Made in Europe

22.01.2004
Auf dem Highway in die Durchschnittlichkeit

Was für die einen Teuropa ist, wird von anderen gerne als friedliches Zusammenwachsen benachbarter Staaten und Symbiose verkauft. Jedenfalls kostet Europa den Steuerzahler und beschenkt die Großindustrie, so zumindest der Eindruck, den die Vorzeigeeuropäer in Brüssel und Straßburg derzeit hinterlassen. Nachdem die Selbstbedienung bei den Gehältern trotz konspirativer Absprachen in die Hose ging, hat sich die Elite aus deutscher Gründlichkeit, italienischen Geschäftspraktiken, französischer Lebensweisheit, britischem Humor und resteuropäischer Ahnungslosigkeit zur Strafe etwas ganz Neues ausgedacht - Made in Europe! Dass dieser innovative Spruch mindestens so ein Renner wird, wie dereinst das neue Nummernschild, steht schon fest. Denn alles was Europa anpackt wird ein Erfolg - koste es was es wolle! Da wären die Ausschreibungsbestimmungen für größere Aufträge, die für zahlreiche Firmenkonkurse im mittelständischen Handwerk verantwortlich sind. Dafür wurden Leiharbeit, halbkriminelles Subunternehmertum und Lohndumping indirekt gefördert. Oder die berühmte CE-Regelung; die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch, als per Gesetz das Assemblieren von Individualsystemen praktisch verboten wurde. Der Aufschwung der Massenproduktion folgte und der selbstständige Kleinserienhersteller von damals führt heute die Mutter aller Schnäppchen an schwitzenden Männern vorbei zur Scannerkasse. Schade, dass unser Gehirn darauf ausgelegt ist, das Negative schnell zu verdrängen. Wie die Garantieregelung, bei der kleine Händler für die Hersteller und Distis haften sollen, während diese, angeblich hochwertige, Produkte mit einjähriger Garantie weiter vertreiben können. Was ist aus den nationalen Tugenden, die Europa so bereichern sollten, geworden? Eigentlich haben doch nur die negativen Eigenschaften den großeuropäischen Gedanken überlebt. Eine pervertierte Bürokratie, undurchsichtige Förderungen multinationaler Lobbyisten, Korruption, Preisabsprachen und - was noch viel schlimmer ist - die Angleichung hoher technischer Qualität an den Durchschnitt Europas. Made in Europe ist eine Assoziation, bei der ich die verkaufsfördernde Komponente nicht erkennen kann. Ob nun italienischer Whisky, gepanschtes Olivenöl oder niederländische Fließbandcomputer, alles bekommt den Titel Made in Europe, was immer der auch wert ist. Nicht heute, aber bestimmt nach ein paar Dutzend Sitzungen und zig Ordnern Papier.

Mein Fazit: Für die geografisch indisponierten Exportländer in Übersee ist so ein Hinweis allerdings dringend notwendig. Vorsichtshalber unterscheidend in altes und neues Europa!

Bis demnächst, euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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