Löst IEEE-1394 SCSI ab?

25.03.1999

MÜNCHEN: In der Computerindustrie kündigt sich ein Wandel an. Eine Technologie namens "Firewire" soll die Datenübertragung revolutionieren und den SCSI-Standard ablösen. Grund genug für ComputerPartner, die Technik und deren Anwendungsgebiete unter die Lupe zu nehmen.Firewire verbindet Computer und/ oder Geräte aus der Unterhaltungs-elektronikindustrie auf digitaler Basis. So neu ist die Firewire-Technologie allerdings gar nicht. Bereits Anfang der 90er bemühte sich Apple um einen Nachfolger für die inzwischen zu langsam gewordene "Apple-Talk-Schnittstelle". Mit Firewire wurde ein schnelles Übertragungsmedium entworfen und schließlich im Jahr 1995 vom IEEE-Konsortium (sprich: Ei Triple i), einer amerikanischen Ingenieurvereinigung, als 1394-Standard verabschiedet.

Firewire-Kabel bestehen aus nur drei Aderpaaren, von denen zwei der Datenübertragung dienen und eines Peripheriegeräte mit Strom versorgt. Durch die serielle Übertragung genügen ein dünnes Kabel und - im Vergleich zu anderen seriellen oder parallelen Verbindungen - geradezu winzige Stecker. IEEE-1394 läßt sich sowohl für die interne als auch für die externe Verkabelung von Geräten verwenden. Derzeitige Übertragungsraten liegen bei 100 Megabit pro Sekunde - zukünftige Versionen sollen sogar bis zu 400 Mbit/s erreichen. Der Universal Serial Bus (USB) schafft im Vergleich dazu gerade mal acht Mbit/s.

Das Firewire-Bussystem unterstützt bis zu 63 Geräte wobei sowohl alle Geräte untereinander als auch mit dem angeschlossenen PC kommunizieren können. Über Brücken lassen sich mehrere 1394-Busse miteinander koppeln, wovon jeder einzelne 63 weitere Geräte aufnehmen kann. Jeder der Knoten hat mindestens einen und höchstens 27 Ports - eine Terminierung wie bei SCSI ist nicht notwendig. Bei der Schaffung des Standards legten die Entwickler höchsten Wert auf die einfache Handhabung. 1394-Geräte können im laufenden Betrieb an- und abgesteckt werden, erfordern weder Konfiguration noch Treiber und werden vom System ohne Neustart vollautomatisch erkannt.

Die UE-Industrie war schneller

Außer Apple fanden sich anfangs kaum PC-Hersteller, die den neuen Standard aufgreifen wollten. Nicht zuletzt mangels rechtzeitiger Unterstützung seitens der beiden Branchengrößen Intel und Microsoft, wurde die Energie in die Weiterentwicklung der bereits überholten SCSI- und in die wesentlich langsamere USB-Technik gesteckt.

Was der IT-Industrie nicht recht war, war Sony billig. Der Unterhaltungselektronik-Riese brachte Ende 1995 eine neue Generation voll digital arbeitender Videokameras auf den Markt und stattete die Geräte, neben den üblichen Analog-Anschlüssen, mit der 1394/Firewire-Schnittstelle aus. So sollte verhindert werden, daß die überragende Bildqualität der Videokameras nicht durch mehrfache Digital-Analog-Wandlung beim Überspielen wieder zunichte gemacht wird.

Andere Camcorder-Hersteller wie Panasonic, Sharp oder Canon zogen nach. Inzwischen hat sich Firewire als Standard in der digitalen Videowelt etabliert. Da die so gedrehten Filme auch bearbeitet werden wollten, ließen entsprechende PC-Videoschnittkarten (etwa "DV Master" von Fast Multimedia oder "Mirovideo DV-300" von Pinnacle) nicht lange auf sich warten.

Kaum hatte sich der Name Firewire einigermaßen eingebürgert, gab Sony dem Kind einen neuen Namen: So nannten die Japaner die identische Technik nun "i.Link" und führten sie zum Europa-Start der neuen "Vaio"-Notebooks im vergangenen Jahr auch erstmals serienmäßig in einem Computer ein. Über die Schnittstelle können Standbilder in digitaler Qualität vom Videoband auf die Festplatte oder andere Speichermedien übertragen und anschließend bearbeitet werden.

Nachdem der Erfinder die erfolgreiche Vermarktung der Schnittstelle den Unterhaltungselektronikern überlassen hat, findet das Apfel-Unternehmen nun wieder Spaß an der zwischenzeitlich in Vergessenheit geratenen Technik. So werden alle neuen G3-Rechner des Herstellers serienmäßig mit Firewire ausgestattet, was dem Thema auch im PC-Geschäft zusätzlich Fahrt verleihen dürfte. (akl)

Die IEEE-1394/Firewire-Schnittstelle könnte in naher Zukunft nicht nur den SCSI-Standard ablösen, sondern sich auch als ultimative Verbindung zwischen PCs und Geräten aus der Unterhaltungselektronik etablieren.

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