LG Electronics: "Ende des Jahres haben wir Samsung gepackt"

08.03.2000
LG Electronics will nicht mehr hinter den Kulissen als unbekannter Monitorproduzent sein Dasein fristen, sondern mit einer starken Eigenmarke ins Rampenlicht treten.

Mit "Flatron"-Monitoren an die Spitze, das ist das Ziel von LG Electronics: "Wir wollen Samsung den Rang des weltweiten Marktführers für die Monitorproduktion ablaufen", tönt selbstbewusst Steffen John, Direktor Vertrieb und Marketing von LG Electronics Deutschland in Willich, und führt ebenso siegesgewiss weiter aus: "Wir sind jetzt schon der größte TFT-Produzent auf der Welt. Und im CRT-Bereich trennen uns von Samsung nur noch knapp eine Million verkaufte Geräte. Ende des Jahres haben wir die gepackt."

Angesichts dieser Kampfansage interessiert natürlich die Meinung des Herausgeforderten: "Wünsche muss jeder im Vertrieb haben", meint fröhlich Joachim Stiller, Samsung-Sales-Manager Deutschland für die Monitor-Distribution, und sagt weiter: "Ich kann mir dieses Ergebnis weder weltweit noch für Deutschland vorstellen, zumal auch Samsung in der zweiten Jahreshälfte noch einiges vorhat." Ein Branchenkenner bestätigt Stillers Aussage: "Selbst wenn LG die hochgesteckten Zielvorgaben für dieses Jahr erreicht, liegt der Hersteller immer noch 25 Prozent hinter Samsung."

Brand-Geschäft auf dem Vormarsch

Doch John will das Sein auf der Überholspur im deutschen Markt weiter belegen: "Der Umsatz mit Brandware in Deutschland lag im ersten Halbjahr dieses Jahres 63 Prozent über den Zielvorgaben, nämlich 163 statt 100 Millionen Mark." Damit Samsung nur noch die Rücklichter von LG zu sehen bekommt, will der Herausforderer mit einer großen Marketing-Kampagne das Image eines A-Brands in die Kundenköpfe einimpfen. Und damit die Botschaft auch klar und deutlich rüberkommt, heißen derweil nicht mehr nur die CRTs des koreanischen Herstellers Flatron, sondern auch die TFT-Displays.

Es soll ein klarer Marktauftritt gegenüber Partnern und Kunden sein. Im Herbst starten wir zahlreiche Werbeaktionen, unter anderem im Fernsehen und in Fußballstadien", kündigt John an. Was wird bei alledem eigentlich aus den Noname-Geräten? "Damit beliefern wir nur noch Small-Assembly-OEMs und bewerben sie auch gar nicht mehr aktiv." Diese Produkte machen laut John nur noch weniger als fünf Prozent des deutschen Umsatzes aus.

Wenn alles so läuft, wie sich die Koreaner das vorstellen, hat sich LG bald mit der Eigenmarke einen so großen Namen gemacht, dass sie sogar das OEM-Geschäft überflügelt. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil der an andere Hersteller verkauften Bildschirme 60 Prozent, dieses Jahr soll das Verhältnis fifty-fifty sein - um sich dann kommendes Jahr umzukehren zugunsten der Brand-Geräte. "2002 wollen wir bereits 65 Prozent unseres weltweiten Umsatzes über das Brandgeschäft erzielen. Das bedeutet, dass wir unseren Brand-Mengenabsatz verdreifachen müssen", nennt John das hochgesteckte Ziel seines Brötchengebers. Dabei liest sich die Liste der OEM-Partner von LG wie das Who-is-Who der IT-Branche: IBM, Compaq, Gateway, Dell, Apple und HP sowie Siemens, Fujitsu, Toshiba und Acer zählen unter anderem zum Kundenstamm der Koreaner.

