Manager im Dialog

26.09.1997
Seit einem Jahr gehört Sven Kielgas (35) zur Führungsmannschaft des Geschäftsbereichs Anwendungssoftware bei der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG. Der gebürtige Düsseldorfer - laut eigener Aussage "Rheinländer aus Passion" - studierte vierzehn Semester lang Medizin. Er schloß das Studium sogar mit dem zweiten Staatsexamen ab, obwohl ihm nach einigen Semestern "schnell klar war", daß er nie Arzt werden würde. Parallel arbeitete er nämlich am Rechenzentrum der Universität und entwickelte dadurch sein Interesse für die EDV-Branche. Nach dem Studium stieg er als Key Account Manager bei dem mittelständischen Softwarehaus OCP ein und ging zwei Jahre später zu Novell als Marketing Manager. Vom Rhein zur Isar wechselte er 1994, als er Marketingdirektor und Mitglied der Geschäftsführung bei Apple Computer wurde. Bei Siemens Nixdorf ist er Vice President Marketing und ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung.

Seit einem Jahr gehört Sven Kielgas (35) zur Führungsmannschaft des Geschäftsbereichs Anwendungssoftware bei der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG. Der gebürtige Düsseldorfer - laut eigener Aussage "Rheinländer aus Passion" - studierte vierzehn Semester lang Medizin. Er schloß das Studium sogar mit dem zweiten Staatsexamen ab, obwohl ihm nach einigen Semestern "schnell klar war", daß er nie Arzt werden würde. Parallel arbeitete er nämlich am Rechenzentrum der Universität und entwickelte dadurch sein Interesse für die EDV-Branche. Nach dem Studium stieg er als Key Account Manager bei dem mittelständischen Softwarehaus OCP ein und ging zwei Jahre später zu Novell als Marketing Manager. Vom Rhein zur Isar wechselte er 1994, als er Marketingdirektor und Mitglied der Geschäftsführung bei Apple Computer wurde. Bei Siemens Nixdorf ist er Vice President Marketing und ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung.

1. Was gefällt Ihnen an Ihrer jetzigen Tätigkeit am meisten? Als Software-Marketier in diesem Unternehmen genau das zu betreiben, was nicht unbedingt zu seinen historischen Stärken gehört: Software und Marketing.

2. Was gefällt Ihnen überhaupt nicht? Die dunkelbraune Auslegware in meinem Büro.

3. Wie werden Sie mit Mißerfolgen beziehungsweise Enttäuschungen fertig? Wahrscheinlich wie viele andere auch: Indem jene eher zur Minderheit der Ereignisse gehören. Und durch den festen Glauben an das eigene Vermögen zur Mehrheit.

4. Wie motivieren Sie sich? Zu erleben, wie ein Team nicht schlicht Jobs erledigt, sondern ein Anliegen erfüllt; oder, wenn Kunden nicht banal ein Produkt erwerben, sondern der Kraft einer Idee folgen: Beides ist für mich schönste Motivation. Schließlich ist der Applaus das Brot des Künstlers.

5. Wie gehen Sie mit der Angst vorm Scheitern um? Nur wer nicht an Mißerfolgen wächst, braucht sich diese Frage zu stellen.

6. Welche persönlichen beziehungsweise charakterlichen Eigenschaften waren und sind für Ihre Karriere wichtig? Welch gräßliche Frage! Nun denn, wohl vor allem das Glück, stets von Menschen mit brachliegenden Talenten umgeben zu sein. Wahrscheinlich auch die Fähigkeit zur Motivation durch Inspiration. Und vielleicht das Faible für strukturierte Konzepte und zu Ende gedachte, stringente Prozesse. Oder etwa meine Auffassungsgabe? Dann doch eher die Beherrschung der direkten Rede. Denn Sprache ist Macht.

7. Welche Ihrer Eigenschaften waren und sind eher hinderlich? Meine ausgeprägte Tendenz zur Überforderung meiner Umwelt: Zu viel, zu schnell, zu direkt und zu dominant beeinflussen zu wollen. Neben meiner Unnachgiebigkeit in Fragen der ästhetischen Gestaltung, des qualitativen Auftritts jeglicher Kommunikation. Manche nennen das auch Detailfetischismus.

8. Von welchem Menschen haben Sie am meisten gelernt? Und was? Viel stammt von meinem Großvater mütterlicherseits. Nämlich, daß sich der aufrechte Gang und ein zivilisierter Umgang, souveräne Pflichterfüllung und kultiviertes Leben keinesfalls ausschließen. Neben diesen Tugenden eines preußischen Offiziers lehrte mich meine Großmutter (seine Frau und ihrerseits nun Musikerin und Bohèmienne), daß einen nur die Nonchalance letztendlich weiterbringt. Schließlich von meinen Eltern: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Selbst.

9. Über welche Eigenschaften muß die ideale Führungskraft verfügen? Zunächst sicher, "zuhören" als aktives Verb zu begreifen. Dann: Prägung durch Inspiration gepaart mit einer Portion pädagogischen Eros. Natürlich auch das Vermögen, anderen Freiräume zur Entfaltung zu schaffen, aber auch Prinzipien zu etablieren, die Halt geben. Vor allem jedoch: physische Präsenz. Wovon ich leider viel zu wenig besitze.

10. Welchen Rat würden Sie jungen Menschen für ihre Karriere geben? Die lehrreichste Verbindung zwischen zwei Punkten ist nicht selten die Kurve. Vor allem, wenn sie über's Ausland führt. Und wenn mit Maß und Verstand angewendet, versteht sich.

11. Wenn Sie Ihr Leben noch einmal von vorne beginnen könnten, was würden Sie anders machen? Definitiv die humanitäre Entscheidung früher treffen, mich den potentiellen Patienten zu ersparen. Und statt Anatomie Kunstgeschichte zu hören.

12. Was möchten Sie in Ihrem Leben noch erreichen? Wird nicht verraten. Nur so viel: Privat und beruflich habe ich noch einiges vor. In jedem Falle aber bitteschön intensiv.

13. Was hoffen Sie am meisten? Daß wir aktiv an den wichtigsten Errungenschaften der Aufklärung, mithin der Basis unserer europäischen Kultur festhalten. Indem wir Gerechtigkeit, Toleranz, Vielfalt und Freiheit (des Anderen!) als höchste Güter begreifen. Denn eine Gesellschaft ist nur so gut, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht. Schließlich bezieht sie alle Impulse, ihre Zukunft von dort.

14. Was fürchten Sie am meisten? Daß der institutionalisierte Neid - wie schon einmal - zur bedeutendsten politischen Kraft avanciert. Und mit ihm Totalitarismus und Fundamentalismus Urständ feiern, noch dazu von dumpfen Populismen geschürt. Ein leider nicht seltener Nebeneffekt wirtschaftlicher Zwangslagen. Deshalb aber keinesfalls ein zwangsläufiger.

15. Welches Lebensmotto haben Sie? Frei nach Hans Mayer: Grenzüberschreitung als raison d'Étre.

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