Marktforscher sagen für 2002 gigantisches Wachstum voraus

07.01.1999

MÜNCHEN: Unternehmen werden nach der Millenniumwende mehr und mehr auf serverunterstützte Systeme (Thin Clients) setzen. Denn laut Anbietern und Marktforschern überwiegen hier administrative, sicherheitstechnische und finanzielle Vorteile gegenüber individuell konfigurierten Systemen."Wir bewegen uns mit Thin-Client-Anwendungen ausschließlich im Business-to-Business-Geschäft. Ein Markt, der nach wie vor sehr konservativ ist: Es wurde noch nie ein Manager für die Anschaffung von IBM-PCs gefeuert. Neue Ideen schätzen die Entscheider dagegen als riskant ein", versucht Tim Kellog, Senior Product-Manager bei Network Computing Devices (NCD), das derzeit fest verankerte Denken der wohl umsatzträchtigsten Zielgruppe zu erklären. Laut Kellog ist das einer der Gründe, warum Thin Clients bisher noch nicht den Durchbruch geschafft haben.

Die Marktforscher prognostizieren hingegen künftig rosige Zeiten für die serverunterstützten Terminals. So gehen die Analysten von Gartner Group noch in diesem Jahr von einer Verdopplung der weltweit installierten Thin Clients aus: von 350.000 Systemen 1998 auf 700.000 im laufenden Jahr. Für 2002 rechnen die Marktforscher mit fünf Millionen. IDC prognostiziert über sechs Millionen Thin Clients für 2003 (siehe Grafik).

Betrachtet man die internationalen Trends bei den Hardware-Herstellern, könnten die Vorhersagen ihre Berechtigung haben: Anbieter wie beispielsweise NEC, Matsushita, Gateway und das schwedische Unternehmen Multi Q bringen verstärkt Flat-Panel-Computer (Flachbildschirme mit im Fuß integriertem Single-Board-PC) auf den Markt, wobei insbesondere japanische und amerikanische Kunden auf diese Produkte anspringen.

Verkaufsargumente für Thin Clients

Als Verkaufsargumente im Projektgeschäft sehen die Anbieter vor allem folgende Punkte:

- Erhöhter Sicherheitsstandard, da sensible Daten zentral auf dem Server gespeichert sind und nicht mehr auf den einzelnen Desktops der Mitarbeiter.

- Hard- und Software veralten nicht so schnell, weil Upgrades zentral über den Server installiert werden.

- Administration und Koordination eines Unternehmens werden langfristig kostengünstiger und einfacher: Alle Mitarbeiter arbeiten mit den gleichen Programmen; neue Applikationen können schneller installiert werden (zur ausführlichen Information siehe auch das Thema der Woche in ComputerPartner 23/99 ab Seite 74).

Trotz der aufgezählten Vorteile, die Zielgruppen wie Banken, Versicherungen oder auch große Einzelhandelsketten ansprechen könnten, schränkt der amerikanische Manager aber ein: "Thin Clients werden derzeit Desktops nicht völlig ersetzen. Für High-End-Anwendungen - zum Beispiel im Maschinenbau - oder Manager, die mobile Arbeitsplätze haben, sind Desktops oder Notebooks immer noch die bessere Lösung."

Während in den USA die Kosten für einen Thin-Client-Arbeitsplatz (499 Dollar ohne Monitor) laut Kellog nur noch die Hälfte eines traditionellen PCs ausmachen, sind in Deutschland die Anschaffungskosten gleich: "Unseren Kunden würde ich die Installation eines Thin-Client-Systems erst ab 15 Anwendern empfehlen, darunter lohnt es sich nicht. Die Anschaffungskosten sind zwar die gleichen wie bei Desktops, aber was Wartung und Support angeht, minimieren sich die Kosten nach und nach für die Kunden", erklärt Helmut Schindler, Geschäftsführer von SHS & Partner in Eschenbach. Und als Beispiel aus der Praxis fügt er hinzu: "Ein Kunde von uns ist eine Steuerberatungskanzlei mit zwei regionalen Standorten. Wenn wir hier Software-Upgrades vornehmen, klinken wir uns nachts in den Server ein, installieren die neue Version, und am nächsten Morgen kann jeder Mitarbeiter bereits damit arbeiten. Würde das Unternehmen immer noch mit Desktops arbeiten, müßten wir den Laden für zwei Tage schließen und auf jedem PC Einzelinstallationen vornehmen. Wer kann sich das heute noch leisten?" (ch)

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