Marge in Raten

02.04.1999

Massenanbieter 1&1 hat pünktlich zum Jahreswechsel den PC unter 1.000 Mark erfunden. Mit im Team der Kampfpreise: Marktführer Compaq. Das Angebot klingt verlockend: ein Presario Midi Tower, exklusiv für 1&1 gebaut, 333-Mhz-AMD-Prozessor, 32 MB RAM, 15 Zoll-Monitor, CD-Rom-Laufwerk, etcetera, etcetera. Damit haben die Jungs aus Montabaur sogar die Angebote in den Supermärkten unterboten. Doch damit nicht genug: Seit letzter Woche ist 1&1 mit dem Preis noch ein Stückchen runter gegangen. 799 Mark inklusive Mehrwertsteuer für ein Markengerät. Die Zielgruppe, der einsteigende Heimanwender, darf sich freuen.Bei diesem Kampfpreis steht allerdings eine große Frage im Raum: Wie machen die das? Denn 1&1 kauft den Presario bei Compaq für rund 800 Mark ein - es bleibt also erst einmal in Montabaur nichts hängen. Auch von Compaq bekommt der PC-Anbieter nichts, obwohl durch diese Aktion ja auch der Marktanteil der Jungs aus Dornach kräftig gepuscht wird. Bei genauerem Hinsehen allerdings merkt man, daß 1&1 keineswegs so heftig draufzahlt wie angenommen. Jeder verkaufte 799-Mark-Presario hat nämlich sozusagen Spätfolgen. Frei nach dem Prinzip der gesponsorten Handys aus der Telekommunikationsbranche hat 1&1 kurzerhand eine zweijährige Vertragsbindung an den Superpreis gehängt. Also heißt es für den Heimanwender 29,90 Mark Grundgebühr pro Monat und je Stunde Internet drei Mark bei monatlich drei Freistunden - und das zwei Jahre lang. Das macht insgesamt einen Preis von etwa 1.500 Mark. Keine schlechte Idee - wenn die Kunden mitspielen. Die TK-Branche ist mittlerweile dabei, die Vertragsbindung langsam, aber sicher wieder abzuschaffen. Und die PC-Branche führt sie ein?

Doch anscheinend hat der Kunde "PC-Einsteiger mit Internetavancen" kein Problem mit einer Dauerbeziehung zu 1&1. "Das Interesse an unserem Angebot ist sehr groß," erklärt Manfred Barth, Sprecher bei 1&1. "Wir gewinnen dadurch genau die Neukunden, die wir anvisieren, nämlich Einsteiger, denen 1.500 Mark am Stück für ein Gerät zu viel sind," ergänzt er. Genaue Zahlen sind zwar noch nicht bekannt, aber die Anbieter aus Montabaur sind zuversichtlich. Daß sie an dem Gerät erst einmal nichts verdienen, wenn nicht sogar draufzahlen, stört anscheinend nicht. "Folgegeschäfte im Internetbereich sind wahrscheinlich", prophezeit Barth.

Stimmt: Denn das Angebot ist trotz Vertragsbindung und monatlicher Grundgebühr unschlagbar. AOL und T-Online können nicht mithalten, weder bei der vorsichtigen Variante für 29,90 Mark noch beim Vielsurfertarif für 49,90 Mark Grundgebühr mit 30 Freistunden im Monat. Und durch die Grundgebühr sichert sich 1&1 Monat für Monat die Marge - auch wenn sie nur in Ratenbeträgen eintrudelt.

Gabriele Nehls

gnehls@computerpartner.de

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