Leserbrief

28.11.1997

Artikel "Das Christkind naht: Zeit für Schnäppchen" in der ComputerPartner 17/97, S. 42.

Mit großem Interesse lese ich immer wieder Ihre Zeitschrift, ich finde diese sehr gut!

Ich, als kleiner Computerfachhändler - seit 1985 tätig -, verfolge besonders gerne Ihre "Notizen aus der Provinz", sprechen Sie mir doch so manches Mal aus der Seele. Ergänzend hierzu finden sich immer wieder diverse Beiträge, die die Gegensätzlichkeit der IT-Branche recht deutlich machen.

Nun lese ich in Ausgabe Nr. 17 wieder tolle Sachen: Zunächst hätte ich beim Bericht über die Patentlizenzen und die Handwerksmeistersache - "Lohnt sich PC-Assemblierung für den Händler noch?" - ja noch geschwiegen. Doch dann lese ich wenig später das Ding über Lidl mit dem PC für 1888,- Mark. Ich hatte die Anzeige von Lidl und die Ware eine Woche zuvor natürlich auch gesehen und mir blieb wie vielen meiner Kollegen auch der Atem weg. Nun, ich glaube es ist kein Geheimnis, an diesen Preis kommt der Fachhändler nicht ran. Es stellt sich die Frage, wie unsereins reagieren soll, schließlich werden wir vom Kunden ständig hiermit konfrontiert, und ich kann den Kunden verstehen, wenn dieser sich - ob meiner eigenen Preise - danach etwas auf den Arm genommen fühlt. So bemerke ich seit der Anzeige (einige andere Discounter setzten gleich noch einen drauf) deutliche Zurückhaltung bei der privaten Kundschaft.

Nun stellt sich für mich die Frage, was kann ich persönlich tun? Schon immer war es mein Bestreben, für meine Kunden ein optimales Preis-Leistungsverhältnis zwischen Qualität der Ware, Service an den Kunden, und Endverbraucherpreis zu erstellen. Durch derartige Aktionen wie von Lidl wird dieses Bestreben zunichte gemacht, da hierbei Service und Betreuung vom Fachhändler nicht mehr erbracht werden. Ich klage hier nicht Lidl oder die anderen Billig-Discounter an, die nur die preiswert erstandene Ware, vielleicht das eine oder andere Mal mit einer kleinen Zuzahlung, an den Mann bringen, um Leute ins Geschäft zu locken. Nein, zwei oder drei Geräte als dickes Lockmittel mit 200 oder 300 Mark zu bezuschussen, um den Nimbus des "Billigen Jakob" zu erhalten, könnten wir auch, kein Problem. Im Gegenteil, ich frage uns Fachhändler, was wir zu diesem Problem beigetragen haben? Schauen wir uns doch einmal die Computerlandschaft an. Sind es nicht immer die gleichen Quellen, die regelmäßig, wahrscheinlich über langfristige Verträge abgesichert, den Markt mit supergünstigen Angeboten zur für uns ungünstigsten Zeit füttern? Und der Abgesang an die Fachhändlerschaft, wird das nicht auch von oben mitgesteuert? Wir auf jeden Fall sind an Produkten etwa von Fujitsu nicht interessiert, die haben wir schon vor Ewigkeiten ausgelistet. An Zulieferer und Distributoren, die Massenware zu Schleuderpreisen ausschließlich an Billig-Discounter verhökern, sind wir nicht besonders interessiert.

Wir auf jeden Fall sehen die Lage nicht so schlecht wie bei Ihnen dargestellt. Das Essen wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Selbst wenn die Discounter letztlich alle Hardware verkaufen, dann wird jeglicher Computersupport von einigen wenigen Spezialisten so teuer, daß dieser Trend der Umsatzentwicklung der wenigen Großen schwer im Weg steht. Solange Bill Gates weiterhin so erklärungsintensive Software entwickeln läßt und die Hardwareentwicklung so schnell bleibt, daß das von heute schon morgen überholt ist, brauchen die Verkäufer bei Lidl und beim Mediamarkt noch die Hilfe vom Fachhändler.

Egal was passiert, wir werden weiterhin dabei sein, ganz sicher!

Burkhard Widera, PC-Service Widera in Lienen.

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