Selbstversuch

Macbook zu heiß: Kühlung für ein paar Cent

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Um die Kühlung seines Macbook braucht man sich derzeit keine Sorgen machen. Wenn es aber Sommer wird, sollte man das nötige Kleingeld für eine Kühlung bereit halten.

Auf was für Lösungen die Leute alle kommen, wenn's ihnen zu heiß wird: Wasserkühlung für das Macbook (mit Vorsicht zu genießen), bei größter Hitze im Biergarten arbeiten (überraschend praktikabel) oder eine Wärmeabfuhr aus Geldstücken basteln. Über diese Lösung sind wir dieser Tage gestolpert, ein Twitter-Nutzer aus Japan hat eine pfiffige Idee präsentiert, wie man die Hitze eines Macbook besser handhaben kann: Mit Kupfermünzen. Auf sein Macbook Pro hatte der Ingenieur eine Reihe von Stapeln aus Kupfermünzen abgelegt, um seinen Rechner abzukühlen. Das funktioniert in der Theorie auch sehr gut, Kupfer ist ein weit besserer Wärmeleiter als Aluminium, die Versuchsanordnung mit den Münzstapeln bietet zudem eine große Oberfläche, über die die vom Gehäuse in das Kleingeld abgeleitete Wärme an die Umgebung abgegeben wird.

Versuch macht kluch

Neugierig, wie wir sind, haben wir den Versuch gleich mal wiederholt. Mit einem Macbook (Baujahr 2015), das bekanntlich ohne Lüfter auskommen muss und daher gefährdeter gegenüber Überhitzungsproblemen scheint. Unser Kollege Christian Möller hatte im vergangenen Sommer die Probe auf Exempel gemacht, wie wir uns beinahe wehmütig erinnern. An einem der heißesten Tage des Jahres setzte er sich aus wissenschaftlichen Gründen einen Tag lang mit Macbook in den Biergarten und stresste es so lange, bis es endlich den Geist aufgab. Dabei erwies sich der lüfterlose Mac aber als erstaunlich zäh, erst im geschlossenen Auto meldete das Macbook, dass es ihm nun genug der Hitze sei. Apple hat zwar den Lüfter weggelassen, ihn aber nicht vergessen. Die Konstruktion des Macbook unterbindet Hitzeprobleme schon ohne Hilfsmittel ganz gut. Wird es der CPU zu heiß, reduziert sie zunächst ihre Taktrate, vor dem Totalausfall fährt der Computer komplett runter. Das gesamte Gehäuse dient der Wärmeabfuhr, bringt man das Aluminium in thermischen Kontakt mit Wasser (wie gesagt: Aufpassen!), verstärkt sich der Effekt und die CPU muss nicht einmal zurück schalten.

Klappt das mit Cent-Münzen aber genau so gut? Das konnten wir leider noch nicht genau überprüfen, die Außentemperaturen in München liegen derzeit gut 20 Grad Celsius unter denen bei unserem legendären Biergartentest. Wir haben aber mal folgendes versucht: Wie seinerzeit Chris Möller stressen wir den Prozessor des Macbook mit dem Tool System Load, das die CPU-Last um bis zu 100 Prozent erhöht. Zeitgleich läuft TechUP Weekly in Dauerschleife und iMovie exportiert Videos. Die CPU-Temperatur messen wir mit Systemmonitor, das wir uns für 5 Euro aus dem Mac App Store besorgt haben. Soviel Kleingeld ist uns die exakte Wissenschaft wert. Zumal wir für den Rest des Versuchsaufbaus mit weiteren 20 Cent auskommen.

Cool geblieben – trotz CPU-Stress

Aber erst einmal trauern wir sehnsüchtig dem Rekordsommer von 2015 nach – das Macbook will einfach nicht so heiß werden, dass es Unterstützung bei der Kühlung benötigte. Dabei liegt es flach auf der mäßig Wärme leitenden Kunststofftischplatte, wir legen auch noch als zusätzlichen Isolator einen DIN-A4-Block darunter. Mehr als 58 Grad zeigt uns das Thermometer von Systemmonitor einfach nicht an.

Das Macbook wird im derzeitigen Spätwinter nicht wirklich heiß, ein Effekt lässt sich nicht messen.
Das Macbook wird im derzeitigen Spätwinter nicht wirklich heiß, ein Effekt lässt sich nicht messen.
Foto: Macwelt

Wir legen zwei Fünferstapel von 2-Cent-Münzen auf dem Gehäuse ab, links oben und rechts oben, von der Tastatur aus gesehen. Keine signifikante Änderung der Temperaturanzeige, immerhin werden die Münzen ein bisschen wärmer als die Umgebung - vom Gehäuse des Macbook ist wie erwartet tatsächlich Wärme in die Stapel geflossen.

Noch ist die Hoffnung auf einen erneuten Hitzesommer da – andere mögen einen solchen befürchten und nicht nur, weil das Macbook dann eher schlapp machen könnte. Versprochen: Wir bauen den Versuch dann wieder auf und geben neben dem Kleingeld für den externen Kühler auch noch den ein oder anderen Schein für Kaltgetränke aus - der Tester muss ja auch gekühlt werden.

Schon jetzt meinen wir aber zu wissen, wie sich der Kühleffekt der Kupfermünzen weiter steigern lässt: Indem wir vier Stapel à fünf Münzen bauen und das Macbook darauf aufsetzen. Denn es ist an seiner Unterseite nicht nur deutlich wärmer geworden, durch die leicht erhöhte Position verbessert sich der Luftzug und ermöglicht damit mehr Wärmeabfuhr per Konvektion. Wenn das dann alles so klappt, wie wir uns das vorstellen, verkaufen wir die 20 2-Cent-Münzen als Cool-Macbook-Copper-Conduction-Convectioner für 40 Euro als Zubehör...

Das Rohmaterial für den Cool-Macbook-Copper-Conduction-Convectioner. Erhältlich in den drei Ausführungen mit 1-Cent-, 2-Cent- und 5-Cent-Münzen. Konstruktionspläne auf Anfrage, alle Rechte vorbehalten.
Das Rohmaterial für den Cool-Macbook-Copper-Conduction-Convectioner. Erhältlich in den drei Ausführungen mit 1-Cent-, 2-Cent- und 5-Cent-Münzen. Konstruktionspläne auf Anfrage, alle Rechte vorbehalten.

Zur Startseite