M+S AG: Das Mutterhaus ist tot, es leben die Töchter

10.10.2002
Das traurigste Kapitel in der Geschichte der M+S AG geht zu Ende: Die Insolvenz des einst zweitgrößten Systemhauses in Deutschland ist fast abgewickelt. Zumindest für einige der sieben Tochterunternehmen gibt es noch eine Zukunft: Nach der Profi Engineering AG hat nun auch die Panthus Leasing GmbH einen neuen Investor gefunden.

Georg Kunze, Vorstand der M+S Electronic AG in Niedernberg, hat schwere Zeiten hinter sich: "Nachdem der Antrag auf Insolvenz gestellt worden ist, war es nicht einfach, die verbleibenden Mitarbeiter zu motivieren", gibt der Manager zu. Auch die Abwicklung selbst habe unvorstellbare Dimensionen angenom-men. So wurden noch im Juli über das Hamburger Unternehmen Industrie Rat GmbH mehr als 9.000 Produkte aus den Beständen des bankrotten Systemhauses versteigert (ComputerPartner-Online berichtete). Im Angebot war jede Menge IT-Equipment: vom PC bis zum Server, über Büroausstattung bis hin zu Aluleitern und Fernseher. "Wir hatten 34 Standorte. Die Menge an Geräten, um die es da ging, kann man sich kaum vorstellen", so Kunze. Noch heute, immerhin ein dreiviertel Jahr nach dem Insolvenzantrag, sind noch immer 50 Mitarbeiter mit der Abwicklung beschäftigt. Ein trauriger Rest: In ihren besten Tagen beschäftigte die M+S AG 1.690 Leute.

Die Zukunft der Azubis ist gesichert

Wenn das Equipment verkauft ist, müssen noch zwei weitere schwierige Punkte geklärt werden. "Wir können unsere Kunden natürlich nicht mehr bedienen", sagt Kunze. Wie es nun mit den Serviceverträgen weitergeht, ist derzeit noch unklar, ebenso das Thema Börse: Seit 8. April ist die M+S nicht mehr am Neuen Markt notiert, die Inves-toren halten wertlose Aktien in ihren Händen. Auch hier muss die Rechtslage noch geklärt werden.

Das traurigste Kapitel in der Geschichte des Systemhauses in Deutschland birgt aber auch einige Lichtblicke - zumindest für einen Teil der Mitarbeiter. So ist Kunze besonders stolz darauf, dass von den 68 Auszubildenden bis auf zwei alle entweder eine neue Ausbildungsstelle gefunden oder ihre Prüfungen mit überdurchschnittlichem Erfolg ablegen konnten. "Gerade die Auszubildenden waren für den Insolvenzverwalter und den Vorstand eine Herzensangelegenheit", so der Manager. 160 Arbeitsplätze rettete auch der Karlsteiner IT-Logistiker Euro Point Communications GmbH mit der Übernahme der M+S EDV Service GmbH im Februar.

Schon im Mai dieses Jahres gelang es dem Insolvenzverwalter auch, die Profi Engineering AG in Darmstadt an eine Holding-Gesellschaft zu verkaufen und aus dem Insolvenzstrudel der M+S-Gruppe herauszulösen. Die Profi AG, nach eigenem Bekunden einer der europaweit größten IBM-Partner, beschäftigt deutschlandweit zirka 240 Mitarbeiter und galt als Ertragsperle der insolventen Gruppe.

Als gesund wird auch die Panthus Leasing GmbH eingestuft, die durch das Verfahren aber in schwieriges Fahrwasser geriet. "Unser Mutterhaus konnte uns plötzlich kein Geld mehr zuschießen", erzählt Geschäftsführer Wojeslaw Hicke, "dennoch haben wir es geschafft, unseren Personal- und Kundenstamm zu halten, haben sogar neue Kunden hinzugewonnen." Und: "Ohne die Unterstützung des Insolvenzverwalters und des Vorstandes hätten wir es nicht geschafft." Trotz vieler Turbulenzen gelang es Panthus sogar, im Bereich Leasing von Büromaschinen und EDV um 27 Prozent zu wachsen. Hicke beziffert den Umsatz auf 50 Millionen Euro und will im kommenden Jahr eine ähnliche Größenordnung erreichen: "Wir arbeiten profitabel, wollen unser Personal aufstocken und weiter wachsen."

Künftig hat Panthus auch wieder ein starkes Mutterhaus im Rücken: Nach acht Monaten Investorensuche wurde das Unternehmen von der amerikanischen Leasinggesellschaft Computer Sales International Inc. (CSI) aus St. Louis, übernommen. Das Unternehmen, das sich auf Leasinggeschäfte mit Computern spezialisiert hat, verbuchte 2001 mit rund 300 Mitarbeitern einen Umsatz von 577 Millionen Dollar.

Das neue Mutterhaus habe angekündigt, Panthus für die Ausweitung seiner Geschäftsfelder "entsprechend finanziell auszustatten", so Hicke. "So bleibt auch unser großer Vorteil erhalten, weiterhin hersteller- und bankenunabhängig auftreten zu können." Den Namen Panthus wird es allerdings bald nicht mehr geben: Künftig firmiert das Unternehmen unter CSI Leasing Deutschland GmbH.

www.csileasing.com

ComputerPartner-Meinung:

Die Abwicklung der Insolvenz eines der größten Systemhäuser ist so gut wie beendet. Das Positive daran: Zumindest zwei Tochterunternehmen - und damit auch Arbeitsplätze - konnten mit finanzstarken Investoren gerettet werden.

An dieser Entwicklung ist sicher auch der Insolvenzverwalter beteiligt: Ihm ging es laut Kunze nämlich nicht nur um einen "Ausverkauf", sondern vor allem auch um die beteiligten Menschen. (mf)

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