Leserbriefe

29.04.1999

Zum Offenen Brief in ComputerPartner 14/99, Seite 7, erreichten uns folgende Zuschriften:Aus langjähriger Erfahrung als reiner Druckerhändler (seit 1981) möchte ich Ihnen aus unserer Sicht mitteilen, daß es fast nur Kunden gibt, die glauben, daß technische Produkte aus unserer Branche schon funktionieren werden. Keiner fragt außer nach dem Preis eine Leistung nach dem Kauf ab. Man hat ja seine Bekannten, sprich Physiklehrer o.ä.

Dadurch hat es der heutige Fachhändler natürlich schon sehr schwer. Was soll's also. Jeder ist seines Glückes Schmied. Und wer nicht hören will, muß zahlen. Uns gefällt die "Sparsamkeit" der Kundschaft. Wir empfehlen sogar die Märkte. Irgendwann kommt sowieso jeder zum "Doktor", also zum Fachhändler. Wir jedenfalls leben von der "preisbewußten Märkte-Käuferschicht" sehr gut. Der heutige Kunde denkt höchstens an Garantie. Wie diese im einzelnen abläuft, fragt er nicht, kann er auch nicht prüfen. Von einer Ersatzteilbeschaffung, ständiger Verbrauchsmaterialversorgung, Hilfestellung am Wochenende usw. ganz abgesehen. Ob die Herstellerwerbung ihn zum Nachdenken anregt, wäre einen Versuch wert.

Es gibt ja zum Beispiel keine gesetzlich vorgeschriebene Garantieabwicklungszeit. Was also passiert in der Wartezeit? Damit fängt es schon an. Diese Info müßte dem Kunden vom Hersteller mitgeteilt werden. Damit hätte der Kunde ein klares Unterscheidungsmerkmal. Aber wer glaubt schon an irgendein Problem. Es ist wie beim eigenen Kind. Daraus wird was. Nur die anderen haben halt Probleme.

Und Umsatzmengen machen nunmal die Märkte. Ob die Hersteller aufgrund Ihrer Forderung diese eventuell verärgern, wenn sie auf eine sogenannte "schlechtere" Leistung auch noch hinweisen? Es gibt ja genug Märkte. Da wird es keine Einzelstellung geben wie in England. Es fehlen sowieso noch Eduscho, Tchibo usw. als Absatzmarkt. Uns würde es gefallen.

Bernd Mühring, Würke EDV-Technik in Neuss.

Ihre offenen Briefe an die verschiedenen "Größen" unserer Branche lese ich jedesmal mit viel Freude. So erinnert mich Ihr jüngster Brief an Frau Huy von Compaq an zahlreiche ähnliche Beteuerungen verschiedenster Hersteller oder Distributoren, in denen diese alle unisono ihre Treue zum Fachhandel betonen; wie sehr die deutsche EDV-Landschaft doch einen starken und gesunden Fachhandel benötigt und derlei Aussagen mehr.

Seit nunmehr 15 Jahren höre ich mir diese frommen Sprüche an, erlebe, wie ein Partnerprogramm ums andere neu kreiert und nach geraumer Zeit wieder geändert oder fallengelassen wird. Als langjähriger Partner von Herstellern wie unter anderem HP, Epson, OKI, NEC und auch Compaq kann auch unser Unternehmen etliche Ordner mit diesen "Programmen" in den verschiedensten Versionen füllen und die Wände mit vielen, mehr oder weniger ernstzunehmenden, Zertifikaten tapezieren.

Allerdings glauben wir den angeblich ach so ernstgemeinten Treueschwüren schon lange nicht mehr. Wir Fachhändler und Systemhäuser scheinen für einige Hersteller ein (noch) notwendiges Übel zu sein. Aber man arbeitet ja hart daran, sich dieses Übels zu entledigen.

Aber ausgerechnet Compaq soll jetzt dem unbedarften und/oder uninformierten Endkunden klarmachen, daß es einen kompetenten Fachhandel gibt? Ist Compaq daran wirklich interessiert?

Wie ernst Frau Huy ihre Aussagen meint, belegt das jüngste Beispiel, das mir heute auf den Tisch flatterte. Das VW-Audi-Vertriebszentrum West bietet seinen Partnern komplette Compaq-Anlagen mit 21-Zoll-Monitoren, Software und drei Jahren Vor-Ort-Gewährleistung zu einem Spottpreis an. So macht sich Compaq mit Sicherheit nicht zum Fachhandelspartner Nummer eins. Aber vielleicht habe ich ja nur übersehen, daß Compaq den Fachhandel in irgendeiner Form einbindet.

Wir haben übrigens versucht, als autorisierte Compaq Partner bei VW-Audi zu vergleichbaren Konditionen Fahrzeuge einzukaufen. Wundert es Sie, daß uns dies nicht gelungen ist?

Peter Adrian, Multilog GmbH in Eschweiler.

Als treuem Leser der Fachzeitschrift ComputerPartner sind Sie mir als Journalist bekannt, der den Größen der IT-Branche schon mal unangenehme Fragen stellt und diese meistens auch beantwortet bekommt. Da diese mit dem Verkauf von riesigen Stückzahlen von PCs schwer beschäftigten Manager wohl kaum Zeit haben werden, meine Existenz auch nur wahrzunehmen, möchte ich Sie bitten, in meinem Interesse - und sicherlich auch in dem vieler anderer Compaq-Händler - einmal bei Frau Gerrit Huy Fragen zu stellen.

Compaq hat sich ja die guten Beziehungen zum Fachhandel auf die Fahnen geschrieben. Dabei begann alles so vielversprechend. Vor kurzer Zeit wurde den Händlern mit viel Werbeaufwand der neue Prosignia vorgestellt, der "Joker zu Preisen, die selbst Nonames keine Chancen mehr lassen". So schön, so gut. Daß der Alltag der Compaq-Händler anders aussieht, zeigen zwei Annoncen von einem Tag. Die Annonce aus Ihrer Zeitschrift vom vergangenen Donnerstag, in der ein bekannter Distributor diesen "Billig-Compaq" als PII-400 zu einem Händlereinkaufspreis von 1.629 Mark netto anbietet, und daneben die Annonce aus einer Tageszeitung, in der eine bekannte Marktkette einen Compaq Presario PII-400, auch noch deutlich besser ausgestattet, zu 1.399 Mark brutto (das sind 1.206 Mark netto) offeriert. Sicherlich zählen im harten Wettbewerb unter den Herstellern Stückzahlen. Doch ich befürchte, der Schuß kann für Compaq nach hinten losgehen. Bevor ich nämlich beim Endkunden, der mich auslachen wird, weil ihm egal ist, ob Prosignia oder Presario draufsteht, fast 600 Mark Preisunterschied bei mäßiger Ausstattung "wegdiskutieren" muß (etwas verdienen muß ich ja auch noch), verkaufe ich in Zukunft doch lieber Nonames statt Compaq. Oder?! Jetzt würde es mich nur noch interessieren, was Frau Huy dazu sagt!

Stefan Mäder, Mäder Computersysteme in Falkenstein.

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