Linuxworld: Open Source drängt sich für IT-Konsolidierung auf

06.11.2003
Mit knapp 15.000 Besuchern zeigte die Frankfurter Business-Messe "Linuxworld Expo & Conference" das anhaltende Interesse an Open-Source-Software. Gut gelaunte Anbieter bestätigten den Erfolg der Messe. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Ronald Wiltscheck

Schon am ersten Messetag war einiges vom gestiegenen Interesse an quelloffener Software im Allgemeinen und an Linux im Besonderen zu spüren. Und auch der Veranstalter selbst verzeichnet erfreuliche Wachstumsraten. Gegenüber 2002 hat sich die Ausstellungsfläche um 40 Prozent vergrößert. Über 140 Unternehmen stellten in Frankfurt ihre Produkte und Services vor, darunter so namhafte Größen wie Computer Associates, Fujitsu Siemens Computers, Hewlett-Packard, IBM, Novell, Oracle, Red Hat, SAP, Suse, Sun und Toshiba. Noch im Vorjahr fanden es lediglich 80 Aussteller wert, auf der europäischen Linuxworld präsent zu sein. Auch die Besucherzahl nahm dieses Jahr geringfügig zu: von 14.000 auf 14.800.

Nicht ganz so gut besucht wie die Messe war allerdings der begleitende Kongress am ersten Tag. Der Eröffnungsrede von Göttrik Wewer lauschten gerade mal vier Dutzend Besucher. Dafür wurden die Stände der Hard- und Softwarehersteller in der Halle 4 durchgehend gut frequentiert. Dies traf auch für die Messepräsenz von Toshiba zu: Die Japaner nahmen dieses Jahr zum ersten Mal an der Linuxworld teil - und das gleich mit einem eigenen Stand. Dort demonstrierten sie dem Fachpublikum zwei neue Linux-Server.

Das Modell "Magnia SG30" ist für Unternehmen geeignet, die über keine eigene IT-Abteilung verfügen, aber dennoch bis zu 20 Anwender ans Internet anbinden möchten. Bis zu sieben Clients gelangen mittels der Grundausstattung ins Netz, weitere Anwender können sich über ein Uplink-Port oder DSL-Modem einwählen. Darüber hinaus agiert die Appliance als E-Mail-, Intranet-, Datei- und Druck-Server, ferner dient sie als Zugang ins firmeninterne Netzwerk für aus der Ferne zugreifende Nutzer.

Außerdem wartet das Gerät mit Backup-Funktionen auf. Administrierbar ist der Server via Webbrowser, die empfohlenen Endkundenpreise beginnen bei 1.600 Euro. Das kleinere Modell "Magnia SG25" ist schon für 1.315 Euro zu haben, dafür bietet es nur zwei Netzwerk-Ports und lediglich zwei PC-Card-Slots - SG30 offeriert deren drei. Die Ausstattung mit Software ist allerdings bei beiden Modellen identisch.

Fujitsu Siemens' Highlight auf der Open-Source-Messe war ein Linux-PC für gerade mal 399 Euro. Herzstück dieses Geräts ist ein Intel-Celeron-Prozessor mit 2,4 GHz, der Kunde kann zwischen den Linux-Distributionen von Suse, Red Hat und Debian wählen. Ansonsten verfügt das Modell "Scenic P Microtower" über alles, was ein durchschnittlicher Büroarbeiter benötigt: 256 MB Arbeitsspeicher, Intel-845-GV-Chipsatz, eine 40 GB fassende Festplatte, ein Disketten- und ein CD-ROM-Laufwerk (48x) sowie Audiofunktionalität, Grafikkarte und Netzwerkanbindung.

Direkt am Fujitsu-Siemens-Stand präsentierte dessen Distributor Bytec den Billigrechner."Das Interesse der Endkunden ist enorm", wusste Carsten Göpfert, Produktmanager bei dem VAD, vom Bodensee zu berichten. Neben dem Desktop-PC konnte Bytec noch mit Linux-Servern aus der Primergy-Reihe aufwarten. Während das Einstiegsmodell TX50 mit einem Intel-Pentium-4-Prozessor aufwartet, auf 512 MB Arbeitsspeicher zurückgreift und mit Festplatten von 36 GB bis zu 1 TB ausgestattet ist, wirkt bei dem nächst höheren Modell"TX200" alles noch ein bisschen größer: Intel-Xeon-CPU, maximal 12 GB RAM und bis zu 1,3 TB an Festplattenspeicher.

