Log(ist)ische Verbindung: Vobis flirtet mit Actebis

18.05.2000
Das Internet verändert nicht nur das Kundenverhalten. Auch im Bereich der Anbieter und Distributoren werden die Karten neu gemischt. So ist der PC-Filialist Vobis gerade auf der Suche nach einem Partner zur Abwicklung des E-Commerce-Geschäftes. Broadliner Actebis ist dabei in der engsten Auswahl.

Zwar wickeln die Distributoren in Deutschland Milliardenumsätze ab, hängen bleibt davon aber wenig. Sinkende Margen zwingen die Broadliner dazu, sich neue Geschäftsfelder zu suchen. Als Perspektive haben sich einige nun das Dienstleistungsfeld auserkoren. Sprich: Der Kunde bestellt ein Produkt online. Geliefert, aufgestellt oder im Reparaturfall abgeholt wird es dann vom Distributor, der sich somit als IT-Dienstleiter darstellt und damit als Kunde der Hersteller fungiert. Aktuelles Beispiel: Vobis und Actebis. Werden die Vermutungen von Branchenkennern wahr, könnte Actebis schon bald das Logistik- und Dienstleistungsgeschäft für die Aachener PC-Kette abwickeln. Während Karl Pohler offen mit dem Thema umgeht und Tech-Data/Computer 2000 zukünftig als "Backoffice für jeden, der im Internet Geschäfte macht" betrachtet (siehe <B>ComputerPartner</B> 12/00, Seite 12), spricht Actebis-Chef Michael Urban nicht so gerne über den immer wahrscheinlicher werdenden Deal: "Ich kann Ihnen dazu momentan keine Informationen geben", lautet Urbans knappe, aber auch interpretierbare Stellungnahme.

Vobis-Vorstand Jürgen Rakow ist da schon auskunftsfreudiger. "Actebis ist mit einem Anteil von etwa 90 Prozent unser bevorzugter Partner bei Distributionsware. Aktuell diskutieren wir über eine Partnerschaft, in der Actebis das komplette E-Commerce-Geschäft für uns abwickelt." Laut Rakow beziehen sich die Gespräche jedoch nicht nur auf ein logistisches Bündnis. Auch Teile der PC-Fertigung sollen von dem Broadliner für Vobis übernommen werden. Von einer exklusiven Partnerschaft will Rakow allerdings nichts wissen. Er hält weiterhin auch an den bestehenden Verträgen mit Maxdata fest. Synergieeffekte könnten sich daraus ergeben, dass sowohl Vobis als auch Actebis ihre Rechner von Schäfer IT-Systeme in Dresden zusammenschrauben lassen. Zu vermuten ist, dass der Anteil von Maxdata-PCs (immerhin ein Auftragsvolumen in dreistelliger Millionenhöhe) zurückgefahren wird. Das dürfte dem Marler Unternehmen ja nur recht sein, denn schließlich hatte Maxdata-Chef Holger Lampatz vor kurzem angekündigt, auf das "margenschwache OEM-Geschäft verzichten" zu wollen.

Auch PC-Spezialist bereitet Logistik-Partnerschaft vor

Vobis ist jedoch nicht der einzige PC-Filialist, der sich mit einer logistischen Neuausrichtung beschäftigt. Auch PC-Spezialist strickt nach Aussage von Vorstandssprecher Frank Roebers gerade an einem ähnlichen Konzept, welches in etwa zwei Monaten spruchreif sein soll. Den Partner will Roebers allerdings noch nicht preisgeben.

Auf jeden Fall müssen sich die IT-Großhändler mit Konkurrenten auseinandersetzen, die mindestens so viel vom Logistikgeschäft verstehen wie sie selbst. Denn Speditionsfirmen wie UPS oder die Deutsche Post wittern ebenfalls das große Geschäft als Dienstleiter für E-Commerce-Unternehmen. Eine Allianz mit einem solchen Unternehmen einzugehen, was Computer 2000 vorhat, ist also sinnvoll. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass zwei amerikanische Speditionsfirmen vor einigen Monaten als mögliche Käufer für Ingram Micro gehandelt wurden. Ob sich die Margensituation für die Broadliner dadurch verbessert, ist allerdings mehr als fraglich, denn auch in der Branche der Logistiker wird mit spitzem Bleistift kalkuliert. (akl)

www.vobis.de

www.actebis.de

www.pcspezialist.de

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