Magirus aufgeräumt: "logistische Reklamationen gehen jetzt gegen Null"

07.02.2002
Die Einweihung des europäischen Technologie- und Logistikzentrums der Magirus AG war im August. Jetzt ist Ausbau des Angebots angesagt: Noch in diesem Jahr plant der Value Added Distributor (VAD) eine Auftragsverfolgung via Internet für Partner und den Aufbau einer europaweiten Service-Group.

In der Stuttgarter Zentrale platzte Magirus aus allen Nähten. Seit dem vergangenen August hat man endlich wieder Platz: im neuen Technlogie- und Logistikzentrum in Illkirch bei Straßburg (siehe Kasten). 100 Mitarbeiter waren in vier Tagen rund um die Uhr mit dem Umzug beschäftigt. 80 Trucks benötigte das Unternehmen, um seinen Lagerbestand von Stuttgart nach Straßburg zu schaffen: ein logistischer Großeinsatz. "Es lief alles reibungslos", erklärt Jörg Speikamp, Geschäftsführer der Magirus Systems Integration S.A.S. (M-Site), und seit 18 Monaten für seinen Arbeitgeber vor Ort in Frankreich.

Neben der Logistik sind jetzt in Straßburg auch ein Democenter, der Schulungsbereich und das Integrationszentrum M-Site, zuständig für die Konfiguration von Hard- und Softwarekomponenten nach Kundenwunsch, beheimatet. Die Entscheidung der Magirus AG fiel aus verschiedenen Gründen auf Straßburg: "Wichtig waren für uns in erster Linie logistische Überlegungen: Von hier aus können wir alle europäischen Zentralmärkte in kurzer Zeit beliefern. Und in Großbritannien oder Skandinavien ist die Ware per Luftfracht genauso schnell wie von Deutschland", erklärt Speikamp. Außerdem sei es im Elsass wesentlich leichter, Mitarbeiter zu finden, als in der Stuttgarter Heimat.

In Straßburg kann der VAD jetzt drei logistische Prozesse abbilden: das normale Alltagsgeschäft (Lageraufträge), Cross-Stocking (die Ware geht nur über Versandfläche und wird direkt weiter zum Kunden geliefert) und integrierte Lager- sowie Assembly-Aufträge. Außerdem arbeite das Lager "komplett funkgestützt", wie Speikamp erklärt und ergänzt: "Sie werden im Lager kein Stück Papier mehr finden."

Allerdings habe Magirus absichtlich nicht in Automatisierung inves-tiert, so der Geschäftsführer. "Bestimmte Bedingungen können sich ändern. Wenn IBM von heute auf morgen die Palettengröße ändert, waren die Investitionen umsonst", begründet Speikamp. In der Auslieferungszentrale werden alle Prozesse durch "ein transparentes Sys-tem" (Charisma-LVS der Kölner GUS-Gruppe) verwaltet: "Logistische Reklamationen oder Fehlauslieferungen gehen jetzt gegen Null", berichtet Speikamp nicht ohne Stolz.

Die Vorteile dieses Systems sollen in der zweiten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres auch den Kunden zugute kommen. "Gerade die Sendungsverfolgung oder die geplante Anlieferung ist für Kunden ein großes Thema. Über Internet können sie dann ihre Auftragsnummer eingeben und wissen, wo ihre Ware gerade ist", führt Speikamp aus.

Ausbau einer europaweiten Service-Group

Neben den logistischen Verbesserungen spielen zusätzliche Serviceleistungen für Partner in Illkirch eine wichtige Rolle. Unter der Regie von Axel Feldhoff, Vorstandsmitglied der Magirus AG, arbeitet der Distributor an einem Konzept für eine europaweit tätige Service-Group.

Für den VAD geht es darum, Service als vertriebsgerechtes Produkt zu vermarkten. Grundvoraussetzung dafür: "Wir werden künftig Dienstleistung standardisieren: zum Beispiel Schulungen. Früher hatten wir nur einen Mitarbeiter, der SAN-Workshops abhalten konnte. Heute sind es durch Dokumentation und interner Weiterbildung 20", führt Feldhoff aus.

Service aktiv über eigenen Vertrieb verkaufen

In Deutschland und Österreich gehen jetzt Vertriebsmitarbeiter an den Start, "die aktiv Services als Produkt verkaufen", so der Magirus-Vorstand. Zwar seien die Ansprüche an Service-Leistungen eines VADs teilweise sehr länderspezifisch, aber Workshops oder das Angebot der M-Site blieben für al-le europäischen Magirus-Niederlassungen gleich.

"Ein weiteres Ziel ist es, dass Kunden aus allen europäischen Niederlassungen, Zugriff auf qualifizierte Magirus-Mitarbeiter haben: Der Partner braucht dann nicht zusätzlich in die Ausbildung der eigenen Leute investieren, kann seinen Kunden aber trotzdem bestimmte Leistungen anbieten", erklärt Feldhoff. Als schwierig beschreibt die Balance herzustellen: Einerseits Service als Produkt aufzubauen, andererseits den Vertrieb einzubinden. Und dabei "die Kosten im Griff behalten".

Im laufenden Geschäftsjahr will die Mannschaft der Service-Group "einen deutlichen Anteil am Profit der Magirus-Gruppe beisteuern", sagt Feldhoff. Der Umsatzanteil bleibe im Vergleich zum Hard- und Softwaregeschäft aber "deutlich geringer".

www.magirus.com

ComputerPartner-Meinung:

Spezifische Serviceleistungen wie Workshops, Schulungen, Hersteller-Zertifizierungen zu standardisieren macht auch für die Partner Sinn: Das verwirrend große Angebot - gerade im Highend-Bereich - wird dadurch strukturierter und für den Kunden letztendlich auch kostengünstiger. (ch)

Logistik und Integrationszentrum unter einem Dach

Facts & Figures

Am 17. August 2001 nahmen die Mitarbeiter im europäischen Technologie- und Logistikzentrum der Magirus AG ihre Arbeit auf. Vier Tage hat der Umzug von Stuttgart nach Illkirch bei Straßburg gedauert. 40 Mitarbeiter beschäftigt der Distributor dort: 25 im Lager und 15 arbeiten im techniknahen Bereich. 25 Millionen Mark haben die Stuttgarter in ihr neues Logistikzentrum investiert, und man habe "diesen Betrag nicht überschritten", wie Jörg Speikamp, Geschäftsführer der Magirus Sys-tems Integration (M-Site), versichert. Die Grundfläche beträgt 12.000 Quardatmeter, davon 10.000 für Logistik (4.500 Palettenplätze und 16.000 Bodenplätze) und 2.000 Quadratmeter für Büroräume. Derzeit gibt Speikamp die Auslastung mit 80 Prozent beim Ein-Schicht-Betrieb an. Langfristig, mit zunehmender Expansion in Europa, ist ein Drei-Schicht-Betrieb geplant. Neben der Logistik hat Magirus in Illkirch auch das Magirus-Integrationszentrum, M-Site, für die Konfiguration von Hardware- und Softwarekomponenten, ein Schulungs- und Democenter angesiedelt. Derzeit arbeitet das Logistikzentrum noch zu 50 Prozent für die Magirus-Kunden in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz), die andere Hälfte verteilt sich nach Umsatzgröße auf die anderen europäischen Niederlassungen. (ch)

Zur Startseite