Um dieses Engagement für die quelloffene Plattform zu unterstreichen, sucht nun Fujitsu-Siemens allein in Deutschland 40 neue Partner in diesem Umfeld. Diese so genannten "Linux Competence Center" sollen ihren Kunden individuelle Lösungen anbieten können. Das könnte beispielsweise die "Flex Frame for my SAP Business Suite" sein, also ein FSC-Blade-Server mit der darauf vorinstallierten SAP-Software. Aber auch die geclusterte Oracle-Datenbank "9i RAC" würde laut Fujitsu-Siemens den "Kompetenzzentren" gut zu Gesicht stehen. Mit Hilfe der "Reload" genannten Kampagne möchte der Hersteller ferner seine Händler stärker im Service- und Consulting-Geschäft etablieren. Dafür gehen Mitarbeiter von Fujitsu-Siemens auch mit zu Kunden von ausgewählten Partnern. Aber auch Linux-Einsteiger sollen nicht zu kurz kommen: FSC bietet ihnen Schulungen und Informationsmaterial.

Erste Linux-Kompetenzzentren gibt es bereits: Fujitsu-Siemens' Technikchef Joseph Reger nutzte auch die Linuxworld dazu, um gleich am ersten Tag zwei Partner mit der begehrten Plakette auszuzeichnen. Geehrt wurden Nyx3 Consult (www.nyxx3.de) und OCS. "Wir freuen uns über die Auszeichnung", war Thomas Krause, Key Account Manager bei Nyx3, dazu zu entlocken."Open Source wird für den Mittelstand immer interessanter", schloss Reger die kleine Partnerveranstaltung ab. Er sieht den Vorteil von Linux hauptsächlich in Konsolidierungsprojekten.

Gewohnt geschäftig ging es auf dem Suse-Stand zu. Kunden und Partner des Linux-Anbieters konnten sich dort die neueste Version des quelloffenen Betriebssystems "Suse Linux 9.0" vorführen lassen. Auch die Groupware "Openexchange Server 4.1" war dort zu besichtigen. Erstmals können nun auch Outlook-Anwender ohne Synchronisation auf den Linux-basierenden Messaging-Server zugreifen und dort etwa ihre Gruppentermine abgleichen. Aber auch die Keynote der Suse-Chefs, RichardSeibt, verdiente Beachtung. Seit fast einem Jahr als CEO im Amt, sprach er von der gerade begonnenen Linux-Dekade. Waren die 70er-Jahre vom IBM-Mainframe geprägt, die 80er vom PC, die früheren 90er vom Client/Server-Prinzip und die Jahre 1995 bis 2000 vom Siegeszug des Internet, so brach laut Seibt 2000 die Open-Source-Ära an.

Red Hats Exklusiv-Distributor heißt LXPN

Auch der andere große Open-Source-Anbieter, Red Hat, war mit einem großen Stand auf der Linuxworld vertreten. Dirk Haaga, Managing Director bei Red Hat Zentraleuropa, zeigte sich sehr zufrieden.Gleichzeitig betonte er gegenüber ComputerPartner die steigende Bedeutung des Linux-Distributors LXPN für Red Hat: "Wir arbeiten lieber mit einem Spezialisten als mit einem Broadliner." Diese Spitze zu Suses exklusivem Distributionsvertrag mit Ingram Micro konnte er sich dann doch nicht verkneifen.

Meinung des Redakteurs

Eine Messe mit klarem Fokus kann auch in wirtschaftlich schwieriger Zeit erfolgreich sein, dies bewies dieses Jahr die Linuxworld Expo. Nicht nur die Besuchermenge nahm gegenüber dem Vorjahr zu, sondern auch die Zahl der Aussteller. Sicherlich, Open Source und Linux sind derzeit in aller Munde. Doch um erfolgreich zu sein, müssen auch das Timing und die Lokalität für eine Veranstaltung stimmen. Offenbar hat hier der Veranstalter den Geschmack der Aussteller und Besucher gleichermaßen gut getroffen.

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