LESERBRIEF

14.06.1996
Artikel "Software- und Systemhäuser auf Geldsuche: ,Wir sind die Bittsteller der Nation'" in ComputerPartner 8/95, Seite 60 und 61.Das Finanzierungsproblem bei IT-Unternehmen fängt schon bei der Benennung und dem Gebrauch von Begriffen an: Das Wort RISIKO-Kapital hört sich nunmal nicht gerade einladend an.

Artikel "Software- und Systemhäuser auf Geldsuche: ,Wir sind die Bittsteller der Nation'" in ComputerPartner 8/95, Seite 60 und 61.Das Finanzierungsproblem bei IT-Unternehmen fängt schon bei der Benennung und dem Gebrauch von Begriffen an: Das Wort RISIKO-Kapital hört sich nunmal nicht gerade einladend an.

Warum also keine Umbenennung in CHANCEN-Kapital? Weil diese Finanzierungsform heute eben keine echte Chance hat: Wenn es nicht klappt, ist sowieso alles weg, wenn es aber irgendwie und gegen alle Realitäten dennoch einmal klappt, nimmt die Steuer praktisch alles weg. Der sogenannte "Erwartungswert" eines IT- oder Innovations-Ventures in Deutschland ist klar negativ gekennzeichnet. Dagegen ist der Erwartungswert von Abschreibungsanlagen oder Rentenpapieren deutlich positiv - deshalb fließen die Gelder dorthin und eben nicht in Innovationen oder IT-Ventures. Wohin das führt, müßte jedem schon lange klar sein. Der Gesetzgeber hätte es in der Hand, zukunftsfähige Ventures gegenüber rückwärtsgewandten Anlageformen steuerlich zu privilegieren - aber er tut es nicht, wider jede ökonomische Vernunft. Wenn Risiko-Kapital in Wirklichkeit Chancen-Kapital wäre, gäbe es genug davon.

Claus-Wilhelm Riepe, Geschäftsführer Aristo Graphic Systeme, Hamburg

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