Korruptionsskandal

Manager von Media-Saturn in Untersuchungshaft

20.10.2011
In der Bestechungsaffäre bei Media-Saturn sind fünf Haftbefehle erlassen worden.
Dunkle Machenschaften in Ingolstadt: Media-Saturn kommt nicht aus den Schlagzeilen.
Dunkle Machenschaften in Ingolstadt: Media-Saturn kommt nicht aus den Schlagzeilen.
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Die Bestechungsaffäre bei Media-Saturn, bei der im Juli unter anderem auch die Konzernzentrale in Ingolstadt durchsucht worden war (--> wir berichteten), hat jetzt zu fünf Haftbefehlen geführt. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sitzen mittlerweile fünf Beschuldigte in Untersuchungshaft – darunter ein Top-Manager (Bruno Herter) der deutschen Media-Markt-Organisation und dessen Ehefrau. Bei den anderen Personen handelt es sich um Geschäftspartner von Media-Saturn.

Die Zeitung zitiert den Augsburger Leitenden Oberstaatsanwalt Teinhard Nemetz mit den Worten: "Wir gehen von besonders schweren Fällen der Bestechung und der Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr aus." Einer der Hauptangeklagten ist demnach Peter N., ein Geschäftsmann aus Wetzlar. Er soll Verantwortliche bei Media-Saturn mit 3,5 Millionen Euro geschmiert haben. Im Gegenzug wurden den Kunden in den Media-Markt-Läden ausschließlich Verträge für Internetanschlüsse seiner Firmen angeboten. Die Marktleiter sollen "aus der übergeordneten Media-Saturn-Organisation heraus angewiesen worden sein, mit Peter N. zu kooperieren", wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Als Provisionen hat Peter N. dann nochmals über einen Zeitraum von fünf Jahren ca. 50 Millionen Euro Provision bekommen.

Die Bestechungsgelder seien über Immobilien in den USA gewaschen worden, wobei auch die Ehefrau des jetzt in Haft sitzenden Media-Saturn-Managers eine Rolle spielte. Ein 800.000-Euro-Transfer zwischen einer Firma von Peter N. und einem Unternehmen, an dem zum fraglichen Zeitpunkt Herters Ehefrau beteiligt gewesen sein soll, kam den Ermittlern seltsam vor.

Interessant ist auch, dass sich diese Geschichte erneut im internen Streit zwischen den Media-Saturn-Gesellschaftern widerspiegelt (--> wir berichteten). Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung haben die Firmengründer Erich Kellerhals und Leopold Stiefel bei der letzten Gesellschafterversammlung mit ihrer Sperrminorität einen Antrag des Hauptgesellschafters Metro blockiert, Michael Rook, Mitglied der Media-Saturn-Geschäftsführung, vorläufig zu beurlauben. Er war jahrelang der Vorgesetzte des nunmehr verhafteten Managers, und auch gegen ihn wird wegen Korruptionsverdacht ermittelt.

Den Stein ins Rollen gebracht hatten anonyme Briefe, die 2010 bei Media-Saturn und der Augsburger Staatsanwaltschaft eingegangen waren. Der Verfasser gilt als Insider, da er "präzise, detailliert und mit viel Hintergrundwissen" (Süddeutsche Zeitung) die Kickback-Geschäfte beschreibt. Zuletzt wurde gegen 19 Personen ermittelt.

Update (27.10.): In der Zwischenzeit wurde Michael Rook suspendiert. Er sei "bis zur endgültigen gerichtlichen Klärung der Vorwürfe im Rahmen des Ermittlungsverfahrens beurlaubt". (tö)

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