Mahlzeit!

08.03.2001
Von hungrigen Händlern und satten Herstellern

"Think!" lautete in grauer Urzeit einmal das Motto von IBM, dem noch immer bekanntesten Hersteller von Kugelkopfschreibmaschinen. Nachdenken - dieser Anspruch, leider immer seltener in die Tat umgesetzt - sollte in der recht knappen Zeit zwischen Karneval und Cebit bei den Herstellern sowie den Distributoren an erster Stelle stehen. Um nah und billig am Händler zu sein, richten die Branchengrößen bei den Distributoren sogenannte Kompetenzzentren an. Hört sich gut an, hält aber einer näheren Überprüfung des viel versprechenden, wohlklingenden Namens nicht stand. Eher scheint dort der ein oder andere Außendienstler eine Versetzungsstrafe abzusitzen. Ob nun Compaq, IBM, FSC oder wie sie alle heißen - Flexibilität und Kundennähe gibt es erst ab 10.000 Mark Auftragssumme. Überhaupt macht sich im Jahre eins nach Millennium ein Wandel der Attribute zu Ungunsten der Distis breit. Es wird wieder schlampiger verpackt, unvollständige Lieferungen häufen sich, Reklamationen werden auf die lange Bank geschoben, Ansprechpartner verschanzen sich hinter Telefoncomputern. Selbst Anfragen nach vertraglich zugesicherten Demogeräten werden sinngemäß mit "Haben wir bei diesem Modell nicht nötig!" abgetan. Tugenden, wie einst bei Fachhandelsfreund Epson oder bei Creative, werden immer seltener. Für einen Demorabatt von drei Prozent, nicht etwa dreißig, ist bei V7, der Hausmarke des angeblich kurzgetretenen Ingram-Verbundes, Füßeküssen angesagt. Faxe, E-Mails, Telefonate haben zu guter Letzt gerade die Kosten wieder egalisiert. Toll, wo kann ich mich bewerben? IBM hatte früher einmal mit Demoschecks für Hochwertiges im Verkaufsraum gesorgt. Zur Zeit herrscht da Funkstille, aber angeblich sucht Big Blue hungrige Händler. Ob für eine Massenveranstaltung am kalten Büffet oder nur, um in der Zeitung zu stehen, bleibt noch abzuwarten. Wer seine Fachhändler so darben lässt, sollte keine Mühe haben, Hungrige zu finden. Pikanterweise hießen damals auch alle Fachhandelsaktionen mit Nachnamen satt, also "Infos satt" oder "Demos satt". Danach brachen die schlechten Jahre an, den Fachhandel gab es für IBM nicht mehr. Verständlich, dass sich alles auf die Rosinen stürzt, sprich Volumengeschäfte und Direktvertrieb mit der Industrie, zumindest ohne weiteres Nachdenken. Drückermentalität statt kaufmännischer Dienst-leistung? Jedenfalls konnte mir das Kompetenz-Center von Fujitsu Siemens das Media-Markt-Modell für 1.998 Mark nicht anbieten. Mein Fazit: Wer als Hersteller etwas verkaufen will, soll es beim Fachhandel in den Laden stellen. Das funktioniert seit Tausenden von Jahren und branchenübergreifend!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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