Macrotron-Chef Kaack über Produktpiraterie im Komponenten-Bereich

15.07.1999

DORNACH: Immer wieder sorgen gefälschte Komponenten für Verunsicherung im Markt. Aufgrund der aktuellen Diskussion um gefälschte Asus-Motherboards wollte ComputerPartner von Macrotron-Chef Michael Kaack wissen, wie sich der Händler vor Imitaten schützen kann."Der Händler kann sich gegen gefälschte Produkte nur schützen, indem er die Ware direkt beim Hersteller oder beim autorisierten Distributor einkauft", erklärt Macrotron-Vorstandschef Michael Kaack. Eine hundertprozentige Garantie, "saubere" Ware zu bekommen, hat er aber dann auch nicht. Denn es gibt Situationen, die den Distributor dazu nötigen, sich alternativer Bezugsquellen zu bedienen. Und das kann ins Auge gehen. Wie zum Beispiel vor kurzem im Falle von Macrotron.

Der Münchener Distributor kaufte im Mai eine größere Charge Asus-Motherboards P2B und P2B-F bei einem amerikanischen Broker ein, weil die Produkte bei Asus nicht verfügbar beziehungsweise bei dem Broker deutlich billiger waren. Lange Gesichter dann bei Macrotron, als Asus nach einer Stichprobe der Boards erklärte, es handle sich hierbei um Fälschungen. "Wenn Asus uns das mitteilt, glauben wir das, obwohl wir nicht in der Lage sind, mit unseren eigenen Mitteln die Boards technisch zu überprüfen und somit Fälschungen zu identifizieren", erklärt Kaack. Das Problem bestehe nämlich darin, daß die Fälscher "sehr schnell reagieren" und permanent die Kriterien ändern. Sobald bekannt geworden sei, woran sich ein gefälschtes Produkt erkennen lasse, ergreifen die Produktpiraten entsprechende Maßnahmen und genau das betreffende Merkmal stimme wieder mit dem Original überein.

Aus dem konkreten Fall hat Macrotron die Konsequenz gezogen. "Zum Schutz unserer Kunden und auch zu unserem eigenen Schutz werden wir Motherboards und Prozessoren nur noch direkt beim Hersteller einkaufen" erklärt Kaack. Das ist natürlich immer dann ein Problem, wenn der Hersteller nicht liefern kann oder aber wenn der Hersteller seinen Graumarkt nicht im Griff hat. "Wir fühlen uns verpflichtet, unseren Händlern die Produkte zum besten Preis anzubieten. Wenn aber die Marktpreise unter unseren Preisen liegen - und das bei unseren hohen Abnahmemengen! -, dann ist etwas nicht in Ordnung und der Hersteller muß hier reagieren", fordert Kaack.

Allerdings ist der Macrotron-Chef wenig optimistisch, daß sich der Sumpf der Produktpiraterie trocken legen läßt. Es gibt, wie zum Beispiel in der Textil- oder Uhrenwirtschaft auch, Unternehmen, die sich auf die Fälschung von Markenware spezialisiert haben. Vor allem China gilt in dieser Hinsicht als "Marktführer". Anders als in der Computerbranche kommen die gefälschten T-Shirts oder Uhren in der Regel nicht in den offiziellen Handel. Der wesentliche Grund: Die Handelsstrukturen in diesen Marktsegment sind wesentlich geordneter als in der Computer- und der Elektronikbranche. Uhrenbroker gibt es zum Beispiel nicht.

Generell gilt auch im Bereich der Produktpiraterie: ohne Nachfrage kein Angebot. Und die Nachfrage ist gerade im Computerbereich hoch. Der wesentliche Grund: Mehr denn je liegt der Gewinn im Einkauf. Jede Mark, die ein Unternehmen teurer einkauft als der Mitbewerb, drückt die ohnehin knappe Marge weiter nach unten. Offenkundig gibt es eine erkleckliche Anzahl von Unternehmen, die vor diesem Hintergrund das Risiko billigend in Kauf nehmen, keine Originalware zu beziehen.

Diese Händler können aber nur beten, daß der Garantiefall nicht eintritt. Denn dann wird es schwierig und oft auch teuer. Der Hersteller nimmt das Produkt, so er es als Fälschung identifiziert, nicht zurück. Der Broker streitet ab, Plagiate verkauft zu haben und wäscht seine Hände in Unschuld. Somit bleibt dem Händler nichts anderes übrig, auf eigene Kosten einen Ersatz zu stellen.

Im Falle von Asus stellt sich auch die Frage, wer hinter den Fälschungen steckt. Offiziell kennt niemand die Hintermänner. Als sicher gilt aber, daß man Motherboards nicht in Heimarbeit fälschen kann, sondern dafür entsprechende Fertigungsanlagen benötigt. Daher hält sich hartnäckig die Auffassung, daß Unternehmen, die als Subunternehmer Motherboards für die Markenhersteller produzieren, die Bänder nach Beendigung der bestellten Produktionsmenge einfach weiterlaufen lassen und noch ein paar hunderttausend Stück "für den Eigenbedarf" produzieren. Dem steht allerdings die Aussage von Asus entgegen, daß sie ihre Motherboards ausschließlich selbst herstellen. Dazu ein Marktkenner: "Motherboard-Fälschungen kann nur derjenige produzieren, der auch die reguläre Ware herstellt. Für alle anderen wären die Investitionen in die Fabrikationsanlagen zu teuer." (sic)

Macrotron-Chef Michael Kaack: "Wir kaufen Motherboards und Prozessoren nur noch direkt beim Hersteller."

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