LESERBRIEFE

03.07.1997
Ich glaube, in kaum einem anderen Land der Erde wird man so unfreundlich und blasiert behandelt wie in Deutschland. Speziell in der Computerbranche darf man regelrecht froh sein, wenn man überhaupt etwas bestellen darf. Das beginnt bereits beim Telefonieren. Ich wähle die Nummer eines Händlers oder Herstellers und es meldet sich eine Tonbandstimme, die mir zu verstehen gibt, wie heiß gerade alle Telefonleitungen laufen. Dann ertönt zwei bis drei Minuten eine Musik, die einem oft die Schuhe auszieht, bis man wieder diese angenehme Tonbandstimme hört. Auflegen wäre in diesem Fall dumm, denn dann würde man wieder ans Ende der Telefonschlange gestellt und hätte die drei bis vier Mark, die diese Prozedur bis jetzt gekostet hat, glatt zum Fenster rausgeschmissen. Endlich meldet sich dann, nun aber wie eine kalte Dusche, eine neue Stimme, die der Telefonistin. Gerade noch, daß sie die Firmenbezeichnung verständlich über die Lippen bringt, hört man von ihr im Befehlston ein "Moment", von "bitte" keine Spur und dann wieder diese Alptraummusik, wieder drei bis vier Minuten. Da nun aber der Gesprächspartner nicht am Platz ist, hört man nochmal in Gesprächsfetzen die vertraute Telefonistin, die mit einem militärisch knappen "Moment noch" auf die Suche nach dem Kollegen geht. Hat man ihn dann endlich am Apparat, dann beginnt die Prozedur "Kundenbelabern". Nach einer Minute weiß man spätestens, daß der andere keine Ahnung hat und Sprechblasen von sich gibt. Dabei läßt dieser aber wiederum jegliche Höflichkeiten außer Acht, vielmehr läßt er unverhohlen durchblicken, wie dumm der Kunde und wie gescheit er ist. Da hänge ich dann meistens ein und sage mir, daß mir mein Geld für diese Firma zu schade ist. Gott sei Dank hat man ja heute eine große Auswahl an Firmen. Doch das Ganze hat einen mindestens 20 Mark gekostet.Dann noch die Werbeschreiben oder Inserate, die nur so von Unfreund

Ich glaube, in kaum einem anderen Land der Erde wird man so unfreundlich und blasiert behandelt wie in Deutschland. Speziell in der Computerbranche darf man regelrecht froh sein, wenn man überhaupt etwas bestellen darf. Das beginnt bereits beim Telefonieren. Ich wähle die Nummer eines Händlers oder Herstellers und es meldet sich eine Tonbandstimme, die mir zu verstehen gibt, wie heiß gerade alle Telefonleitungen laufen. Dann ertönt zwei bis drei Minuten eine Musik, die einem oft die Schuhe auszieht, bis man wieder diese angenehme Tonbandstimme hört. Auflegen wäre in diesem Fall dumm, denn dann würde man wieder ans Ende der Telefonschlange gestellt und hätte die drei bis vier Mark, die diese Prozedur bis jetzt gekostet hat, glatt zum Fenster rausgeschmissen. Endlich meldet sich dann, nun aber wie eine kalte Dusche, eine neue Stimme, die der Telefonistin. Gerade noch, daß sie die Firmenbezeichnung verständlich über die Lippen bringt, hört man von ihr im Befehlston ein "Moment", von "bitte" keine Spur und dann wieder diese Alptraummusik, wieder drei bis vier Minuten. Da nun aber der Gesprächspartner nicht am Platz ist, hört man nochmal in Gesprächsfetzen die vertraute Telefonistin, die mit einem militärisch knappen "Moment noch" auf die Suche nach dem Kollegen geht. Hat man ihn dann endlich am Apparat, dann beginnt die Prozedur "Kundenbelabern". Nach einer Minute weiß man spätestens, daß der andere keine Ahnung hat und Sprechblasen von sich gibt. Dabei läßt dieser aber wiederum jegliche Höflichkeiten außer Acht, vielmehr läßt er unverhohlen durchblicken, wie dumm der Kunde und wie gescheit er ist. Da hänge ich dann meistens ein und sage mir, daß mir mein Geld für diese Firma zu schade ist. Gott sei Dank hat man ja heute eine große Auswahl an Firmen. Doch das Ganze hat einen mindestens 20 Mark gekostet.Dann noch die Werbeschreiben oder Inserate, die nur so von Unfreund

lichkeiten strotzen: "Kaufen Sie", "Rufen Sie an", "Bestellen Sie sofort", "Wenn Sie jetzt nicht kaufen ..." sind trotz unterschwelliger Bedrohung noch harmlos. Manche Inserate sind geradezu plump beleidigend. Wenn sich eine Firmenleitung nicht die Mühe macht, den Vertrieb zu kontrollieren, ob der Kunde freundlich und höflich behandelt wird, dann muß sie sich auch nicht wundern, wenn die Kunden ausbleiben. Sind wir denn schon so vercomputerisiert, daß wir nicht mehr mitbekommen, daß am anderen Ende ein Mensch und nicht eine Maschine ist?

Sehen Sie, erst wenn sich einige Firmen auf die probaten Zauberworte "Bitte", "Danke" und "was dürfen wir für Sie tun?" besinnen, werden auch wieder die Kunden bei diesen Firmen verstärkt bestellen. Übrigens habe ich keine Firmennamen genannt, denn bis auf ein paar Ausnahmen beginnt bereits bei den meisten schon in der Telefonzentrale das Spiel "Wie vergrault man den Kunden".

Dr.div. Franz X. Büchler, Inhaber der f.x.büchler & co.kg in Polling.

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