50 Prozent mehr Ausstellungsfläche - die den Linux-Tag begleitende Messe konnte sich durchaus sehen lassen. Denn welche alljährlich stattfindende Veranstaltung sonst kann von derart hohen Zuwächsen berichten? Über mangelnde Resonanz konnten sich die Aussteller in Karlsruhe jedenfalls nicht beklagen. Die Linux-Gemeinde wächst stetig, und so gibt es immer mehr Informationsdurst zu stillen.
Suse mit neuem Distributor
Gleich am ersten Tag der Veranstaltung erläuterte Petra Heinrich, ihres Zeichens für das weltweite Partnergeschäft bei Suse verantwortlich, die neue Distributionsstrategie der Nürnberger. Demnach soll nun für fast alle Wie-derverkäufer ein zweistufiges Vertriebskonzept gelten, das heißt bis auf ein paar "Haus-Accounts" werden alle Business-Partner von den Distributoren betreut.
Hier zählt Suse nur noch drei Häuser zu seinen "strategischen" Großhandelspartnern: neben Ingram Micro - seit November des Vorjahres - sind es LXPN und Tech Data Midrange (TDM). Während der Distributionsvertrag mit LXPN erst Anfang Juli besiegelt wurde, arbeitet Suse mit der Tech-Data-Tochter bereits seit über einem Monat zusammen. "Während Ingram Micro weiterhin als Broadliner agieren und unsere Fachhändler im B2B- aber auch im B2C-Bereich adressieren wird, gilt für uns LXPN als der Linux-Experte. Die Linuxland-Ausgründung soll nach Heinrichs Vorstellung vornehmlich kleinere Fachhändler, aber auch Systemhäuser ansprechen: "LXPN ist unser unbestrittener Linux-Spezialist."
Für Tech Data Midrange als VAD entschieden sich die Nürnberger aufgrund der dort bereits bestehenden Partnerschaften mit IBM, HP, Oracle und SAP. "Mit Tech Data Midrange möchten wir vor allem das Lösungsgeschäft forcieren", so Heinrich gegenüber ComputerPartner. Offiziell besiegelt wurde die Zusammenarbeit aber erst am 1. Juli, denn an diesem Tag lief der Exklusivvertrag der Nürnberger mit Ingram Micro über den Vertrieb des Suse Linux Enterprise Server 8 aus.
Gleichzeitig verabschiedete sich der Linux-Anbieter von Magirus als Value Added Distributor. Auch die weitere Zusammenarbeit mit AID und Adiva soll einer genaueren Prüfung unterzogen werden. Weiterhin gültig bleiben hingegen die Distributionsverträge mit Koch Media und der COS Distribution AG. "Das ist unser Retail-Kanal", betont Heinrich.
Groupware und Messaging im Mittelpunkt
Ansonsten stand die den Linux-Tag begleitende Ausstellung ganz im Zeichen neu auf dem Markt herausgekommener Linux-Applikationen. Neben zahlreichen Multimedia-Anwendungen gab es Neuigkeiten von der Messaging- und Groupware-Front zu vermelden. So gab etwa die Skyrix Software AG gleich am ersten Tag der Linux-Veranstaltung bekannt, den Quelltext der eigenen Groupware ins Netz zu stellen. Unter open groupware.com finden sich nun die über 700.000 Zeilen Code; den Aufbau einer entsprechenden Community wird Skyrix mit zwei eigenen Mitarbeitern sowie einem fünfstelligen Euro-Betrag unterstützen. Die dafür notwendigen Mittel stammen von stillen Teilhabern.
Damit soll nun der Quelltext des Groupware-Servers weiter verbessert werden. Ferner lautet das Ziel, neue Anwendungen zu entwickeln. Dass dies tatsächlich notwendig ist, bleibt weiterhin unzweifelhaft. All die am Markt vorhandenen Alternativen zu Microsofts Exchange-Server zeigen nach wie vor Schwächen bei der Einbindung von OutlookClients.
"Anwender wollen weiterhin mit dieser Oberfläche arbeiten und auch alle darin eingebetteten Funktionen nutzen", betonte etwa Pascal Lauria. Der Account-Manager bei der Samsung SDS Europe GmbH vertrat in Karlsruhe die Meinung, dass die Software seines Hauses, "Samsung Contact", derlei Kundenwünsche am besten erfülle. Diese Aussage hat sogar das Bundesinnenministerium bestätigt: In dem gerade herausgebrachten "Leitfaden für die Migration von Basissoftwarekomponenten auf Server- und Arbeitsplatzsystemen" empfiehlt das BMI Samsungs Groupware-Lösung für "mittlere und große Behörden".
www.ingrammicro.de
www.kbst.bund.de
www.lxpn.de
www.skyrix.com
www.suse.de
www.tdmrs.de
ComputerPartner-Meinung
Bereits zum achten Mal fand dieses Jahr der Linux-Tag statt, und mittlerweile ist die Open-Source-Veranstaltung erwachsen geworden. Sie war gut organisiert, die langen Schlangen an der Anmeldung und irreführende Hinweise gehören nun endgültig der Vergangenheit an. Gleichzeitig nimmt das Interesse an quelloffener Software weiterhin zu, sodass auch die Linux-World Ende Oktober in Frankfurt mit mehr Ausstellern und Besuchern rechnen darf. (rw)