Mansoft: Franzose verkauft PCs aus Europa für Europa

09.05.1997
MÜNCHEN: Außer SNI tummeln sich nur Japan und USA auf dem internationalen PC-Markt? Falsch! Gleich seinem Landsmann Asterix versucht nun der französische Anbieter Mansoft den fremdländischen Rechner-Marketiers Paroli zu bieten.Nach außen wirkt Mansoft-Gründer und Geschäftsführer Jacques Paucker wie der archetypische französische Lebemann: ausgewählte Garderobe, beste Umgangsformen und eloquenter Weinliebhaber. Im Geschäftsleben ist der 51jährige jedoch erklärter Anhänger asiatischer Tugenden: Komplette Hingabe an die Sache und Bienenfleiß. Mit nur zwölf Angestellten hat er im vergangenen Jahr 230 Millionen Franc umgesetzt. Die Wachstumsrate liegt angeblich bei 100 Prozent. "Ich habe keine Sekretärin. Meine Briefe schreibt der Computer", kokettiert der Franzose.

MÜNCHEN: Außer SNI tummeln sich nur Japan und USA auf dem internationalen PC-Markt? Falsch! Gleich seinem Landsmann Asterix versucht nun der französische Anbieter Mansoft den fremdländischen Rechner-Marketiers Paroli zu bieten.Nach außen wirkt Mansoft-Gründer und Geschäftsführer Jacques Paucker wie der archetypische französische Lebemann: ausgewählte Garderobe, beste Umgangsformen und eloquenter Weinliebhaber. Im Geschäftsleben ist der 51jährige jedoch erklärter Anhänger asiatischer Tugenden: Komplette Hingabe an die Sache und Bienenfleiß. Mit nur zwölf Angestellten hat er im vergangenen Jahr 230 Millionen Franc umgesetzt. Die Wachstumsrate liegt angeblich bei 100 Prozent. "Ich habe keine Sekretärin. Meine Briefe schreibt der Computer", kokettiert der Franzose.

Seit 1994 läßt der ehemalige französische Atari-Chef in der Nähe von Paris PCs fabrizieren. Die Differenzierung zwischen Assemblierer und Hersteller ist für ihn rein akademisch: "Ist Compaq nicht auch nur ein Assemblierer?" fragt er. Die Komponenten stammen von Markenlieferanten wie Gigabyte, Seagate oder Miro, versichert Paucker.

"Unsere Hauptvertriebskanäle in England und Frankreich sind große Handelsketten wie Virgin und Carrefour", erklärt er. In seinem Heimatland habe er im Retail-Markt bereits einen Marktanteil von zehn bis 15 Prozent erreicht. Für den deutschen Markt geht er den Weg über die Distribution. Im August hat er einen ersten Vertrag mit der deutschen Tochter des dänischen Großhändlers Kijaka abgeschlossen. Ganz bewußt habe man sich keinen Broadliner ausgesucht, sondern einen kleinen Partner, der die Mansoft PC-Marke MS Net engagiert vermarkte "und nicht nur den Telefonhörer abhebt".

Konkrete Stückzahl- oder Umsatzerwartungen haben die Franzosen erstmal nicht. Für den Anfang liegt der Vertriebsfokus auf Retail-Ketten. Mindestens die Hälfte aller Verkäufe sollen in diesen Kanal gehen. Ist die Marke dort einmal etabliert, kommen auch die klassischen Fachhändler mit High-End-PCs für den professionellen Anwender an die Reihe. Seinen Händlern verspricht Paucker nicht das Blaue vom Himmel herunter. Mehr als Standard-Margen sind auch bei ihm nicht drin. Als Mehrwert gegenüber dem Mitbewerb offeriert er etwas anderes: keine Überdistribution, komplett vorinstallierte Systeme inklusive Star Office 4.0 und dem MS Internet Explorer 4.0 sowie eine Notfall-Diskette und CD-ROM. Mit der können angeblich auch Laien automatisch wieder die Konfiguration zum Zeitpunkt der Auslieferung wiederherstellen, ohne Windows neu zu installieren. Um einen flächendeckenden Service garantieren zu können, hat Mansoft ein Abkommen mit dem Braunschweiger IBM-Partner CSS unterzeichnet, der auch für Frank & Walter arbeitet. Statt eines Vor-Ort-Services bevorzugt Mansoft dabei ein 48 Stunden-Abhol- und Reparatur-Angebot. Überhaupt sei der Kunde immer Maß aller Dinge - auch bei der Verpackung: "Die transportfreundlichen Griffschlaufen des PC-Kartons aus Naturfasern kommen nicht nur der Umwelt zugute, sondern dienen auch dem Komfort des Käufers", heißt es in der Mansoft-Werbung. (ld)

Mansoft-PC

Facts & Figures

Sechs Modelle umfaßt die PC-Palette von Mansoft, und MS Net ist deren Markenname. Die Komplettsysteme sind sämtlich mit CD-ROM-Laufwerk, Soundkarte und Lautsprechern ausgestattet sowie Windows 95, Star Office 4.0, MS Internet Explorer 4.0 und MS Games. Die Einsteigermodelle (Entryline) basieren auf 166 MHz-MMX-CPUs von Intel beziehungsweise dem K6 von AMD mit gleicher Taktzahl. Dazu gibt's 16 MB RAM, eine 3D-Grafikkarte, 1,7 GB Festplatte, ein 12fach CD-ROM-Laufwerk und Lautsprecher mit 16-Bit-Stereosound. Die beiden Büro-PCs (Businessline) warten mit 200 MHz-CPUs auf, 2 GB Festplatte, und 16fach CD-ROM-Drives. Die High-End-Rechner (Powerline) takten mit 233 Mhz, haben 32 MB RAM und 2,5 GB Festplatte. Ansonsten sind sämtliche Modelle gleich ausgestattet. Der Entryline-PC kostet beim Distributor Kijaka 1.350 Mark in der AMD-Version. Mit Intel-CPU ist er 66 Mark teurer. Die Businessline ist für 1.664 beziehungsweise 1.779 Mark zu haben, und die Powerline hat einen Einkaufspreis von 2.165 (AMD) und 2.184 Mark (Intel). Mengenrabatte gibt's natürlich auch. (ld)

"Wie verkaufen nicht die PCs, die wir gebaut haben, sondern wir bauen PCs, die gekauft werden", verspricht Mansoft-Chef Jacques Paucker.

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