Marco Börries: "Wir haben eine phantastische Resonanz"

04.04.2002
Verdisoft bietet eine "umfassende Technologie für das Management digitaler Endgeräte". Ende des Jahres will der Gründer Marco Börries mit dem Crosspoint-Server erste Umsätze erwirtschaftet haben. Das Partnerprogramm ist bereits in Arbeit.

Im April vergangenen Jahres konnte Marco Börries, Gründer und ehemaliger CEO der Softwarefirma Star Division, zwei Nächte lang nicht schlafen. "Mir war eine Problematik klar geworden, die mit der Verbreitung mobiler Endgeräte einhergeht", erklärt er. Die Frage, die ihn beschäftigte: Wie kann man die Flut der digitalen Endgeräte in den Griff bekommen und diese individuell mit möglichst wenig Aufwand managen? Nach ein paar durchwachten Nächten hatte Börries "die Lösung in ihren Grundzügen im Kopf" und machte sich daran, sie zu realisieren.

"Mir war klar, dass es so etwas noch nicht gibt. Wir haben keine direkte Konkurrenz", beteuert Börries. Im August 2001 nahm Börries acht Millionen Dollar und steckte sie als Eigenkapital in die Firma Verdisoft, die neben einer Niederlassung in Palo Alto auch in Hamburg ein Niederlassung betreibt. Das Produkt des jungen Unternehmens, der Crosspoint Server, soll Mitte des Jahres marktreif sein. Ende des dritten Quartals will Börries erste Umsätze aufweisen können.

Der Crosspoint-Server nutzt die strukturelle Gemeinsamkeit der Endgeräte und ermöglicht so deren Skalierbarkeit. Der Server besteht aus drei Modulen. Das "Software Component Management" kontrolliert Gerätetreiber, Betriebssysteme und Software-Applikationen. Das Modul "Data Delivery and Management" überträgt personalisiert Daten und Inhalte, und das Modul "Preference and Configuration Management" überwacht und pflegt die Einstellung einzelner Geräte. Die Integration in vorhandene Systeme wird durch offene XML- und Java-Schnittstellen gewährleistet.

Laut Börries gehen konservative Schätzungen von über einer Milliarde digitaler Endgeräte weltweit aus. Verdisoft teilt sie in drei Kategorien ein: die "Personal Devices" wie Handys, PDAs, Spielekonsolen oder digitale Camcorder. Dann gibt es die "Controller Devices" wie DSL-Router, Alarmanlagen oder Telefonanlagen oder Haushaltsgeräte, und zum Dritten die "Vertical Solution Devices", zum Beispiel Selbstbedienungsterminals bei Banken oder Systemsteuerungen in Fertigungsanlagen. All diese Geräte sollen durch die Verdisoft-Technologie gemanagt werden.

Programme für Entwickler und Serviceprovider

Verdisoft hat Serviceprovider, Gerätehersteller und Unternehmen mit einer großen Zahl an mobilen Endgeräten im Visier. Netzbetreiber könnten ihren Kunden so Lösungen anbieten mit denen diese ihre persönlichen Einstellungen auf dem Handy beibehalten können, auch wenn das Gerät wechselt. Käufer von DSL-Routern, die für ihr Home-Network eine Firewall, ein VPN, Kindersicherung und Virenschutz einrichten wollen, könnten Wartung und Pflege der Einstellungen dann von ihrem Serviceprovider beziehen.

Ein weiteres Szenario: Wenn Kühlschränke im Zuge der Telemetrie in Zukunft an einen Crosspoint-Server angeschlossen sind, kann der Hersteller des Gerätes seinen Kunden anbieten, die Arbeitsleistung des Kühlschranks ständig zu überwachen. So können Wartungen und Aktualisierungen frühzeitig vorgenommen werden. Börries: "Bislang gibt es Lösungen für einzelne Nischen, aber keine umfassende Komplettlösung für diese Problematik."

In diesen Entwicklungen sieht Börries auch für Systemhäuser gute Chancen. "Wir stellen die Infrastruktur, auf der Lösungen entwickelt werden können", erklärt er. In den nächsten Wochen werden Partnerprogramme ins Leben gerufen - eines für Systementwickler und eines für Serviceprovider. Wie diese genau aussehen, weiß der Verdisoft-Boss noch nicht - wahrscheinlich wird es primär um IT-Dienstleistung gehen.

Sicher ist er sich allerdings, dass es sich lohnen wird - sowohl für die Partner als auch für Verdisoft selbst. Das muss es auch, denn Börries hat die acht Millionen Dollar Startkapital aus eigener Tasche finanziert. "Wir haben ein phantastische Resonanz", schwärmt er, "Die Beta-Phase läuft gerade an. Wir werden nicht mehr als zehn Kunden in die Beta nehmen. Interessenten gibt es aber weitaus mehr."

www.verdisoft.com

ComputerPartner-Meinung:

Man könnte Börries als bodenständigen Visionär bezeichnen. Seine Geschäftsidee leuchtet ein, auch wenn die Lösung ein wenig futuristisch anmutet. Für Verdisoft werden sich wahrscheinlich vor allem Partner interessieren, die auch einen Hauch Vision leben und über die vorhandenen Grenzen hinaus denken können. (gn)

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