computer GmbH, gegenüber ComputerPartner. In der vergangenen Woche musste er nämlich gemeinsam mit Wirtschaftsprüfern sowie der Kripo einen groß angelegten Betrug aus den eigenen Reihen untersuchen, mit Banken verhandeln, Geschäftspartner aufklären und beruhigen und gleichzeitig den Betrieb aufrechterhalten. Am schlimmsten war aber für ihn, mit der persönlichen Enttäuschung fertig zu werden.

Schon seit einiger Zeit waren bei dem Appenweier PC-Hersteller Unregelmäßigkeiten aufgefallen. Am Donnerstag vorletzter Woche gestand dann ein Mitglied der Geschäftsleitung, seit zehn Jahren im Unternehmen, die Unterschlagungen. Ihm wurde sowohl die Prokura entzogen als auch fristlos gekündigt, und es wurde Anzeige erstattet. Da aber offiziell keine Verdunklungsgefahr besteht, bleibt er weiterhin auf freiem Fuß. Die Kripo fahndet nun nach dem Motiv und ob eventuell auch Externe am Betrug beteiligt waren.

Am vorletzten Sonntag wurde erst das ganze Ausmaß der Veruntreuung bekannt. Nach Angaben der Offenburger Staatsanwaltschaft liegt die Schadenssumme knapp unter einer Million Euro. Duffner informierte montags die Kripo und sperrte sicherheitshalber am Mittwoch alle Konten. Seit letztem Montagabend sind sie wieder offen. Es entstanden in dieser Zeit jedoch Zahlungsverzögerungen, von denen einige Lieferanten betroffen waren, mit denen Duffner aber bereits individuelle Lösungen vereinbart hat. Der entstandene Schaden wird nun durch Gesellschaftereinlagen ausgeglichen.

Duffner stand und steht in dauernden Verhandlungen mit den Banken, um schnellstmöglich Ruhe in die Sache zu bringen. Mit Erfolg: Kreditversicherer Hermes hat die ganze Zeit die Kreditlinie offen gehalten. Und da die meisten Lieferanten zum Monatsende bezahlt werden, hält sich der "Kollateralschaden" in sehr engen Grenzen.

ComputerPartner wird über den weiteren Verlauf der Ermittlungen berichten.

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