Vertriebskanäle ausgeweitet

Den Zielen entsprechend weitet der Hersteller seine Verkaufskanäle aus: "Wir wollen nicht mehr nur über Media-Markt und Saturn verkaufen, sondern auch über Vobis, Wal Mart, King Fischer und andere", erläutert John. Um dieses Pensum zu schaffen, wurde die Retail-Vertriebsmannschaft von zwei auf vier Leute aufgestockt. Auch die Zahl der Systemhauspartner ist seit dem im Oktober 1999 gestarteten Key-Account-Konzept (siehe auch ComputerPartner 35/99, Seite 26) gewachsen: "Die angestrebten 15 Top-Partner haben wir längst erreicht, wir haben jetzt 21, die fast alle ihre Verträge schon unter-schrieben haben", will der LG-Mann Erfolg vermitteln. Das Geschäft über die Partner macht umsatztechnisch derzeit etwa 18 Prozent aus, der Retail-Kanal bringt es auf 20 bis 25 Prozent, die Distribution hat den Rest inne.

Gerüchte, die von mehreren Seiten der ComputerPartner-Redaktion zugetragen wurden, dass der Verantwortliche für das Systemhausgeschäft, Meinhard Gerbes, das Unternehmen verlässt, dementiert John: "Wo haben Sie das denn her? Nein, Herr Meinhard (56 Jahre, Anmerkung der Redaktion) bleibt uns noch mindestens drei Jahre erhalten."

Lieferengpässe

Ein Haar in der Marketing-Suppe gibt es dann aber doch: Das bereits auf der Cebit angekündigte 15,7-Zoll-TFT ward hierzulande bis heute nicht gesehen. "September und Oktober werden alle angekündigten TFT-Geräte aber verfügbar sein", verspricht John. Sollte dem nicht so sein, könnten die hoch gesteckten Ziele des Herstellers aufgrund der Lieferschwierigkeiten wie eine Seifenblase zerplatzen. Bei den CRTs redet John die Liefersituation im deutschen Markt allerdings schön: "Es handelt sich eher um eine Allokation aufgrund unseres weltweiten Wachstums als um eine Verknappung. Derzeit bekommen wir monatlich 6.000 Flat-rons aus Korea, ab Oktober hat man uns 10.000 Geräte pro Monat zugesagt."

Ein Handelspartner meint dazu nur gnadenlos: "Solche Aussagen aus Korea darf man nicht immer ganz wörtlich nehmen, die können von dort aus gar nicht drei Monate im Voraus planen. Und im Retail-Kanal ist die Stimmung hinsichtlich LG momentan gelinde gesagt etwas getrübt." Eine weitere Einschätzung aus unternehmensnahen Kreisen lautet: "LG brüstet sich zwar gerade mit den aktuellen Marktzahlen, doch bei den kommenden werden denen die Augen übergehen. Denn wer nichts liefert, wird schließlich gar nicht mehr gelistet." (via) www.lge.de1999 verkaufte LG Electronics insgesamt 9,3 Millionen Monitore. 4,8 Millionen wurden in Korea produziert, der Rest in Wales, Brasilien, China, Mexiko. 46 Prozent der produzierten Geräte waren 15-Zöller, 38 Prozent 17-Zöller, nur fünf Prozent 14-Zöller, vier Prozent TFTs und sieben Prozent 19-Zöller. Der Umsatz betrug weltweit 1,64 Milliarden Dollar, dieses Jahr sollen es 2,1 Milliarden werden.

Die Trends im Monitorbereich sehen die Koreaner ganz klar in Flachbildschirmen und TFT-Displays. Neben platzsparenden Ausmaßen ist ein weiteres Stichwort die Multifunktionalität: höhere Auflösung, Multimedia, digitale Schnittstellen sowie Verschmelzung mit TV. Im CRT-Markt werde sich der Standart Richtung 17-Zoll und größer entwickeln, bereits bis zum Ende dieses Jahres sollen 68 Prozent der Geräte in dieser Liga mitspielen, so der Hersteller. (via)

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