Lichtblick: Aktien der PDA-Hersteller erholen sich

14.02.2002
Die Aktien der Handheld-Hersteller Palm und Handspring bescheren wieder positive Schlagzeilen. Nach einer längeren Durststrecke rechnet die Branche in Zukunft mit Wachstumsraten zwischen 10 und 15 Prozent jährlich. Die neuen Modelle sorgen für Kursphantasie.

Bei der Präsentation der Quartalszahlen kurz vor Jahresende gab sich Palm-Vorstandschef Eric Benhamou zuversichtlich: "Wir haben das Geschäft wieder im Griff, verfügen über eine klare Strategie und mehr Selbstvertrauen, sodass wir unsere Pläne termingerecht und im Rahmen des Budgets umsetzen können." Auch Vorstandschefin Donna Dubinsky vom Konkurrenten Handspring ist optimistisch: "Ich sehe Licht am Ende des Tunnels". Beide Aktien legten kräftig zu. Das Interesse der Anleger und Spekulanten ist wieder da. Der PDA-Markt beginnt sich zu erholen, wenn auch langsam.

Bei Handspring sollen das neue Modell Treo und die darauf aufbauende Produktfamilie den Sprung in die Gewinnzone bringen. Der Treo soll einen Teil des Mobilfunkmarktes erobern, der mit weltweit rund 400 Millionen verkauften Geräten pro Jahr um ein Vielfaches größer ist als der Markt für PDAs. Das handliche Gerät, das bei seiner Vorstellung großen Anklang fand, kombiniert die üblichen Notizbuch- und Kalenderfunktionen mit Mobiltelefon und Internetzugang. Daneben will Handspring mit "aggressiven Einsparungen bei den bisherigen Produktlinien" effizienter produzieren.

Ebenfalls die Einführung neuer Produkte plant der langjährige Marktführer Palm. Demnächst dürften die angekündigten Geräte auf Basis drahtloser Kommunikation kommen, im zweiten Halbjahr dann solche mit höherer Leistung. Im Gespräch ist weiterhin, die Palm-Bereiche Hardware und Software in jeweils einer börsennotierten Firma unterzubringen. Daraus schöpften Aktienstrategen schon im Sommer vorigen Jahres Kurshoffnungen. Die einzelnen Bereiche sind getrennt mehr wert, als der jetzige Palm-Aktienkurs ausdrückt.

Im zweiten Quartal (30. November 2001) hatte Palm mit 290 (Vorjahr: 522) Millionen Dollar 36 Prozent mehr umgesetzt als im ersten Abschnitt. Die Verkäufe - vor allem älterer und preisgünstiger Modelle - hat sich gegenüber dem ersten Quartal auf 1,5 Millionen Dollar verdoppelt, was auch den Auslieferungen für das Weihnachtsgeschäft des Handels zu verdanken war. Für das vierte Finanzquartal (31. Mai 2002) geht das Management von einer schwarzen Null bei einem Umsatz von 290 bis 300 Millionen Dollar aus. Mit der Einführung neuerer und teurerer Produkte werden die Bruttomargen wieder besser.

Preiskrieg ruinierte Margen

Beim Versuch, überfüllte Lager abzubauen, haben Palm und Handspring einen Preiskrieg angezettelt, der die Margen ruinierte. Der durchschnittliche Preis eines Palm-Taschencomputers ist von 221 Dollar im ersten Quartal des Finanzjahres 2002 auf 164 Dollar im zweiten Quartal gesunken. Generell wird es bei den handflächengroßen elektronischen Notizbüchern (PDA) zunehmend enger. Palm-Nachahmer konkurrieren mit den Wettbewerbern, deren Produkte auf Basis des Microsoft-Betriebssystems funktionieren. Den Marktforschern zufolge wird die Microsoft-Fraktion (Compaq, Casio, Hewlett-Packard, Toshiba) in den kommenden Jahren ein wenig besser als das Palm-Lager (Palm, Handspring, Sony) abschneiden. Compaq verkauft mehr an Unternehmenskunden. Weil der iPAQ teurer ist als der Durchschnittspreis für die Geräte der Palm-Palette, hat Compaq zumindest beim Umsatz Palm bereits im vergangenen Jahr überholt.

Die meisten Investmentbanken empfehlen Palm- und Handspring-Aktien spekulativ zum Kauf. Allerdings sind die Kursziele nicht weit weg von den jetzigen Notierungen angesiedelt. Nur wenn die positiven Gewinnprognosen auch wirklich einkehren, haben die Aktien größeres Potenzial.

Kanadische RIM wies ordentliche Zahlen vor

Vergleichsweise ordentliche Zahlen präsentierte Konkurrent Research In Motion (RIM) aus Kanada. Im dritten Finanzquartal (30. November 2001) wurde - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - der Umsatz um 15 Prozent auf 70,9 Millionen Dollar gesteigert. Im Neunmonatsvergleich beläuft sich die Zunahme gar um 74 Prozent auf 227,9 Millionen Dollar. Der Verlust von 19,9 Millionen Dollar resultiert vor allem aus dem aufwändigeren Marketing.

Rund 18 Prozent des Geschäfts stammen aus der Abteilung RIM Wireless Handheld und Kontraktfertigung. 82 Prozent kommen vom kräftig wachsenden RIM-Kommunikationssektor "BlackBerry", der auch die Bereiche E-Mails, Messaging, Internet und internetbasierende Dienste abdeckt. Die Aktie hatte sich schon voriges Jahr ansprechend gehalten. Seit September ist sie von 15 auf 29 Dollar geklettert. Der US-Mobilfunker Voice Stream, der seit letztem Jahr zur Deutschen Telekom gehört, kauft beispielsweise bei RIM Geräte und Software ein.

Dünn ist dagegen die derzeitige Ertragslage beim britischen Hersteller Psion. Die Gesellschaft erreicht vermutlich erst 2003 die Gewinnzone. Auch bei Zulieferfirmen wie Aether Systems, Extended Systems und Vtech scheint sich die Besserung hinzuziehen. Aether Systems brachte es mit Hard- und Softwareprodukten für drahtlose Kommunikation und Services ("Aether Fusion") im dritten Quartal 2001 auf nur noch 25 Millionen Dollar Umsatz, nachdem zuvor noch mit deutlich mehr als 30 Millionen gerechnet worden war. Nächstes Jahr wird der Verlust pro Aktie voraussichtlich immer noch rund 1,80 Dollar betragen.

Extended Systems setzte im ersten Finanzquartal 2001/2002 (30. September 2001) mit der Sparte Mobile-Data-Management und drahtlosere Kommunikationssoftware 5,7 Millionen Dollar um. Das Resultat lag deutlich unter dem des Vorjahreszeitraums, entsprach aber den reduzierten Erwartungen. Aktuell sieht CEO Steve Simpson nun eine "kräftige Nachfrage im Segment Mobile-Data-Management". Über die vergangenen vier Monate konnte sich die spekulative Aktie von 2,50 auf knapp acht Dollar erholen (kk)

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