Manager im Dialog

02.06.1998

Hardy Köhler (35), zuletzt Manager Partner Sales bei Lotus Development, ist neuer Manager der Lotus/IBM Partner Organisation Central Europe. Seine zehnjährige Tätigkeit in der IT-Branche begann er als Marketing-Leiter bei einem deutschen Consulting-Unternehmen, das sich auf die Markteinführung von amerikanischen und kanadischen Soft- und Hardwarefirmen auf dem europäischen Markt spezialisiert hat. Vor seinem Wechsel zu Lotus arbeitete Köhler als Sales Director für R. R. Donnelley Global Software Services. Weiterhin war er als Geschäftsführer der Symantec Zentraleuropa tätig. Zu seiner Aufgabe gehörte der Aufbau der GmbH in Düsseldorf und einer Marketing- und Vertriebsstruktur für das Unternehmen.1. Was wollten Sie als Kind später einmal werden?

Leider wurde das nicht überliefert. Ich weiß nur, daß ich schon im Sandkasten versucht habe, den anderen Kindern meinen Sandkuchen zu verkaufen oder vorzugeben habe, wie der Kuchen aussehen sollte.

2. Wenn Sie heute nicht Manager wären, mit welcher Tätigkeit würden Sie dann am liebsten Ihr Brot verdienen?

Irgendwas "Kreatives", wie zum Beispiel Architekt oder Koch.

3. Was war Ihr bisher grösster Erfolg?

Sicherlich ganz weit oben das Zusammentreffen zwischen mir und dem Headhunter der Firma Lotus kurz nach der Übernahme durch die IBM.

4. Ihr grösster Flop?

Der Versuch, ein Utilitypaket (Norton Desktop für Windows) zu Microsoft Windows zu verkaufen - und das einen Tag, bevor Bill Gates mit der Welt seine Theorie über die neue Version (damals Win 3.11) geteilt hat. Das Ergebnis war, daß ich 35.000 Pakete einstampfen lassen konnte.

5. Ohne was kommt ein Manager nicht aus?

Auf gar keinen Fall ohne gute Mitarbeiter, die die Aufgabe genau so ernst nehmen wie der Manager selbst.

6. Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?

Ich bin in dieser Beziehung sehr zufrieden mit der Standardausstattung.

7. Was machen Sie abends, bevor Sie das Licht ausmachen?

Viel zu selten nehme ich meine Frau oder meine Kinder in den Arm. Meistens beschränkt es sich auf ein Telefonat.

8. Vor was haben Sie Angst?

Angst habe ich vor der Engstirnigkeit einiger Leute, die nur darauf bedacht sind, ihre eigenen Besitzstände zu verteidigen, aber nicht das ganze Bild sehen. Zum Beispiel vor Politikern, die lieber die nächste Wahl gewinnen, als fünf Millionen Arbeitsplätze oder zumindest die Grundvoraussetzungen dafür zu schaffen.

9. Wann sind Sie so richtig mit sich und der Welt zufrieden?

Wenn ich sehe, daß die Welt sich wirklich in die Richtung bewegt, auf die ich meine Mitarbeiter und Partner vorbereitet habe. Oder wenn das Fußballteam meiner Söhne gewinnt.

10. Wozu können Sie nicht "nein" sagen?

Zu einem guten Essen oder einem Abend im Kreise meiner Familie und ganz vieler Freunde.

11. Was können Sie überhaupt nicht leiden?

Engstirnigkeit und Stillstand.

12. Bei welcher Gelegenheit können Sie leidenschaftlich werden?

Da ich ein sehr leidenschaftlicher Mensch bin, passiert mir das bei sehr vielen Gelegenheiten.

13. Was würden Sie als erstes tun, wenn Sie Kanzler von Deutschland wären?

Die längst überfälligen Reformen im Bereich Steuern und Sozialwesen einleiten. Danach würde ich versuchen, aus Deutschland eine Dienstleistungsgesellschaft zu machen - auch schon längst überfällig.

14. Mit wem möchten Sie gerne mal einen Abend verbringen?

Mit Lou Gerstner, weil er für mich einer der interessantesten Manager der Industrie ist. Darüber hinaus hat er bei weitem mehr Ausstrahlung als andere Topmanager und legt keinen Wert darauf, die Industrie zu monopolisieren.

15. Welches Lebensmotto haben Sie?

Alles ist wie der Mond: Wenn er nicht zunimmt, nimmt er ab.

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