Mitarbeiterloyalität (Teil 5)

Loyalitätszerstörer und die Folgen von Illoyalität



Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Eine moderate Mitarbeitermigration ist in unserer neuen Arbeitswelt ganz normal. Und solange nur die weniger Guten gehen, ist sie zwecks Blutauffrischung hie und da auch erwünscht. Doch meistens sind die Ursachen für hohe Fluktuationsraten hausgemacht, sagt Anne M. Schüller.

Die Gründe sind vielfältig und reichen von einer schlechten fachlichen Eignung über zwischenmenschliche Unverträglichkeiten bis hin zu einer problematischen Führungskraft. Die größten Loyalitätszerstörer aber sind die:

• emotionale Kälte und Mangel an Menschlichkeit

• Vertrauensschwund und Kontrollitis

• ständige Wechsel und Umstrukturierungen

• ein schlechtes Trennungsmanagement

Wer nur allein an diesen Punkten ansetzt, kann die Mitarbeiter-Verbundenheit beträchtlich erhöhen.

Wer unzufrieden ist mit seinem Arbeitsplatz, hält Ausschau nach einem anderen Arbeitgeber. Diese Illoyalität kostet Unternehmen sehr viel Geld.
Wer unzufrieden ist mit seinem Arbeitsplatz, hält Ausschau nach einem anderen Arbeitgeber. Diese Illoyalität kostet Unternehmen sehr viel Geld.
Foto: Kurhan - Fotolia.com

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Viele Mitarbeiter haben gelernt: Loyalität lohnt sich nicht

Noch vielfach werden die Mitarbeiter wie Ware von einem Bereich in den anderen verschoben, neu zusammengewürfelt oder einfach abserviert. Gerade in den zurückliegenden Jahren hat ein Großteil der Arbeitnehmer mit ansehen müssen oder am eigenen Leib erfahren: Loyalität lohnt sich nicht.

Dass Mitarbeiterabbau manchmal unausbleiblich war und auch zukünftig hie und da notwendig sein wird, sei unbestritten. Doch das Wie war und ist bisweilen absolut inakzeptabel: Mancher hat aus der Presse erfahren, was sein zukünftiges Schicksal ist. Im Intranet konnte man nachlesen, wer bleibt und wer geht.

Andere haben per Email einen Dreizeiler erhalten. Selbst Entlassungen per SMS vom Golfplatz aus kamen schon vor. So wird den Betroffenen ein Abgang in Würde unmöglich gemacht. Und Menschlichkeit wird mit Füßen getreten. Nur: Die Mitarbeiter haben bei so was ein Elefantengedächtnis.

Jede Trennung hat Einfluss auf das Beziehungsgeflecht

Personalabbau ist für alle Beteiligten eine sehr belastende Situation. Jede Trennung hat ja Einfluss auf das Beziehungsgeflecht im Unternehmen. Immer wird sehr genau beobachtet, wie die Firmenleitung mit gekündigten oder freigesetzten Kollegen umgeht. Wird Wertschätzung ausgedrückt für das in der Vergangenheit gezeigte Engagement?

Verhalten sich die Vorgesetzten souverän oder zeigen sie unterkühlte Sachlichkeit? Schieben sie fadenscheinige Gründe vor? Oder rechtfertigen sie die Trennungsmaßnahme mit unbegründeter Kritik an der scheidenden Person?

Werden Mitarbeiter, die von sich aus kündigen, in den Dreck gezogen oder zum Tabuthema erklärt? Fairness im Umgang mit Scheidenden sorgt automatisch für eine größere Loyalität der Bleibenden.

Werden Fluktuationskosten überhaupt richtig berechnet?

Kein Zweifel: Die Fluktuationskosten, die ausscheidende Arbeitskräfte verursachen, sind hoch. Haben Sie dies überhaupt schon mal berechnet? Außerdem wandert Experten-Knowhow zum Wettbewerb ab - und es fehlt vorübergehend im eigenen Haus. Darunter können Kundenbeziehungen sehr leiden. Oder sogar zerbrechen.

Noch teurer kann es werden, wenn Mitarbeiter emotional nicht mehr gebunden sind und dennoch bleiben. Solche Kosten, die den sogenannten "weichen" Faktoren zuzurechnen sind, werden nur selten beziffert, von Controllern meist übersehen und nie bilanziert.

Zu beziffern ist schließlich der Schaden, der Firmen durch üble Nachrede entsteht, da auf diese Weise sowohl potenzielle Bewerber verscheucht, als auch Kunden vom Kaufen abgehalten werden.

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