Macpower Opengate will das operative Geschäft einstellen

02.10.2003
Die Macpower Opengate GmbH ist wohl der nächste mittelständische Distributor, dem seine geringe Eigenkapitaldecke zum Verhängnis wird. Am 31. Dezember 2003 will der auf Mac, Publishing und Audio-/Videobearbeitung spezialisierte Disti das aktive Geschäft einstellen.

Der italienische Mitgesellschafter Opengate S.p.A. hält derzeit 49 Prozent der Anteile an der Hamburger Macpower Opengate GmbH. Diese Finanzierungsverhältnisse sind dem deutschen Distributor in der derzeit angespannten Finanzsituation zum Verhängnis geworden. Das IT-Engagement des italienischen Mitgesellschafters sei verloren gegangen, klagt Martin Dencker, Marketingchef von Macpower Opengate, und wettert weiter: "Die machen nur noch reine Logistik."

Obwohl die deutsche Distributionstochter nach fünf verlustreichen Jahren am 31. August 2003 das zweite Geschäftsjahr in Folge mit schwarzen Zahlen abschließen konnte, steht sie jetzt vor dem Aus. "Hätten wir es geschafft, die Italiener zu überreden, ihre 49-prozentige Beteiligung an eine deutsche Bank oder einen Drittinvestor abzugeben, hätte uns diese Bank einen Kreditrahmen eingeräumt, mit dem wir hätten arbeiten können", so Dencker weiter.

Der italienische Gesellschafter stellt sich jedoch quer. Auf Begründungen für diese Entscheidung warten die Hamburger bis heute. Für Macpower Opengate ist das Festhalten der italienischen Muttergesellschaft an ihren Firmenanteilen in keinster Weise nachvollziehbar. Bisher habe Macpower Opengate ohne Bankkredite gearbeitet und die laufenden Geschäfte aus eigenen Mitteln und mit Hilfe der Kreditversicherer am Laufen gehalten. Laut Dencker hätten sowohl Lieferanten als auch die Kreditversicherer mehrmals die Linien erhöht, das Unternehmen jedoch mit Argusaugen beobachtet.

Abwarten und Tee trinken

Derzeitiger Stand ist: Der italienische Gesellschafter weigert sich bisher, seine Anteile zu verkaufen. Daher haben sich die beiden deutschen Anteilseigner dazu entschlossen, das operative Geschäft vorsorglich zum 31. Dezember 2003 einzustellen. Weder Lieferanten, Kreditversicherer noch Banken seien unter diesen Beteiligungsumständen bereit, ihr Engagement für Macpower Opengate zu erhöhen.

"Von Liquidation oder Insolvenzanmeldung ist jedoch vorerst nicht die Rede", so Dencker. Im Moment sei die nötige Liquidität zur Abwicklung der Geschäfte noch vorhanden und sowohl Lieferanten als auch Kunden würden ordnungsgemäß bedient. Der Disti gehe bis Ende des Jahres erst einmal in Wartestellung. "Bis dahin ist unsere Situation noch überschaubar, und es ist gewährleistet, dass alle noch ihr Geld bekommen", meint der Marketingchef.

Sollte sich der italienische Mitgesellschafter bis Ende des Jahres doch noch zu einem Verkauf entschließen, bestünde die Möglichkeit, nach Einstieg eines Investors das operative Geschäft wieder aufleben zu lassen. Vorerst hat der Disti jedoch seine 29 Mitarbeiter freigestellt. Für den weiteren Ablauf bis Ende des Jahres sei lediglich ein harter Kern von 15 Angestellten noch im Unternehmen. "Bis zum 31. Dezember ändert sich nichts. Wir wollen abwarten, ob und wie die Beteiligten reagieren", beschreibt Dencker.

Betreuung gewährleistet

Ab dem 1. Januar 2004 soll die Betreuung der deutschen Kunden durch die beiden unabhängigen Schwesterfirmen in Österreich und der Schweiz fortgesetzt werden. "Darüber, wie wir das Volumen abdecken werden, bin ich mir noch nicht ganz sicher", kommentiert Anna Lindmayer, Geschäftsführerin der österreichischen Schwestergesellschaft. Aber zur Not müsse man zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

Auch ihr Unternehmen fühlt sich von dem italienischen Gesellschafter im Stich gelassen: "Wir haben uns damals durch den Einstieg von Opengate die volle Power erwartet", erzählt sie. "Und es kam nichts." Sie könne sich daher schon vorstellen, dass sich bei den deutschen Kollegen der Frust eingestellt habe. Keine Ansprechpartner, keine Antwort auf Mails und schon gar keine Unterstützung habe der Gesellschafter geliefert. Macpower Opengate in Österreich sei völlig auf sich alleine gestellt.

www.opengate.de

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Nicht nur die geringe Eigenkapitaldecke, sondern auch das ignorante Verhalten des italienischen Gesellschafters macht der Macpower Opengate GmbH das Leben schwer. Die deutsche Gesellschaft reagiert auf das Verhalten der Opengate S.p.A. mit der Einstellung des operativen Geschäftes und versucht gegenüber dem Gesellschafter ein (vielleicht letztes) Zeichen zu setzen. (bw)

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