Macrotron bricht auf in die große, weite Welt, und Tech Data zahlt

25.04.1997
MÜNCHEN: Am 15. April ging ein leichtes Beben durch die deutsche Distributorenlandschaft: Der US-Großhändler Tech Data Corp. übernimmt Dreiviertel der Stammaktien der Macrotron AG. Mit dem zweitgrößten US-Distributor im Rücken, machen sich die Münchner nun auf nach Europa.Firmengründer, Aufsichtsratvorsitzender und Mehrheitsaktionär Richard Bladowski ist gar nicht traurig, daß er sich jetzt von der Hälfte seiner Anteile trennen muß. "Langfristig hätte ich die Mehrheit gar nicht halten können. Schließlich habe ich ja keine Gelddruckerei zu Hause."

MÜNCHEN: Am 15. April ging ein leichtes Beben durch die deutsche Distributorenlandschaft: Der US-Großhändler Tech Data Corp. übernimmt Dreiviertel der Stammaktien der Macrotron AG. Mit dem zweitgrößten US-Distributor im Rücken, machen sich die Münchner nun auf nach Europa.Firmengründer, Aufsichtsratvorsitzender und Mehrheitsaktionär Richard Bladowski ist gar nicht traurig, daß er sich jetzt von der Hälfte seiner Anteile trennen muß. "Langfristig hätte ich die Mehrheit gar nicht halten können. Schließlich habe ich ja keine Gelddruckerei zu Hause."

Geld braucht Macrotron in den Augen seiner Vorstände in den nächsten Jahren eine ganze Menge, denn um im Distributionsgeschäft langfristig überleben zu können, gebe es nur ein Rezept: Globalisierung. "Es gibt noch zu viele mittelständisch denkende Distributoren. Einige werden das nicht überleben, weil sie's verpaßt haben, sich rechtzeitig zu positionieren", prophezeit Bladowski mit erhobenem Zeigefinger. "Für uns war der Zeitpunkt jetzt genau richtig. Ohne inneren oder äußeren Druck konnten wir uns den Partner suchen, der uns paßt. Vor drei Jahren wäre uns das nicht möglich gewesen. Anderen geht es heute noch so. Die laufen jetzt herum und müssen betteln ,Bitte nehmt uns!'", prahlt der Firmensenior unter Anspielung auf Mitbewerber.

Die sehen das natürlich ganz anders: "Wir sind noch in Privatbesitz und möchten's auch bleiben", behauptet etwa Sven Janssen von Puttkammer, Geschäftsführer von J&W. Am ehesten dürfte noch Peacock neidisch auf die Hochzeit des Münchner Konkurrenten sein, handelten sich doch die Soester bei ihrer Brautschau bislang nur Körbe ein. "Wir beobachten die Entwicklung mit Interesse. Ansonsten kein Kommentar", kommt es denn auch leicht schmollend von Peacock-Vorstand Hartmut Hellweg. Vielleicht bricht bei seinem bisher unwilligen Wunschpartner Ingram Micro nun endlich Torschlußpanik aus.

Derweil versichert Bladowski: "Macrotron behält seine Autonomie. Im Management und den Organen ändert sich nichts. Auch der Name bleibt." Für die Zukunft steht die Expansion in Europa auf dem Plan. Tech Data ist dort bisher nur in Frankreich vertreten. Praktisch! So kommt man sich nicht in die Quere. Und woher kommt das nötige Geld? Die Erhöhung des Grundkapitals haben einige Vorzugsaktionäre auf der letztjährigen Hauptversammlung blockiert. Auf der diesjährigen Ende April dürfte es also spannend werden. Zusätzliche Unruhe im Markt durch aggressives Preisgebaren der US-Company erwarten Branchenkenner nicht. C2000-Chef Karl Pohler: "Tech Data ist uns als seriöses Unternehmen bekannt." (ld)

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