Lexar packt mehr "Intelligenz" auf CF-Karten

21.10.2004
Die Compact-Flash-Karte gilt als einer der beliebtesten und meistverbreiteten Wechseldatenspeicher für Digitalfotografen. Nicht länger sollen sich darauf nur Bilder packen lassen - die Karten werden "intelligent". Von ComputerPartner-Redakteur Christian Meyer

Eigentlich ist die CF-Karte nicht mehr als ein Stück Hardware, ein Flash-Speicher, der für die Speicherung von Daten konzipiert wurde. Vor allem die Anbieter von Digitalkameras haben den handlichen Wechselspeicher als ideales Medium für das Abspeichern von elektronischen Bildern entdeckt. Neben der SD-Karte ist dieses Format am weitesten verbreitet. Die CF-Karte ist preisgünstig, robust, handlich und zwischenzeitlich mit Kapazitäten von bis zu acht Gigabyte lieferbar. Technologisch haben sich die CF-Karten seit ihrer Markteinführung wenig weiterentwickelt. Zwar wurden die Kapazitäten gesteigert und die Übertragungsgeschwindigkeiten verbessert, weil gerade die leistungshungrigen, digitalen Spiegelreflexkameras die aufkommende Datenflut beim Knipsen schnell und sicher auf den Wechselspeicher schaufeln müssen, aber viel mehr hat sich seitdem nicht getan.

Der im kalifornischen Fremont ansässige Hersteller von Speicherkarten Lexar - neben Sandisk einer der großen Player in diesem Markt - hat sich Gedanken über zusätzliche Funktionalitäten für CF-Karten gemacht. Anlässlich der soeben zu Ende gegangenen Photokina in Köln hat das Unternehmen nun seine Pläne bekannt gegeben, in welche Richtung die Weiterentwicklung gehen wird. Vor allem über den Nutzwert möchte man die Attraktivität der kleinen Datentanks auch in Zukunft sicherstellen.

Lexars Antwort heißt "Active Memory"

Um die Produktivität und den digitalen Workflow im professionellen Einsatz dieses Speichermediums zu steigern, hat Lexar die so genannte "Active-Memory"-Technologie in die CF-Karte integriert. Dahinter verbirgt sich, dass der Hersteller auf der CF-Karte einen nur wenige Kilobyte großen Speicherblock reserviert hat, der selbst beim Formatieren des Mediums erhalten bleibt. Nach Vorstellung von Lexar sollen in diesen Bereich beispielsweise alle benutzerspezifischen Einstellungen einer Digitalkamera gespeichert werden. Derzeit werden die Präferenzen auf dem internen Speicher der Kamera abgelegt. Und dennoch macht diese Technologie Sinn, wie Marketing-Manager John Omvik gegenüber ComputerPartner erklärt. "In fast allen Fotostudios arbeiten mehrere Fotografen mit ein und derselben Digitalkamera. Bisher musste jeder Fotograf die Kamera neu programmieren, weil sein Kollege andere Einstellungen verwendet. Das ist lästig und zeitraubend." Künftig, so der Lexar-Manager, werde es genügen, wenn man seine "persönliche" CF-Karte mit den gewünschten Einstellungen in die Kamera einsetzt. Der digitale Knipser liest die Präferenzen aus und nimmt die Wunscheinstellungen automatisch vor. Da viele der teuren Digitalkameras von Profis nicht gekauft, sondern ausgeliehen werden, macht auch hier der Einsatz solcher "intelligenter" CF-Karten Sinn. "Auch kann man sich zwei Karten zurechtlegen, wenn man beispielsweise teilweise im Studio und draußen fotografiert", führt Omvik ein weiteres Einsatzszenario auf.

Für Profis und Consumer geeignet

Die Active-Memory-Technologie könnte nach Einschätzung des Lexar-Managers aber auch im Consumer-Umfeld nützliche Dienste erweisen. Denn es wäre ohne weiteres möglich, beispielsweise Name und Anschrift oder andere Metadaten wie Urheberrechte oder Schlüsselwörter in den geschützten Speicherbereich zu schreiben. Gibt der Anwender seine Speicherkarte beim Händler ab, um Bilder zu bestellen, werden so alle Kontaktdaten und beispielsweise das Wunschformat mit ausgelesen und die Fototasche mit der Adresse bedruckt.

Doch noch ist es nicht so weit, denn das Unternehmen muss noch einige Hürden meistern. Da die Daten außerhalb des in der für CF-Karten relevanten Spezifikation liegen, sind sie mit herkömmlichen Kartenlesern nicht zugänglich. Zwar will Lexar die Active-Memory-Karten zusammen mit einem neuen Kartenleser vertreiben, doch die Marktakzeptanz ist damit noch lange nicht sichergestellt.

Omvik setzt hierbei auf die gesamte Imaging-Branche. So hätten bereits wohlwollende Gespräche mit Anbietern von Digitalkameras stattgefunden, die diese Technologie künftig unterstützen oder gar im Rahmen eines Firmware-Updates ermöglichen werden.

Kommentar

Dass "dumme" Datenspeicher wie eine unspektakuläre CF-Karte mit allerlei Nutzwert ausgestattet werden können, beweist Lexar mit der ActiveMemory-Technologie eindrucksvoll. Das Problem: Man bewegt sich außerhalb der Spezifikation und das Unternehmen kann nur darauf hoffen, dass die Digitalkamera-Gilde und die relevanten Softwarehersteller den Nutzen erkennen. Lexar als Big Player in diesem Markt könnte genügend Gewicht dafür haben, darf aber mit Widerstand seitens Sandisk rechnen, das sicherlich keine großen Ambitionen habt, diese Technologie per Lizenzkauf vom schärfsten Konkurrenten zu erwerben. Noch vor Weihnachten wissen wir mehr, dann sollen die ersten Produkte auf den Markt kommen.

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