Massiver Absatzeinbruch bei den Marktführern

11.09.2000
Die Stagnation des deutschen PC-Markts ist offensichtlich. Im dritten Quartal 2000 wurden insgesamt nur 11.000 Rechner mehr verkauft als im Vorjahresquartal.

Der deutsche PC-Markt dürfte den Herstellern im dritten Quartal Bauchschmerzen verursacht haben. Laut den aktuellen Zahlen des Marktforschungsinstituts Dataquest stag- nierte der Markt in Deutschland, während er in Gesamteuropa um 9,7 Prozent gewachsen ist. IDC beziffert das europäische Wachstum mit 11,7 Prozent.

1,63 Millionen Notebooks, Server und Desktops wurden hierzulande zwischen Juli und September verkauft. Nach Stückzahlen liegt Deutschland innerhalb Europas damit immer noch an erster Stelle, doch von Wachstum kann keine Rede sein. Ganze 0,7 Prozent mehr Rechner wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verkauft. Geschäftskunden zeigten sich extrem zurückhaltend, während die Privatkunden fleißig einkauften, erklärt Dataquest. "Die Margensituation im Großkundengeschäft ging gegen Null, und irgendwann ist für die Anbieter die Schmerzgrenze erreicht", so Dataquest-Analyst Thomas Reuner. Vor allem die Stärke des Dollars habe sich negativ auf das Kaufverhalten ausgewirkt, weil die Unternehmen abwarten, ob sich der Euro nicht doch langsam nach oben bewegt.

Hewlett-Packard und IBM waren die Gewinner. Beide haben jeweils 30 Prozent mehr PCs verkauft als im dritten Quartal 1999. Nicht nur in Deutschland, auch in Europa konnten beide überdurchschnittliche Wachstumsraten aufweisen.

Hewlett-Packard glänzte mit Rekordzahlen und eroberte zum ers-ten Mal den dritten Platz der deutschen PC-Charts. IBM hat laut Reuner einige große Projekte gewonnen und deswegen so kräftig zugelegt.

Die anderen drei der Top-Fünf-Anbieter haben Marktanteile verloren. Compaq hat fast ein Viertel weniger PCs verkauft als noch im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Marktanteil der Texaner sank entsprechend von 13,2 auf 9,9 Prozent, was aber immer noch für den zweiten Platz reichte. Gleichzeitig verbuchte Compaq das bisher profitabelste Quartal.

Fujitsu Siemens hat sich ebenfalls um Kostensenkung bemüht und verlor dadurch 10,6 Prozent Marktanteil. Trotzdem liegt das Unternehmen auf dem ersten Platz.

Der Rückgang bei Maxdata war am gravierendsten. Nach einem Einbruch von 32,8 Prozent erreichte das Unternehmen nur noch einen Marktanteil von 4,8 Prozent. Der Belinea-Anbieter hat mit einem dras- tischen Gewinneinbruch zu kämpfen. Das Ergebnis soll in diesem Jahr auf 13 Millionen Mark schrumpfen, im vergangenen Jahr betrug es noch 103 Millionen Mark. Maxdata will nun wie Compaq (siehe Seite 17) den Dienstleistungsweg beschreiten und zum "Full-Service-Provider" für den Mittelstand werden. Gegenüber ComputerPartner weigerte sich Maxdata-Chef Holger Lampatz, die Dataquest-Zahlen zu kommentieren.

Dataquest-Analyst Reuner meint, dass sich Maxdata eindeutig in einer Übergangsphase befinde, es aber noch zu früh sei, irgendwelche Schlüsse zu ziehen. "Während die internationalen Anbieter wie Compaq oder IBM andere Absatzmärkte als Auffangbecken haben, ist Maxdata stark vom deutschen Markt abhängig", kommentiert er. Zudem sei das deutsche Unternehmen stärker von der Währungsproblematik betroffen als internationale Anbieter.

Europas Top-Five

Während der deutsche Markt schwächelte, legten die Stückzahlen in Großbritannien (plus 13,9 Prozent) und Frankreich (plus neun Prozent) deutlich zu. Dataquest geht davon aus, dass Großbritannien davon profitiert, nicht der Euro-Zone anzugehören.

Die Top-Five PC-Hersteller in Europa heißen laut Dataquest Compaq, Fujitsu Siemens, Dell, IBM und HP. Fujitsu Siemens musste im Gegensatz zu den anderen vier einen Rückgang der Stückzahlen im Quartalsvergleich hinnehmen.

Nach dem Ausblick befragt, antwortet Reuner: "Der Markt kommt von einem hohen Vorjahresniveau. Deswegen dürfte es im vierten Quartal nur einen leichten Anstieg geben." Windows 2000, das derzeit nur schleppend eingesetzt werde, soll in den ersten beiden Quartalen 2001 das Geschäft beleben. (is)

www.dataquest.com

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