LXPN: "Wir sind der einzige Linux-Broadline-Distributor"

17.04.2003
Dass an Linux nun nicht mehr vorbeizukommen ist, beweist die Tatsache, dass ein ausschließlich auf Linux-Produkte orientierter Distributor auf den Plan tritt.

Anfang 2001 gründete Ralf Sperlich in Berlin das Linux Partner Network (LXPN). Die Vertriebsgesellschaft belieferte Händler und Dienstleister mit den Linux-Distributionen von Red Hat, Suse und Mandrake. Trotz der anfänglich guten Resonanz seitens des Fachhandels blieb dem Berliner der Erfolg versagt, und Ende 2001 gab Sperlich sein Geschäft auf.

Daraufhin schnappte sich Linuxland vorsorglich die Internet-Domain www.lxpn.de. Dennoch blieb diese Website über ein Jahr offline, bis sich der Großhändler schließlich entschloss, sein Geschäftsmodell zu bereinigen. Bis Anfang dieses Jahres vertrieb nämlich Linuxland seine Produkte sowohl an Endkunden als auch an Wiederverkäufer.

Mutiger Schritt in die Open-Source-Szene

Das sorgte naturgemäß für viel Unmut im Channel, und deswegen sind diese Bereiche bei den Münchenern nun getrennt. Der Geschäftsbereich Distribution ist aus dem Kernunternehmen ausgegliedert worden und kümmert sich unter dem Label LXPN Distributions GmbH ausschließlich um die Fachhändler. Einer davon ist nun die im gleichen Haus untergebrachte Linuxland GmbH, die nur noch Endkunden beliefert. Zumindest Channel-Konflik-te dürfte es demnach nicht mehr geben.

Nichtsdestotrotz darf hier die Frage erlaubt sein, ob sich die Konzentration auf die Distribution von Linux-Produkten überhaupt geschäftlich tragen kann. Auch wenn LXPN von Linuxland die Adressen von rund 4.800 Vertriebspartnern und 700 Buchhändlern übernommen hat, betreiben nur etwa 500 bis 600 Fachhandelspartner tatsächlich kontinuierliches Business mit Linux. Das muss auch der LXPN-Geschäftsführer Werner Dobbeck zugeben.

Zumindest ist seine Mannschaft bis dato relativ klein geblieben: Er beschäftigt gerade mal vier Leute. Alles, was nicht innerhalb der Kernkompetenz des Distributors liegt, also etwa Marketing, lagert LXPN aus. Ansonsten fungiert man als reiner Logistik-Dienstleister.

Ein Broadliner mit Value-Added-Ambitionen

Das Umsatzziel für das laufende Kalenderjahr lautet 2,5 bis 3 Millionen Euro. Als größten Wettbewerber im Markt sieht Dobbeck Ingram Micro an, das im November 2002 für Suse die Exklusiv-Distribution des Linux Enterprise Server 8 übernommen hat.

Dennoch lässt es sich Dobbeck nicht nehmen, seine Firma als Value Added Distributor zu bezeichnen. Worin dieser Mehrwert jedoch liegen soll, ist noch nicht ganz raus: Man wolle Fachhändler beraten und marketingtechnisch unterstützen. Letzteres soll vornehmlich in Zusammenarbeit mit Herstellern erfolgen - ergänzt durch ein Serviceprogramm.

Mit Sun, HP und IBM

Als Lieferanten hat LXPN bereits rund 100 Unternehmen gewinnen können. Darunter finden sich so namhafte Companies wie Sun, Hewlett-Packard und IBM. Hinzu kommen natürlich noch die wichtigsten Anbieter von Linux-Distributionen, also Red Hat, Suse, SCO, Debian und Mandrake. Red Hat ist LXPN in besonderer Weise verbunden, die Münchener fungieren als Master Distributor der US-Company und werden als einzige Company in Red Hats Partner-Broschüre genannt.

LXPN agiert fast als reiner Softwaredistributor, lediglich bei fünf Prozent der ausgelieferten Waren handelt es sich um Hardware. "Und dieser Anteil wird im Laufe des Jahres sogar noch weiter sinken", behauptet Geschäftsführer Dobbeck. So sollen etwa Lösungen der Software AG hinzukommen. Neue Geschäftsbereiche könnten sich seiner Meinung nach im ISDN-Umfeld auftun, hier gibt es bereits Verträge mit Herstellern wie Ferrari Electronic, Perle Systems, Digi International, Sedlbauer und Cyclades.

www.lxpn.de

www.linuxland.de

ComputerPartner-Meinung

Ausschließlich mit Linux-Produkten als Distributor auf den Markt zu treten ist sicherlich ein mutiger Schritt. Diese Courage verdient Belohnung. Allerdings sollte LXPN schleunigst seine Website auf Vordermann bringen. Bis dato finden sich dort nur die Kontaktdaten des Distributors. Das ist definitiv zu wenig, um den Fachhandel adäquat auch übers Web zu unterstützen. Und Linuxland sucht immer noch Wiederverkäufer - wie passt denn das zusammen? (rw)

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